Kapitel 4

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Nun bin ich schon über einer Woche hier bei Stray Kids und es hat sich immer noch nichts verändert. Naja wenigstens fast nichts. Ich habe bemerkt, dass meine Schutzmauer kaputt ist. Meine Gefühle kann ich einfach nicht mehr richtig verstecken, weshalb ich kaum noch das Zimmer verlasse. Die Jungs versuchen es zwar immer wieder, aber ich lasse sie abblitzen. Jedes mal aufs neue zerreißt es mir das Herz, wenn sie mit traurigem Blick gehen. Auch heute hat mich Jeongin gefragt, ob ich mit ihnen zum Training gehen würde, habe aber nur mit dem Kopf geschüttelt. 

Gerade bin ich alleine im Haus und nutze dies natürlich auch. Ich hole mir etwas zum essen und ziehe dann meinen Schlafanzug aus. Diesen ersetze ich durch eine schwarze Jogginghose und einem dunkellilanen Pullover. Ich gehe in das Wohnzimmer, mache mir die Musik an und fange an zu dem Lied zu Tanzen. Als dann von Stray Kids Double Knot kommt, muss ich leicht lächeln. Sofort fange ich an zu tanzen und zu singen. Schon immer waren diese beiden Dinge ein Ventil für meine Gefühle. Da meine Musik nicht gerade leise ist, bemerke ich auch nicht, dass die anderen wieder da sind. 

Erst als das Lied aus ist und geklatscht wird, zucke ich zusammen und schaue die anderen an. Alle lächeln mich an, während ich einfach nur erstarrt dort stehe. Nein, nein, nein. Sie sollten das doch nie mitbekommen. Durch eine Kurzschlussreaktion schiebe ich mich an alle vorbei und schließe mich in mein Zimmer ein. Das darf doch nicht war sein. Ich hätte mich einfach von Anfang an in meinem Zimmer bleiben sollen. Sie sollen doch nicht denken, dass ich sie mag, auch wenn das eigentlich stimmt.

Ich lasse mich an der Tür herunter rutschen, sodass ich meine Arme um mein Knie schlingen kann und dort dann meinen Kopf drauf lege. Sofort kommen mir die Tränen in die Augen. Zu oft habe ich in letzer Zeit geweint. Durch das Klopfen an meiner Tür werde ich hellhörig. "Komm schon Min-Hee. Mach bitte die Tür auf. Ich will mit dir reden", höre ich von der anderen Seite der Tür. Warum ich der Bitte wirklich nach gegangen bin, weiß ich nicht wirklich, doch ich mache es. Nun stehe ich vor meinem Bruder und schaue auf den Boden, damit er nicht sieht, dass ich geweint habe.

"Was ist nur los mit dir", fängt er an, "Was ist mit dir passiert?" Stille. Ich will einfach nicht darauf antworten. Er seuftz nur genervt auf, bevor genauso genervt meint:"Rede doch einfach endlich. Es nervt mich, dass du nichts mehr sagst. Die anderen sind auch total traurig, dass du sie immer abweißt. Ich mache mir doch einfach nur sorgen. Also rede endlich mit mir." Als ich seine Hände an meinen Schultern spüre schaue ich zu ihm und sehe sofort, dass er sich nur sorgen macht.

"Was mit mir ist? Du machst dir sorgen um mich?", frage ich ihn doch etwas lauter als gewollt, doch all die Gefühle, die in mir angestaut sind, wollen jetzt raus. "Hättest du dich wirklich für mich interessiert, dann hättest du dich gemeldet bei mir. Hättest mir geholfen, als es kein anderer gemacht hat. Ich war alleine und hätte einfach jemanden gebraucht. Ich hätte meinen großen Bruder gebraucht, du warst aber nicht da. Weißt du eigentlich wie beschissen es sich anfühlt, wenn man alleine gelassen wird?"

Das die anderen Jungs dazu gekommen sind und uns mit verwirrten Blicken beobachten war mir in dem Moment egal. Endlich konnte ich das sagen, was mir schon eine Weile durch den Kopf geht. "Ich wurde ausgenutzt. Über mich wurden Gerüchte verbreitet und meine beste Freundin hat alle Geheimnisse von mir ausgeplaudert. Mit mir wollte keiner mehr etwas machen. Wurde herum geschupst. Ich hätte einfach jemanden zum Reden gebraucht. Ich hätte dich gebraucht. Aber das ist jetzt auch egal", sage ich ihm ins Gesicht, bevor ich mir meine Jacke nehme, die über meinem Schreibtischstuhl hängt, und an ihm vorbei zur Haustür gehe.

Chan kommt mir hinterher und hält meinen Arm fest, als ich fertig bin mit meinen Schuhen anziehen. Mit Tränen in den Augen schaut er mich an und flüstert schon fast:"Maiya. Bitte geh nicht." Schnell blicke ich weg und entreiße ihn meinen Arm. "Ich kann nicht. Nicht so", waren meine letzen Worte zu ihm, bevor ich auf die Straßen von Seoul gehe. Mir tat es im Herzen weh ihn so zu sehen, aber ich kann jetzt nicht dort bleiben. Nicht wenn ich ihm gerade alles gesagt habe.

Da es schon relativ spät ist, geht die Sonne auch langsam unter, jedoch lasse ich mich davon nicht beirren und gehe einfach weiter. Schon lange habe ich ihn meinen echten Namen nicht mehr sagen hören. Langsam schaue ich mich um und bemerke, dass ich mich verlaufen habe. Ich bin echt dumm. Wieso laufe ich auch hier über all rum, ohne zu wissen, wo die Jungs wohnen? Ich finde doch niemals zurück. Nach kurzem suchen, entdecke ich ein Café, in welches ich sofort rein gehe. 

Ich setze mich in eine Ecke und will gerade mein Handy heraus holen, als ich bemerke, dass es nicht in meiner Hosentasche ist. Hysterisch suche ich danach, nur um fest zu stellen, dass es anscheinend immer noch im Wohnzimmer liegt. Geld habe ich leider auch keines dabei, da ich auch mein Portmonnaie nicht dabei habe. Natürlich muss jetzt alles vergessen haben. Die beiden Dinge waren meine einzige Möglichkeit wenigstens irgendwo hinzukommen oder zu gehen.

Nachdem ich leider auch nichts bestellen konnte, wurde ich von einer Kellnerin aus dem Laden geschmissen, sodass ich wieder auf der Straße bin. Ohne einen Plan, wo ich gerade bin, laufe ich immer weiter durch die Stadt. Mittlerweile ist es auch ziemlich abgekühlt, da es gerade mal Frühling ist. Schnell fange ich an vor kälte zu zittern, was auch klar ist. Schließlich habe ich nur eine Jogginghose, ein T-Shirt und eine Lederjacke an. So laufe ich durch die Straßen, mit der Hoffnung irgendwie durch Zufall einen der Jungs zu begegnen. Auch irgendwer den ich kenne wäre mir recht.

Irgendwann fange ich an mich beobachtet zu fühlen, als ich mich umschaue, entdecke ich niemanden. Immer schneller fange ich an zu laufen, jedoch verschwindet das Gefühl nicht. Dass ich mich vor lauter Angst in eine Seitenstraße geflüchtet habe, bemerke ich erst, als ich durch die Dunkelheit gehe. Plötzlich werde ich an der Hand gepackt und gegen die Wand gedrückt. 

Mein Bruder der Idol (SKZ FF) [BEENDET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt