23. Entdeckung

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Von unten ertönte aus dem Nichts lauter Applaus und die Frauen im Büro sahen sich verängstigt an.
"Vielleicht verschwinden die ja endlich", flüsterte Ariadna, welche seit dem Vorfall vorhin noch depressiver wirkte, als ohnehin schon.

"Mach' dir keine falschen Hoffnungen. Wir werden hier wahrscheinlich nie wieder rauskommen", meinte eine der älteren Frauen und schaute sich in dem kleinen Büro um.
Momentan war keine Wache hier, doch die Tür war abgeschlossen und der einzige Weg nach draußen waren die mit Panzerglas verstärkten Fenster.

Selbst wenn man diese aufbrechen könnte, würde es gute zehn Meter nach unten gehen, bevor man auf hartem Beton aufschlug.
Und bisher machte mir keine der anderen den Eindruck, dass sie springen wollen würde.

"Wir wissen es nicht. Keine Ahnung, ob überhaupt eine von euch beiden recht hat. Das wissen nur die Geiselnehmer", sagte ich kopfschüttelnd, um mich in ihr Gespräch mit einzubringen.
Ariadna schnaubte.

"Du wurdest ja auch nicht vom Anführer als Hure beleidigt und geschubst, oder habe ich da etwas verpasst?"
Mit hochgezogener Augenbraue sah sie mich an und ich brachte ein kleines Lächeln zustande, obwohl ich innerlich brodelte.
"Tja, irgendwo hat er ja recht", murmelte ich, mehr zu mir als zu den anderen, doch die junge Frau hatte den Kommentar gehört.

"Was war das gerade?" Sie stand vom Sofa auf und kam zu mir herüber, während sie die Hand der ältesten Frau wegschlug, obwohl diese sie bloß aufhalten wollte.
"Wie hast du mich genannt?"

Provozierend lehnte sie sich zu mir hinunter und mein Lächeln vergrößerte sich etwas.
"Hure. Ich habe dich Hure genannt", meinte ich schlicht und konnte dabei zusehen, wie sie kurz irritiert den Kopf schüttelte.
In ihren Augen funkelte Zorn und sie hob bedrohlich ihren Finger.
"Du-"

In diesem Moment öffnete sich die Bürotür und die Braunhaarige schnellte weg von mir. Denver stand in der Tür und sah uns verwirrt an, bevor er seine Aufmerksamkeit zu mir wendete.
"Du bist dran mit dem Toilettengang."
Nickend erhob ich mich und warf Ariadna eine letzten Seitenblick zu, bevor ich mit Denver nach draußen ging.

"Was ist los?", flüsterte ich, doch er schüttelte nur den Kopf und wies mir an, ihm zu folgen.
Er brachte mich zu den Damentoiletten und ich erkannte, dass nur eine einzige Kabine belegt war.
Ich legte den Kopf schief, doch Denver formte mit seinen Lippen nur stumm Mónica.

Nickend ging ich zu der Kabine und klopfte.
"Mónica? Hier ist Abril, ist alles okay bei dir? Denver hat mich hergebracht", fragte ich vorsichtig und wartete auf eine Antwort.

"Naja, ich weiß nicht so recht", hörte ich die zittrige Stimme der blonden Frau, "Ich habe Angst, dass etwas mit dem Baby nicht stimmt."
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und überlegte meine nächsten Schritte.
"Wie kommst du denn darauf? Hast du Schmerzen oder ähnliches? Denn dann-"

Es knallte auf dem Flur. Ich fuhr herum zu Denver, der mich stumm in die Kabine neben Mónicas schob.
Angespannt lauschte ich den Schritten, die immer näher kamen.

"Denver!"
Berlins Stimme ertönte im Flur und ich lehnte mich gegen die Kabinenwand, weil mein Körper zu stark zitterte.
Er darf sie nicht finden, überlegte ich fieberhaft.

Ich war nicht wirklich besorgt um sie. Doch wenn Berlin sie fände wüsste er, dass ich ihn angelogen hatte und er verträgt solche Sachen sehr schlecht.
Die Schritte wurden lauter und auch die Rufe nach Denver.

Ich hörte eben angesprochenen laut Luft holen, bevor er zur Tür ging.
"Was ist denn?" Seine Stimme zitterte leicht, denn er wusste, wie Berlin manchmal sein konnte.

Kurze Zeit herrschte Stille.
"Mein Gesicht ist überall in den Nachrichten." Mein Herz blieb für einen Moment stehen.
"Weißt du, was sie sagen?"
Die Schritte kamen noch näher und ich hielt gespannt die Luft an.

Nothing to Lose (Berlin - La Casa de Papel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt