06. pasos al costado

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Palermo spürt, wie Helsinki ihm die Augenbinde abnimmt.

"Sehr gut. Öffne das rechte Auge", verlangt Helsinki und Palermo macht, was er sagt. Er sieht ein verschwommenes, aber eindeutiges Bild von Helsinki vor sich und Denver neben sich. "Siehst du was?"

"Mehr oder weniger, aber ja", antwortet Palermo und Helsinki lächelt.

"Öffne das linke Auge", verlangt Helsinki und Palermo tut es. Aber er sieht nichts. Fast nichts. Palermo wird still und traurig. Helsinki ist sich dessen sofort bewusst und braucht ihn gar nicht erst zu fragen. "Mach dir keine Sorgen. Bis morgen wird das schon wieder", sagt er, sucht sich eine Augenklappe und legt sie über sein linkes Auge. Palermo seufzt und steht auf.

"Ich werde mal nachsehen, was da unten los ist", sagt er, hakt sich bei Denver ein und beide begeben sich in den Keller, wo sich das Gold befindet. Als sie ankommen, hören sie weibliche Schreie. Palermo und Denver beeilen sich und als sie ankommen, sehen sie, wie Velez gerade aus dem Tresor kommt, klatschnass und schreiend vor Glück.

"Ich hab euch ein kleines Geschenk mitgebracht", sagt Velez zu den drei Jungs, die unten mitarbeiten, während sie aus dem Verbindungsrohr steigt. Sie nimmt einen Goldbarren in die Hand und lacht laut. "Das ist meiner", sagt sie zu einem der Jungs. "Willst du ihn mal nehmen?", fragt sie ihn und er nickt begeistert. "Gut, ich überlasse ihn dir für eine Weile", sagt sie und gibt ihn ihm. Sie merkt, dass Denver sie lächelnd anschaut und dass Palermo, der neben ihm steht, sie ebenfalls anlächelt. Velez nähert sich ihm.

"Wie geht's, amigo?", begrüßt sie ihn und klopft ihm auf die Brust. "Siehst du gut?", fragt sie ihn.

"Mit einem Auge ja. Das andere bleibt abgedeckt", sagt er in einem ruhigen Ton, den Velez sogar genießt.

"Morgen wirst du wieder besser sehen", sagt sie und Bogotá, der gerade aus dem Tresor kommt, unterbricht sie.

"Es lebe das Gold!", ruft er. "Und es lebe dieser Arsch, Velez!" Velez lächelt und dreht sich von Palermo weg und schaut Bogotá an.

"Was?"

"Du hast einen süßen kleinen Arsch", antwortet Bogotá.

"Pass auf, dass sie dir nicht gleich in deinen Arsch tritt", sagt Nairobi und geht zu ihm herüber. "Unhöflich", fängt Bogotá an zu lachen. "Ich finde das nicht lustig", sagt sie ernst. "Wie kannst du nur so mit ihr reden?"

"Ich könnte deine Tochter sein, Idiot", sagt Velez und nähert sich ebenfalls. Bogotá merkt, dass sein Scherz nicht lustig war und wird langsam ernst.

"Denver!", schreit Palermo.

"Hier bin ich", antwortet Denver und hakt sich bei Palermo ein.

"Bring mich zu Señor Bogotá", bittet er ihn freundlich und lächelnd. Denver bringt ihn näher, bis sie sich gegenüberstehen. Palermo lächelt Bogotá an. "Hör mir gut zu, Señor Pablo Escobar. Wenn du noch einmal so mit Velez oder mit einem der anderen Mädels sprichst, liefere ich dich der Polizei aus", sagt er in einem ruhigen Ton.

"Es tut mir leid, Palermo. Es tut mir leid, Velez. Es wird nicht wieder vorkommen", sagt er ganz aufrichtig. Palermo lächelt triumphierend und bemerkt, dass eine unangenehme Stille herrscht. Palermo schaut alle an. "Lasst uns weiter arbeiten, Freunde. Die Goldbarren werden sich nicht von selbst schmelzen", ermutigt er sie und alles geht wieder in die Normalität zurück. Er dreht sich um und sieht Velez, die immer noch auf ihrem Platz steht und ihn angrinst.

"Ich brauche niemanden, der mich verteidigt", ruft sie von ihrem Platz aus, was alle zum Zuhören veranlasst.

"Ach, nein?", fragt er und geht auf sie zu.

La Casa de Papel (Palermo) // ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt