22. Vertrauen

936 53 9
                                    

Ich schaute zwischen Berlin und dem Telefon hin und her. Der Braunhaarige kaute auf seiner Lippe und richtete sich schließlich auf, um den Anruf anzunehmen.
Selbst aus der Entfernung hörte ich sein schweres Atmen.

"Ja?" Berlin hatte seinen Blick auf den Tisch gerichtet und schwieg.
Im Raum breitete sich eine unangenehme Stille aus.
"Es ist nicht so, wie Sie denken. Ich-", setzte unser Anführer einige Momente später an, doch verstummte gleich wieder.

Ich sah, dass er für einen Moment die Augen schloss und die freie Hand zur Faust ballte.
Plötzlich schnaubte er und schüttelte den Kopf.
"Du denkst, dass ich den Plan zerstört habe? Ich bitte dich, mach' dich nicht lächerlich."

Sein Blick wanderte zu der Kamera im Gemeinschaftsraum und wieder herrschte für einen Moment Ruhe.
Auf einmal hörte ich auch die Stimme des Professors gedämpft durch das Telefon schallen. Er musste Berlin ziemlich anschreien.

"Es reicht, Sergio! Ich habe dich verstanden." Mit einem lauten Knall donnerte Berlin das Telefon auf die Halterung und wendete sich zu mir.
"Valencia, es tut mir Leid, dass ich mich dir aufgezwungen habe und dich in eine unangenehme Situation gebracht habe."
Seine Miene war unergründlich und er nickte mir einmal kurz zu, bevor er den Raum verließ und die Tür hinter sich lautstark zuschlug.

Sergio...
War das der Name des Professors? Und vor allem, wieso kannte Berlin den Namen des wohl geheimnisvollsten Mannes, den ich kenne.

Meine Kopfschmerzen wurden durch die rasenden Gedanken nur verstärkt und ich zog mir die Decke zum Hals, damit das Zittern aufhörte, welches meinen Körper erfasst hatte.
Mir war es tatsächlich inzwischen relativ egal, ob der Kopf hinter dem Überfall über uns Bescheid wusste. Etwas daran ändern konnte er trotzdem nichts.

Nach einer Weile hatte sich auch meine hektische Atmung normalisiert und ich fand kurze Zeit später zumindest etwas Schlaf, auch wenn mich die seltsamsten Träume verfolgten.

Wach wurde ich erst, als jemand mich an der Schulter rüttelte. Langsam öffnete ich die Augen und sah in die Gesichter von Moskau und Denver.
Beide sahen besorgt aus.

"Moskau, wie geht es dir?", flüsterte ich und der ältere Mann lachte leicht.
"Das sollte ich wohl eher dich fragen, meinst du nicht?"
Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, bevor ich zu Denver schaute.

"Er weiß Bescheid", wisperte der Braunhaarige, "über Mónica."
Verwirrt schaute ich zu Moskau, dessen Lächeln noch größer wurde und er nickte.
"Wie siehts aus? Geht es ihr gut?"

Ein Stein fiel mir vom Herzen, als Denver nickte.
"Gott sei dank", sagte ich, während ich die angehaltene Luft ausstieß.
"Aber du musst dir die Wunde ansehen. Nairobi hat gute Arbeit geleistet, aber eine Ärztin sollte es sich anschauen", erklärte der junge Mann vor mir hektisch.

"Nairobi?"
"Ja, sie hat es auch herausgefunden", meinte er schulterzuckend und ich nickte leicht. In dem Moment schob sich Moskau vor seinen Sohn.
"Bist du sicher, dass du schon stark genug für den langen Weg bist?" Er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich mit strengem Blick.

"Das werden wir ja gleich sehen", murmelte ich und zog mich in eine sitzende Position. Mein Kopf rebellierte zwar etwas, jedoch ging es mir deutlich besser, als vor ein paar Stunden noch.

Dennoch bestand Moskau darauf, mich bis nach unten zumindest ein Wenig zu stützen und er wich nicht von meiner Seite.
Er war nun einmal der Vater der Gruppe hier drinnen und passte auf uns auf mit klarem Kopf und klugen Einfällen.
Ich hatte ihn sehr lieb gewonnen, da er mir stets ein besserer Vater gewesen war, als es mein eigener je konnte.

Schließlich erreichten wir die Tresore und Denver öffnete die Tür. Tatsächlich sah Mónica auf dem ersten Blick schon viel besser aus.
Ihr Bein war ordentlich verbunden und sie beäugte mich nervös, während ich mich ihr näherte.

Nothing to Lose (Berlin - La Casa de Papel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt