26. Ich will!

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"Sie kommen rein!", hörte ich das Gebrüll von Berlin und wurde mit einem Mal wieder in die Wirklichkeit gerissen.
Ich streckte die Hand in die Richtung aus, in der ich ihn vermutete und mein Vertrauen zahlte sich aus: Mit einem kräftigen Ruck zog er mich aus der Schussbahn hinter die Kisten.

Meine Augen begannen durch den Schmerz zu brennen, der sich durch meine Brust zog, aber ich hatte zumindest etwas Deckung.
"Geht's?", murmelte der Braunhaarige und half mir dabei, auf die Knie zu kommen.

Ich schaute auf den Boden und griff nach dem Gewehr.
"Jetzt ja", sagte ich, lud die M16 und feuerte nach draußen. Die Waffe fühlte sich falsch an in meiner Hand aber mir konnte nichts passieren, denn Berlin war neben mir.

"Gebt mir Deckung!", brüllte Tokio von der Seite und stürmte nach hinten. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Berlin kamen wir beide hinter den Kisten hervor und hielten Tokio den Rücken frei. Die Polizisten versteckten sich hinter ihren Wällen aus Sandsäcken, während die Kugeln einschlugen.

"Beeil dich Tokio, sie kommen", schrie ich über die Schulter. Sie war nach hinten gerannt und ich konnte nicht erkennen, was sie tat.
Meine Konzentration blieb bei den Polizisten, die immer weiter vorrückten.
Langsam aber sicher leerte sich mein Magazin und auch Berlin schien die Munition auszugehen.

"In Deckung!", ertönte es von hinten und wir sprangen beide zur Seite, als Tokio das Browning zur Front schob.
Ich drückte mich gegen die Rolle hinter mir und griff nach Berlins Hand, der neben mir hockte. Er drückte sie fest und ließ mich nicht los.

Dann lief unser Maschinengewehr auf Hochtouren. Von draußen ertönten Schreie der Polizisten und der Kugelhagel hörte endlich auf, zumindest von einer Seite.
Mit einem Seitenblick schaute ich dabei zu, wie die Munition vom Browning rapide abnahm.

Als die letzte Kugel abgefeuert worden war, nutzten wir den Überraschungsmoment, um endlich die Stahlplatte vor die Öffnung zu drücken.
Während Rio Stützen holte, hielten wir die Tür und Moskau begann direkt mit dem Schweißen.

So schnell wie es ging, hatten wir die Stützen angebaut, festgeschraubt und verschweißt. Von draußen kamen keine Schüsse mehr und erst, als Moskau die Maske absetzte und uns den Daumen nach Oben zeigte, kollabierten unsere Körper.

Berlin und ich sanken nebeneinander zu Boden, bevor er mich an seine Brust zog. Meine Hände schlang ich um seinen Oberkörper und atmete hektisch an seinen Hals.
"Wir haben es geschafft", flüsterte ich und ich spürte das Nicken seines Kopfes, bevor sein Griff sich verstärkte.

Zusammen schleppten wir uns nach oben, die Waffen luden wir vorher nach. Niemand brachte ein Wort heraus.
Denver war der Erste, der im Gemeinschaftsraum ankam. Direkt griff er nach dem Hörer und wartete, bis das Tuten aufhörte.

"Wieso hast du uns nichts gesagt!", brüllte der Braunhaarige und niemand erhob die Stimme, um den Professor in diesem Moment beizustehen. Nicht einmal Berlin.
Doch bevor wir das weiter ausdiskutieren konnten, betrat Helsinki den Raum. Er schleifte den leblosen Körper Oslos mit sich.

"Er ist verletzt! Oslo braucht Hilfe!", sagte er panisch und sofort stürmte ich zu den beiden. Während ich die Wunde des Serben inspizierte, lauschte ich dem Gespräch von Helsinki und Oslo.
"Wer hat den Fluchtplan eingeleitet, Denver. WER?"

Im Augenwinkel sah ich, dass Denver zu Boden schaute. Im Raum war es still.
"Arturo", flüsterte er dann, "Arturo hat es mir gesagt."

Die anderen warfen sich wütende Blicke zu, bevor ich ins Gespräch mit einbezogen wurde. Berlin trat an meine Seite.
"Wie sieht es aus?", flüsterte er, als ich gerade die Pupillenreflexe prüfte.

Ich seufzte laut und schüttelte mit dem Kopf. Das Team zog scharf Luft ein und Berlin begann damit, auf Helsinki einzureden.
Dieser injizierte Oslo ein entzündungshemmendes Mittel und blockte alle Ansätze der Vernunft ab.
"Er wird wieder", murmelte der Riese immer und immer wieder vor sich hin.

Nothing to Lose (Berlin - La Casa de Papel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt