Ich saß mit verschiedenen Leuten in einem mir unbekannten Raum und hörte abwesend ihrer Unterhaltung zu.
Ich wusste nicht worüber sie redeten, aber irgendwie interessierte es mich auch recht wenig.
Auf ein komisches Gefühl hin beschloss ich aus dem beleuchteten und doch etwas düsteren Raum zu gehen.
Als ich aber dafür von meinem Stuhl aufstand, schien ich für die anderen nicht mal da zu sein.
Naja, ich überlegte nicht lange und öffnete die Holztür hinter mir.
Der Raum dahinter hatte keine Fenster und so umhüllte mich sofort die Dunkelheit, als die Tür hinter mir zufiel.
Plötzlich klingelten bei mir alle Alarmglocken, raus hier einfach raus!!!
Doch es war schon zu spät... in der rechten, oberen Ecke des Raumes entstand ein pechschwarzer, wabbernder Nebel, der so finster war, dass der Rest des Raumes wie der helllichte Tag wirkte.
Er kam näher, während ich ein kaltes Flüstern vernahm und wusste, dass dies das Ende sein musste. Trotzdem bekam ich das erste Mal keine panische Angst, sondern war komischerweise interessiert in dieses Ding mit einer Konsistenz zwischen Tinte und Rauch.
Eine gewisse Neugier daran hatte ich schon immer gehabt, doch die Furcht war immer stärker gewesen und so war ich immer irgendwie davongekommen.
Trotzdem hörte ich jetzt meinen eigenen Herzschlag und einen halben Meter vor mir schien der Nebel gegen eine Scheibe zu stoßen und ich erschrak, als das Ding plötzlich meinen Namen schrie.Ich sprang wortwörtlich aus meinem Bett und sah mich hektisch um, doch es war alles wie gewohnt in meinem Zimmer, welches nur schwach durch das Licht der Morgensonne, die durch die Rollläden schien, erleuchtet wurde.
Wenn ich sonst diesen Traum hatte, wachte ich eher auf und stempelte ihn als Alptraum ab, doch jetzt wo ich weitergeschlafen hatte, stellten sich doch ein paar Fragen.
Was ist das für ein Ding und wieso träume ich so oft davon?
Was war das für eine Scheibe?
Wa-?
Weiter kam ich nicht, da meine Surroundsoundanlage anging und meinen Weckerton durch den Raum dröhnte.
Ich unterließ also weiteres Nachdenken, zog die Rollläden hoch und riss die Fenster auf während Can you feel my heart von BMTH den Frühlingsmorgen anbrüllte.
,,Leiser!!!",schrie meine Mutter.
Naja, das war auch schon das Spannendste in meinem Alltag, dachte ich augenverdrehend während ich meine Anlage widerwillig leiser machte.
Mein Zimmer war nicht groß, aber es reichte für einen Schreibtisch über dem meine ziemlich abstrakte Kunstkreation, wenn man das so nennen darf, hing und ein Bett, einen Schrank und den Rest, bei dem man sich nicht mal sicher war, wozu man es genau braucht.
Ich lass die Zockerecke mal außen vor, weil sonst immer alle sofort Vorurteile haben, die auf mich einfach nicht zutreffen.Meine Tür beschleunigte plötzlich von null auf hundert, sodass mein Türstopper die Wand vorm Zertrümmern beschützte, während schon meine Mutter, mein Vater und meine Schwester in mein Zimmer stürmten und mich umarmten.
,,Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Lyem!", trällerten sie alle hintereinander und erinnerten mich damit an ein weiteres Jahr meiner verschwendeten Jugend.
,,Danke, aber ihr müsst nicht immer so ein Hel darum machen," erwiderte ich auf die Glückwünsche und meine Geschenke würde ich wieder erst nach der Schule bekommen.
,,Willst du nicht eine richtige Party feiern, immerhin bist du jetzt 18!", meinte mein Vater und vergaß wohl eins:,, Nein danke Papa, wen soll ich denn einladen?", fragte ich ihn offen.
Ich hatte zwar den besten Freund der Welt, mich selbst, aber alle schauten immer so blöd, wenn man mit sich selbst feiert.Ich ging also ins Badezimmer, duschte und beschaute den volljährigen großen und schlanken Jungen im Spiegel:
Meine nassen, hellblonden Haare lagen mir wirr im Gesicht und mir hing eine silberne Kette um meinen Hals, die ich umhatte seitdem ich denken konnte.
Sie war mehr als schön und von aller höchsten Schmiedekunst und sah obwohl ich sie jeden Tag betrachtete, immer noch aus wie von einer anderen Welt.
Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich die Kette niemals abnehmen dürfe und sie zu meinem eigenen Schutz diene und das tat ich auch, nachdem ich fast gestorben wäre, als ich das Schmuckstück einmal abgenommen hatte, weil ich wegen ihr gemobbt wurde.
Dabei können doch auch Jungs Silberketten tragen und die Mädchen sind sogar neidisch auf die kleinen weißen Edelsteine, die in ihr verarbeitet waren und in denen schwarze Schlieren zu sehen waren. Diese wurden immer größer und dunkler je älter ich wurde.Ich musterte meine blaugrünen Augen und sah leider nicht mehr als Langeweile und Gelangweiltheit.
Da sieht man es wieder! Wie wenig muss man erleben um zwei Wörter für Langeweile zu finden?
Ok, ich glaube man sieht, dass Schule, Lesen, Musik hören, Gammeln und Sport machen vom Beschäftigungsgrad gerade so viel versprechen, dass ich am leben bleibe und auf keine dummen Gedanken komme.
Nur irgendwie fehlt etwas in meinem Leben dachte ich immer noch meine Haare abtrocknend: So bisschen was interessantes Erleben, oder direkt mal Leute wie mich kennenlernen.Wie bin ich denn überhaupt?
Also wenn man die Leute aus meiner Klasse fragt bin ich ein Streber und Opfer. Ich selbst bezeichne die Eigenschaft gute Noten zu kriegen und keinen Scheiß zu bauen als intelligent, wobei ich das nicht arrogant meine.
Obwohl arrogant bin ich wahrscheinlich auch nach meinen tollen Mitschülern, weil ich nichts mit ihnen zu tun haben will.Ich habe nunmal die grandiose hust Eigenschaft in den Augen von Menschen deren Gefühle zu sehen, wobei das echt nichts so besonderes und tolles ist, da man meistens am äußeren Erscheinungsbild eh schon die Stimmung erkennen kann.
Zudem kann ich in den Augen eines Menschen eine Art Bild sehen, aus dem ich dank seiner Verworrenheit und Farbenpracht leider nichts ablesen kann.
Das Einzige, wobei mir diese Fähigkeit wirklich hilft ist keine falschen Freunde zu kriegen.
Wenn ich die pure Selbstverliebtheit und Gier in den Augen der Coolen sehe, wenn sie die Hausaufgaben abschreiben wollen, weil sie selbst zu bescheuert sind eins plus eins zu rechnen muss ich fast immer vor Mitleid für diese armseligen Kreaturen weinen. Ach ja, dann gibt es ja auch noch die Leute, die dich zu irgendeiner Party einladen, um dich zu bescheuerten Aktionen zu zwingen wo ich mich danach im Spiegel betrachte um zu gucken, ob ich wirklich so blöd aussehe da mit zu machen.
Außerdem ist diese ganze: Lass mal saufen. Hackevoll und Mädchen abschleppen Geschichte eh nicht meins.Ich war halt der,,Lappen", der lieber alleine blieb und sein Leben vor sich her träumte. Dabei würde ich lieber meinen Traum leben und etwas erleben, vielleicht auch etwas anderes können als E-Gitarre spielen und Beats basteln.
Sowieso verbrachte ich viel zu viel wertvolle Zeit mit Zocken statt sie einfach sinnvoll zu nutzen.
Tja, leider kann ich so am besten dem Alltag entfliehen, meldete sich mein bester Freund Mister Langeweile.Plötzlich stach es in meinem Kopf und in meinen Augen so stark, dass ich mich am Waschbecken festhalten musste und ich riss meinen Kopf wieder hoch um im Spiegel vielleicht die Ursache dafür zu erkennen.
Bis auf die Schweißperlen auf meiner Stirn fiel mir auf, dass ein winziger grauer Punkt in meinen Augen entstanden war, den wahrscheinlich niemand außer mir je bemerken würde.
Nimm die Kette ab! flüsterte irgendetwas in meinem Kopf, aber ich stempelte diese Stimme als einer meiner verselbständigten Tagträume ab und beruhigte mich wieder.
Ich öffnete die Badezimmertür und meine Schwester Sarah sah mich besorgt an:,, Ist alles ok?"
,,Nah, ich fühle mich nicht so. Bisschen schwindelig, aber geht schon."
,,Ok, aber pass auf dich auf ich habe gesehen, wie du in einer gewaltigen Höhle stirbst!"
Meine Schwester lag mit ihren Vision bisher immer richtig.
Sie nannte es eine Gabe und erzählte auch sonst viel über besondere Fähigkeiten, was ich sehr interessant fand und ich glaubte ihr, aus Hoffnung, dass es wirklich solche besonderen Sachen gibt.
Ich schlenderte gedankenversunken in die Küche und schmierte mir mein Brot.
Ich wollte nicht sterben, aber es muss eine Story hinter der Vision geben und sie zu erfahren ist auf jeden Fall spannender als mein ödes Alltagsleben.
Trotzdem musste ich leider zur Schule gehen und trat aus der Haustür, wobei ich heute wirklich mal das Gefühl hatte, dass alles anders wird ohne mir das zwanghaft einbilden zu müssen.
Ich schloß die Tür hinter mir, entfernte mich von unserem Haus und meinem alten Leben und verschwand im Nebel.
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Praeternatural Circle
FantasyLyem führte eigentlich ein normales Leben. Er ging auf eine normale Schule und hatte normale Eltern. Doch sein Leben war für ihn nur eins: Todlangweilig. Nie passierte etwas spannendes und jeder Tag war gleich. Doch trotz seines langweiligen Lebens...