13. rehenes del propio infierno

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Palermo geht schnell die große Treppe hinunter, während er seine Krawatte richtet.

"Nun, meine Damen und Herren", sagt er, während er durch die Halle geht und von allen Geiseln aufmerksam beobachtet wird. Tokio schaut ihn verständnislos an. "Ich gehe."

"Was machst du Palermo?", fragt Tokio ihn ruhig, aber sie weiß, dass Palermo eine tickende Zeitbombe ist. Palermo beugt sich vor, legt seinen Koffer auf den Boden und stellt zwei Bomben auf den Fußboden, während Tokio ihn erstaunt anguckt.

"Ich hab es doch gerade gesagt", sagt Palermo, während er die Geiseln anschaut und seine Sachen vorbereitet. "Ich hoffe, mein Kommando war nicht allzu traumatisch. All diese Geschichten können Sie Ihren Kindern, Enkelkindern, Verwandten und Lieben erzählen, kurz", er blickt zu Tokio, "es war mir ein Vergnügen. Meine Arbeit hier ist getan, also gehe ich", beendet er seine Ansprache lächelnd und schließt seinen Koffer. Er steht auf und geht auf den Knopf zu, der die Türen öffnet, doch ein Schuss erschreckt ihn und er dreht sich benommen um. Die Geiseln schreien. Er findet den Verantwortlichen. Es ist Velez, die in diesem Moment mit der rechten Hand das Gewehr hochhält und ihre freie Hand unschuldig hebt.

"Palermo", sagt Velez und nähert sich ihm. Palermo schaut sie schwer atmend an. "Lass uns reden. In Ruhe. Aber du kannst nicht gehen", sagt sie und verlangsamt ihren Gang, während sie ihr Gewehr wieder in die Hände nimmt. Palermo beobachtet sie und überlegt, ob sie wirklich in der Lage wäre, ihn zu erschießen. Beide schauen einander in die Augen, aber auf eine andere Weise als früher. Palermo schaut auf den Knopf und versucht ihn schnell zu drücken, aber Velez schießt direkt neben den Knopf und Millimeter an seinen Fingern vorbei. Die Geiseln schreien. Auch Palermo schreit und nimmt schnell die Hand weg, während Holzsplitter auf seinen Anzug fallen.

"Diese Schlampe hat einen Staatsstreich gegen mich verübt", schreit er mit Blick auf Tokio. "Was zum Teufel soll ich tun?", schreit er und guckt jetzt Velez an.

"Sie ist für die militärischen Dinge verantwortlich", erklärt Velez und versucht, nicht auszurasten. "Und du für die technischen."

"Die technischen Dinge", wiederholt Palermo ruhiger und lehnt sich auf die Säule, auf der sich der Knopf befindet. "Hältst du mich für eine Art Ingenieur? Was für Befehle soll ich da unten geben?", fragt er Velez und fängt an wie ein Verrückter zu schreien. "Für wen hältst du mich, verdammt?", schreit er. Velez sieht ihn an und kann nicht glauben, dass er verrückt geworden ist. "Ich habe keinen Bock auf diese Scheiße. Ich gehe", verkündet er und geht zur Tür.

"Glaubst du, wenn du durch diese Tür gehst, werden sie dich nicht erschießen?", fragt Velez mit hasserfüllter Stimme.

"Ich habe die Staatsgeheimnisse. Sie werden mir nichts tun", sagt er und zeigt auf den Koffer in seiner Hand. "Ich werde die Tür manuell öffnen. Und ich tue dir einen Gefallen", sagt er und deutet auf Velez. "Denn wenn ich bleibe, erschieße ich die Schlampe", droht er und zeigt auf Tokio. "Sie und alle anderen."

"Mich auch?", fragt Velez und ihre Stimme bebt.

"Ja", lügt er. "Ich bin nicht mehr auf deiner Seite." Velez schweigt einige Sekunden lang und richtet plötzlich wütend ihr Gewehr auf ihn.

"Ich mach dir ein Angebot", sagt sie mit einem Kloß im Hals. "Bleib hier oder ich erschieße dich."

"Das glaube ich nicht", antwortet Palermo laut.

"Ich glaube schon", imitiert sie ihn. Palermo lächelt und holt ein kleines Gerät aus seiner Tasche. Velez sieht ihn aufmerksam an. "Personen Minen, die, wie du siehst, auf dich gerichtet sind. Ihr werdet mich nicht anfassen." Velez schaut sich die Bomben an und stellt fest, dass Palermo die Wahrheit sagt. Sie schaut ihn verwundert an, da sie ihn nicht wieder erkennt. Er ist ein völlig anderer Mensch als heute Nachmittag. "Du weißt, dass es mir scheißegal ist, dich zu töten", sagt er und die Worte dringen wie scharfe Messer in Velez' Körper ein. Sie schaut ihn mit Enttäuschung, Hass und Wut an und ihre Augen füllen sich wieder mit Tränen.

"Du kannst uns nicht verraten", sagt sie mit gebrochener Stimme. Wo sind die schönen Momente und die Gefühle, die sie sich gestanden haben?

"Willst du wetten?", fragt Palermo sie und beide starren sich einige Sekunden lang schweigend an. Ein femininer Blick voller Fragen und Enttäuschung und ein maskuliner Blick voller Trotz und Hass. Doch dann kommt jemand schreiend angerannt.

"Palermo! Palermo!" Es ist Helsinki, der mit erhobenen Händen ankommt.

"Ah ja, die Prinzessin, die ihren Prinzen am Bahnhof verabschieden will. Ich bitte dich Helsi, hast du keine Würde?", sagt Palermo ironisch.

"Wohin gehst du?", fragt Helsinki. "Nach draußen? Um dir einen Kopfschuss abzuholen? Oder ins Gefängnis? Um deine Partner zu verraten?"

"Ich werde niemanden verraten, Helsi. Keine Angst."

"Weggehen ist Verrat. Uns hier alleine zu lassen, ist Verrat", sagt Helsinki und tritt an ihn heran.

"Nein!", schreit Palermo und Velez bekommt Angst. "Keine Bewegung, ich will dich heute nicht töten", droht er ihm.

"Du willst mich nicht töten? Aber das wirst du tun müssen", sagt er und schnappt sich die beiden Bomben. Palermo ist verzweifelt und Velez hat das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen. "Denn wenn du nach draußen gehst, schwöre ich dir, mache ich Boom Boom Ciao", sagt Helsinki. Palermo schweigt, während er auf Helsinki blickt und kurz zu Velez sieht, die ihn ebenfalls ansieht. Palermos Augen füllen sich mit Tränen und er blickt wieder zu Helsinki, der ihn fest umarmt. "Ich hab dich", sagt er und gibt Palermo einen Kuss auf die Wange. Palermo beginnt zu weinen, versucht es aber zu verstecken. Er sieht zu Velez, die auf ihn zukommt und den Fernzünder aus seiner Hand nimmt und ihn zerstört. Sobald sich Palermo beruhigt hat, lässt Helsinki ihn los.

"Fesselt ihn", befiehlt Tokio und Palermo leistet keinen Widerstand. "Und Velez auch", sagt sie und Velez schaut sie mit weit aufgerissenen Augen an.

"Warum mich?", fragt sie verständnislos.

"Du bist seine Freundin. In ein paar Stunden würde er dich so beeinflussen, dass du ihn befreien würdest", erklärt sie und Velez sieht, wie Helsinki auf sie zugeht. Velez versucht, ihr Gewehr auf ihn zu richten, doch Helsinki schnappt es sich und hält sie fest. Sie versucht, sich zu befreien, doch es ist unmöglich. Palermo beobachtet alles schweigend. Er macht seine Augen fest zu, als ob irgendetwas schiefgegangen wäre.

La Casa de Papel (Palermo) // ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt