Yellow - Dezember 8

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Ich stehe und warte auf die Bahn. An der linken Hand habe ich Connon.

"Wie lange dauert das noch...jetzt ist sie schon zehn Minuten verspätet.", denke ich mit verärgertem Gesicht.

"Mami, mir ist kalt.", quengelt Connon, als er an meinem Kleid zieht.

"Ich weiß, Schätzchen.", ich ziehe ihn auf mich und schupfe ihn auf meinem Arm etwas herum.

Wo bleibt diese blöde Bahn.

Ich warte weitere 10 Minuten, bis mich jemand an die Schulter tippt.

"Entschuldigung, diese Station ist für den gesamten Vormittag gesperrt, falls sie auf die Bahn warten.", informiert mich ein Mann mit Kappe und Zeichen auf der Jacke.

"Oh, vielen Dank.", ich ziehe meine Kapuze wieder auf und verlasse die Station.

Na super. Wie komme ich nun weiter.

Ich sehe konzentriert in die Ferne, als plötzlich ein schwarzes Auto vor uns Halt macht.

Ich bewege mich automatisch einen Schritt zurück um den Personen, die aussteigen wollen, Platz zu schaffen, doch es steigt keiner aus.

In Zeitlupe geht das hintere verspiegelte Fenster runter und jemand beugt sich im Sitz runter um zu uns zu sehen: "...Charlotte?"

Ich sehe suchend durch die Luft, bis ich ins Auto blicke und jemanden erkenne.

"Steig ein!", nicht lange und plötzlich geht die Tür des Autos auf.

Ich lasse Connon runter und sage ihm, er soll ins Auto steigen. Er sieht mich etwas verunsichert an, bis ich ihm einen kleinen Stoß auf den Rücken gebe: "Nun, geh schon."

Er setzt sich rein, gefolgt von mir.

"Was machst du denn hier?", frage ich Harry.

Anscheinend wollte er mich das Gleiche fragen, doch er wendet sich an meinen Sohn.

"Wer bist du denn?", er lächelt zu Connon runter.

"Das Gleiche wollte ich dich auch fragen!", schnaubt Connon zurück, der sofort die Arme ineinander verschränkt.

Harry beginnt darauf zu Lachen: "Na, du bist mir Einer!"

Connon sieht mich mit großen Augen an. Man spürt, er fühlt sich nicht wohl, also lege ich meinen Arm um ihn. "Connon, das ist Harry."

Er sieht zu Harry und dann wieder zu mir.

"Ist das dein kleiner Bruder?", Harry starrt mich an.

Ich erstarre, als meine Augen seine treffen, doch ich schüttle langsam meinen Kopf.

"Er ist mein Sohn.", ich beobachte seine Reaktion.

Seine Augen weiten sich, doch er will es sich nicht anmerken lassen, also nickt er leicht.

Ich war es schon gewohnt, dass mich die Leute deswegen komisch ansahen. Mit meinen 22 Jahren bin ich eine junge Mutter. Doch ich bin stolz darauf Connon zu haben, er ist das Beste, was mir je passiert ist.

"Wo müsst ihr hin?", fragt er mich, ohne zu mir zu sehen.

"Wir müssen zur Kita 'Yellow', falls dir das etwas sagt.", sage ich mit Blick auf ihm.

"Klar.", er beugt sich nach vorne zum Vordersitz, "George, bring die zwei doch bitte dort hin.".

Connon lehnt sich zu mir.

Gegenüber Fremden reagiert Connon immer sehr schüchtern. Leider dauert es bei ihm sehr lange, bis er jemanden vertrauen kann.

Mag wohl daran liegen, dass ihm eine Vaterfigur fehlt..

Harry dreht sich zu uns, als er wieder Platz nimmt: "Und danach zu mir?"

Ich nicke still.

Für einige Minuten kehrte Ruhe ein. Unwohle Ruhe. Ich wusste nicht was zu sagen, Connon klemmte sich immer fester an meinen Körper und Harry wollte wohl nur so schnell wie möglich aussteigen.

Als der Wagen zu Stehen beginnt, schnallt sich Harry ab und öffnet seine Tür.

Er will aussteigen, doch dreht sich nochmals zu uns: "Wir sehen uns dann später.", er lächelt mir zu.

Er lächelt. Mir zu.

"War nett dich kennen zu Lernen, Kleiner!", und jetzt grinst er.

Connon muss in wohl verschreckt angesehen haben, denn Harrys Grinsen verwandelt sich in ein sanftes Lächeln, bis er die Tür hinter sich schließt.

Der Wagen setzt sich wieder in Bewegung und ich sehe nach hinten aus dem Fenster.

Eine Person mit Kamera verfolgt ihn und eine Frau wedelt wild mit einem riesigen Mikrofon vor seinem Gesicht herum, und langsam frage ich mich, für wen ich eigentlich arbeite.

"Misses, welche Kita war das nochmal?", holt mich der Fahrer wieder zurück in die Realität.

"Äh, sie heißt 'Yellow'."

So This Is Christmas #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt