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Wieso?

Die Frage schwirrte Jimin unaufhörlich im Kopf herum, doch er fand keine Antworten, er konnte nicht einmal irgendetwas vermuten, denn dafür verstand er zu wenig von dieser ganzen Situation.

Er verstand nicht, warum Jeongguk ihm die ganze Zeit etwas vorgespielt hatte und ob das alles wirklich nur Theater war.

Wahrscheinlich sollte er das nicht einmal glauben, denn zugegeben hatte es der Ältere doch nicht, oder etwa doch?

Jeongguk meinte doch selbst, es sei ein Fehler gewesen, bedeutete das etwa, dass er doch etwas für Jimin gefühlt hatte?
War das die Wahrheit?

Völlig abgelenkt und still mit sich kämpfend versuchte der Blonde sich wieder auf seine Prüfungsaufgaben zu konzentrieren, welche er gerade versuchte zu bezwingen.
Mathematik - was sonst.

Ohne den Brünetten wäre Jimin sicher hilflos untergegangen und hätte nicht einmal eine einzige Frage beantworten können, jedoch hangelte er sich langsam, mit zig Eselsbrücken voran, um irgendwie zu bestehen.
Eine 4- reichte dafür doch schon aus.

Es waren einige Tage vergangen, seitdem die beiden jungen Männer mit einander geredet und im Streit auseinander gegangen waren, doch es ließ sie beide nicht los.

Ununterbrochen überlegten sie, wie es so weit kommen konnte und wessen Schuld es gewesen war.
In der Zeit hatten sie sich aber auch kein einziges Mal gesehen, gar mit einander geschrieben.

Wenn Jimin nach Hause kam, nahm er sich seine Portion Essen mit aufs Zimmer, schloss sich ein und versuchte sich mit Lernen abzulenken, ohne dabei seine Notizen und Hefter mit Tränen zu verschmieren.

Jeongguk ging es nicht besser.

In seinem Apartment hatte es einen Wasserschaden gegeben und alles stand unter Wasser, somit auch seine Malereien, in welche er Herz und Tränen gesteckt hatte, sowie lange und schlaflose Nächte - alles futsch und nicht mehr da.

Seokjin hatte den Mann bei sich aufgenommen und kümmerte sich so gut es ging um seinen Freund, welcher jede Minute des Tages in Gedanken versank und überlegte: was wäre gewesen wenn.

Was wäre wenn sie sich nicht getroffen hätten?
Ob das besser gewesen wäre?

Vermutlich, aber keiner wäre glücklich damit gewesen, im Nachhinein.

Leise hustete Jimin in seinen Schal, als er seine Prüfung abgab und mit seinem Rucksack über der Schulter den Raum verließ.
Er war krank geworden.

Noch nie war sein Immunsystem auf seiner Seite gewesen, wenn es Hart auf Hart kam und demnach musste er mit fast 39 Grad Fieber diese Prüfung hinter sich bringen, dabei den Hustenreiz unterdrückend und hämmernden Kopfschmerzen ausgesetzt, denn Tabletten wirkten nicht wirklich.

Mit müden, glasigen Augen schlurfte der Blonde durch die Flure, in Richtung Ausgang, nur um sich wenig später durch den Knöchelhohen Schnee zur Bushaltestelle zu quälen.

Dieser Winter war wirklich etwas komplett anderes, als sonst.

Die letzten Tage hatte es geschneit wie bescheuert, es gab einen Schneesturm und einige Unterrichtsstunden mussten deshalb auch schon ausfallen.
Der Strom war gestern Abend gegen 18 Uhr auch plötzlich nicht mehr da gewesen.

Man könnte wirklich meinen, dass sich alles und jeder gerade gegen ihn gestellt hatte. 

Der starke Wind riss ihn beinahe von den Füßen, würde ein bestimmter Jemand ihn nicht an der Schulter packen und festhalten.

"Pass gefälligst auf... Was kommst du mit Fieber auch in die Schule? Sag mir nicht, du hast so die Prüfung geschrieben. Du hast mindestens 38 Grad Fieber."
Ein wenig verwirrt sah Jimin zu seiner Rechten.

Es war Yoongi, Jeongguks Freund.

Habe ich den nicht mal auf dem Flur umgehauen?

"Doch, musste ich... Ich wollte nicht, dass Jeongguks Mühen umsonst sind. Ich wäre durchgefallen, wenn ich heute nicht geschrieben hätte..."
Leise und schon fast kraftlos hustete der Junge.

"Idiot, bist genau so dumm wie Jeon. Er sitzt seit Tagen bei Jin zu Hause rum und will nicht mal in die Schule, weil irgendetwas vorgefallen ist.
Er konnte es mir nicht erzählen, weil er schon beim Erwähnen deines Namen angefangen hat zu heulen."

Überrascht blinzelte Jimin und ließ sich von dem Älteren ein wenig stützen, denn anscheinend wusste dieser, wo der Schützling seines Freundes hin wollte.

"Wirklich...?", war das einzige, was aus seinem Mund kam.

"Ja, wirklich. Ich erzähl dir jetzt mal was, aber sag das nicht Jeon, weil sonst schlägt er mich."

Schwach lächelnd nickte der Blonde und betrachtete das Profil des Mannes, welcher mittlerweile schwarzes Haar hatte und nicht mehr all zu sehr aus der menge herausstach. 

"Ich habe Jeongguk noch nie so glücklich und lebendig wie mit dir gesehen. Immer wenn er dich erwähnt hat, dachte ich, er explodiert gleich vor Freude. Er hat immer erzählt wie stolz er auf dich ist, weil du dir so Mühe mit Mathe gegeben hast, obwohl du Grotten schlecht bist und gefühlt jede Minute einen Mentalbreakdown hattest, aber du hast durchgezogen."

Während Yoongi redete, starrte Jimin vor sich hin und versuchte zu verstehen, was man ihm da erzählte.

"Du musst wissen. Die Tattoos die er hat, wurden alle von seinen vorherigen Freunden ausgewählt, von allen, mit denen er gespielt hat oder nichts geworden ist und weißt du was? Das, was du dir ausgesucht hast, ist jetzt farbig. 
Er ist gestern noch einmal zu dem Studio gegangen und hat es sich bunter machen lassen, mit der Erklärung, dass du für ihn ein bunter Klecks in dieser dunklen Welt bist."

Was...?

𝓟𝓻𝓲𝓿𝓪𝓽𝓮 𝓬𝓸𝓪𝓬𝓱𝓲𝓷𝓰 // 𝓰𝓰𝓾𝓴𝓶𝓲𝓷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt