forty

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"Ich wollte mir ein neues Tattoo stechen lassen. Willst du mitkommen und aussuchen?", fragte Jeongguk Jimin.

Sie saßen beide recht friedlich nebeneinander auf der Couch in der Wohnung des Älteren.
Nach der Schule waren sie hergekommen, um gemeinsam Mathe zu lernen, aber die Pläne hatten sich schnell geändert, als der Schwarzhaarige eingeschlafen war.

"Ich dachte Tattoos sollten irgendeine besondere Bedeutung haben...", murmelte dieser verunsichert.
"Aber ich komme gerne mit", lächelte er.

Der Brünette lachte leise und schüttelte den Kopf.

"Hat es für mich auch. Wenn du etwas schreckliches aussuchst, nehme ich es natürlich nicht", meinte er leise kichernd.

Tattoos symbolisierten für ihn seinen Verrat an Unschuldigen - Menschen wie Jimin, damit er auf Ewig dazu gezwungen war, sich daran zu erinnern.
Ehre besaß der Mann immer noch - irgendwo.

Der Junge legte fragend den Kopf schief.
"Wie groß? Wohin? Farben?"

Er wusste rein gar nichts über Tattoos oder welche Jeongguk gerne mochte, er hoffte einfach nur er würde nichts falsch machen.
Schließlich musste sein Gegenüber ein Leben lang damit herumlaufen.

"So groß wie meine Hand, keine Farbe sondern schlichtes Schwarz und zeig mir mal das, was du besonders magst", antwortete der Ältere brav auf die Fragen.
Er wollte es sich auf die Schulterblätter stechen lassen, nun, auf eines davon.

Es dauerte nicht lange, bis sie beschlossen wieder loszuziehen, zu dem Tattoo-Studio, in welchem Jeongguk bis jetzt jedes einzelne seiner Motive hatte stechen lassen.
Zu viele.

"Na Gguk, was darfs dieses Mal sein?", grinste der große, stämmige Mann hinter der Theke mit dunkler Stimme und besah sich den unbekannten Jungen, welcher neben .

"Möchte er auch was?"

Leicht verschreckt schüttelte Jimin den Kopf.
Nein, ein Tattoo wollte er nicht - definitiv nicht.

"Hast du schon ein Motiv oder willst du was aussuchen?", fragte der ältere Mann schließlich, wessen Haut mit Tattoos und Piercings voll war.
Jeongguk schob den schüchternen Jungen vor sich.

"Er machts für mich. Wenn ihm etwas gefällt, verbessere ich es. Du weißt, dass deine Motive... etwas zu viel für mich sind", milderte es der Brünette mit einem Lächeln ab.
Totenköpfe und das alles waren nicht seins, doch der Kerl winkte nur lachend ab und zog Jimin mit sich, zu mehreren, dicken Ordnern.

"Bedien dich Kleiner."

Dieser nickte stumm und blätterte durch die Ordner.
Es gab so übertrieben viel und er konnte sich nicht in irgendeiner Weise entscheiden, denn alles sah gut und erstaunlich aus, aber es passte einfach nicht auf den Mann, für welchen er Gefühle hegte,

Sein Blick blieb nach einigen Minuten dann aber an einem Vogel kleben, welcher mit seinen ausgebreiteten Schwingen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen auf sich zog.

Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
"Jeongguk?", fragte er nach dem Älteren.

Der Vogel war in Jeongguks Augen perfekt, ein kleiner Jimin eben.
Somit zeichnete er den Vogel ab, veränderte ihn ein bisschen und ließ ihn zarter aussehen.

"Sieht schön aus", lächelte der Jüngere und fuhr sich durch die dunklen Haare.
Er vergrub seine kleinen Hände in der Pullovertasche und folgre der Aufforderung des Tätowierers ihm nach hinten zu folgen.

Jeongguk nahm auf einem schwarzen Sessel Platz, während der Junge sich selbst an eine freie Stelle an der Wand lehnte und seinen Blick durch den Raum schweifen ließ.

Diese ganzen Bilder in Rahmen an der Wand machten ihm Angst.
Die Totenköpfe und anderes recht gruselig aussehendes Zeug wie Aufäpfel.

Jeongguk litt die nächste Stunden Höllen Qualen, aber er hatte sich dazu entschieden, dass ganze Tattoo ohne Pause stehen zu lassen.
Jimin hatte sich derweilen auf den Boden gesetzt und versuchte die Schmerzenslaute seines Freundes zu ignorieren.

Er könnte das niemals.

Die freie Zeit nutzte er aber und nahm sich ein Blatt Papier, sowie einen Stift, nachdem er um Erlaubnis gefragt hatte und fing an sich mit Kritzeleien selbst zu beschäftigen.
Stumm zeichnete er ein Blumenmotiv auf, welches etwas geometisch veranlagt war.

Stocksteif wurde Jeongguk vier Stunden später, nachdem er sich das Werk angeguckt- und gezahlte hatte.

"Bis bald", rief man ihm noch nach, da war er schon bei dem Jüngeren angekommen.
Langsam bewegte er sich vorwärts.

"Zeig mal", meinte der Mann dann interessiert und besah sich die Blume, welche aus Langeweile entstanden war.
"Hübsch."

"Sag mal, welche Bedeutung hat der Vogel denn für dich? Wenn ich tragen darf", warf der Kleinere in das Gespräch ein.

Kurz überlegte der Brünette.

"Verschiedenes. Allgemein finde ich, dass es ein wunderbares Symbol ist. Für Freiheit, den Weg zum Sieg, das Loslassen..."

Und dich, dachte er sich still.

"Ich finde, dass Tier steht gut für mich."
Vor allem ,weil ich mich so oft bemüht habe selbst wie ein Vogel zu sein, um von Dächern fliegen zu können und den tristen Ketten zu entkommen.

𝓟𝓻𝓲𝓿𝓪𝓽𝓮 𝓬𝓸𝓪𝓬𝓱𝓲𝓷𝓰 // 𝓰𝓰𝓾𝓴𝓶𝓲𝓷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt