Kapitel 1

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~Amy~

"Au" stöhnte ich schmerzverzehrt. Meine Beine, Arme und mein Rücken taten weh. Jedoch war der Schmerz am Rücken der Schlimmste. Ich hievte mich hoch und kletterte tiefer, bis ich auf dem Boden kam. Langsam lief ich weiter nach Süden. Dort erzählte unser alter Alpha immer von einem guten Rudel. Ich hoffte, bald dort anzukommen, weil meine Wunde höllisch brannte und ich kaum laufen konnte. Mein Tshirt war in Blut getränkt und ich war mir nicht ganz sicher, aber meine Wunde schien mir noch immer nicht ganz zu.

Auf zitternden Beinen lief ich weiter und war mir sicher, dass ich die Grenze schon länger übertreten hatte. Jedoch wusste ich nicht, ob die weiteren Rudel in den angrenzenden Gebieten noch die Verbündeten von meinem alten Rudel waren. Wenn ja, dann wars das und mein altes Rudel würde jeden Moment auftauchen.

Unter den Werwölfen gibt es eine Regel, die besagt, dass Kinder bis 16 Jahren nicht angegriffen werden dürfen. Darüber war ich dann auch wieder froh.

Vollkommen in meinem Gedanken vertieft, bekam ich nicht mit, dass ich schon die dritte Grenze übertrat. Meine Beine und mein Unterbewusstsein führten mich durch die Wälder. Es war mir egal, dass ich nicht mehr konnte, dass meine Beine schlapp machten, meine Wunde wieder anfing stark zu bluten, als ich auf einen Stein sprang. Ich war nun ein Rudelloser Wolf. Eine Ausgestoßene, eine Rogue. Zumindest eine halbe Außgestoßene. Ich hatte mich noch nicht verwandelt, weshalb ich noch nicht wie eine behandelt werden durfte.

Mein altes Rudel lebte in Kanada. Jetzt war ich bestimmt schon am Rande der Grenze zur USA. Ich konnte mich zwar noch nicht verwandeln, aber ich konnte im Gegensatz zu anderen Wölfen, als Mensch besser hören, sehen, riechen und schneller rennen. Das hatte ich mit Josie meiner besten Freundin herausgefunden. Naja ehemalige beste Freundin. Sie ist schon 16 und hat ihren Mate in unserem neuen Alpha gefunden.

Was ich gemacht habe, um aus unserem Rudel ausgestoßen zu werden? Ich wollte unseren alten Alpha wieder und habe unserem neuen nicht gehorchen wollen. Meine 'Eltern' welche nicht meine Eltern sind, hielten zu ihm und das ganze Rudel wollte mich tot sehen. Josie konnte ihrem Mate genau das ausreden, aber jetzt jagen sie mich wahrscheinlich so lange, bis ich tot bin.

Ich ging durch den Wald und sah den Grenzfluss. Der Fluss, der Kanada und die USA an diesem Stück teilte. Ich sah nochmal zurück. Mein altes Leben ließ ich einmal durch mein inneres Auge laufen. Bis ich bei einer Erinnerung stehen blieb. Ich, mit meinen brustlangen blonden Haaren und meiner schrecklichen Nase. Ich mochte meine Nase kein bisschen. Es war eine Stupsnase und jeder fand sie 'süß', aber dadurch wirkte ich kindlich und ich wollte schon lange kein Welpe mehr sein. Mein schmaler Mund, der immer jedem entgegen lächelte. Jetzt war er trocken und nicht mehr so rot, wie davor. Ich hatte schon lange nichts mehr getrunken. Meine stechend braunen Augen wurden von meinen dunklen und dichten Wimpern umrahmt. Blonde Haare und braune Augen waren für Werwölfe nicht ungewöhnlich. Es hatten zwar nicht unbedingt viele diese Mischung, aber es zeigte, dass man ein Werwolf war. Jeder Werwolf hatte ein anderes Erkennungsmerkmal. Ich hatte eben braune Augen und blonde Haare. Und eine Vorliebe für Waldgeruch. Sogar mein altes Zimmer wurde mit  Lufterfrischer aufgestattet, die alle den Waldgeruch an mein Zimmer abgaben. Ich war nicht unbedingt dünn, aber auch nicht dick. Eben normal für einen Werwolf. Das beste am Werwolf dasein ist eindeutig, dass wir nicht dick werden. Wir können so viel essen, wie wir wollen.

Ich sah an mir herunter. Eine dreckige skinny Jeans, welche überall aufgerissen war. Mein lieblingstshirt, welches ich angezogen hatte, da Josie und ich feiern gehen wollten. Natürlich mit ihrem Mate, da dieser sie nicht mehr alleine lassen wollte. Meine blonden Haare fielen mir teilweise ins Gesicht, da mein Zopf sich im Fluss gelöst hatte.

Ich setzte mich auf einen Baumstamm, der über den kleinen Bach ging und ließ meine Wunden Füße ins Wasser fallen. Ich war sehr erschöpft, traurig und wütend. Traurig darüber, dass Josie immer das tat, was ihr Mate von ihr verlangte und wütend definitiv auf unseren neuen Alpha. Und auch auf Josie. Hach ich war einfach auf alles wütend. Zu meinem Glück fing es in dem Moment auch noch an in Strömen regnen. Ich stand genervt auf und lief weiter, um mir einen Unterschlupf zu suchen. Wenn es ein Wetter gab, das ich hasste, dann war es Regen und Hagel. Gewitter fand ich dann wieder ganz okay. Es hatte etwas faszinierendes an sich, wenn der Himmel so ein Spektakel veranstaltete. Manche Leute zuckten bei dem Donner zusammen, aber ich lauschte noch faszinierter. Wenn die Blitze dann die Wolkendecke durchbrachen, überlegte ich immer, wie genau sie dies schaffen. Es gab zwar eine Physikalische Erklärung dafür, aber die war mir zu kompliziert.

Ich lief weiter durch den Regen, bis ich an einem kleinen Dorf ankam. Ich zögerte. Es waren definitiv Werwölfe, aber sollte ich zu ihnen gehen? Meine Wunde könnte gesäubert werden und vielleicht könnte ich im Trockenen schlafen. Doch ich müsste ihnen dann alles erklären und vielleicht würden sie mich nur wegen der Regeln aufnehmen und dann wieder rausschmeißen sobald ich 16 wäre.

Am Ende entschied ich mich für letzteres und machte einen Bogen um das Dorf. Es war schon fast eine kleine Stadt. Die Häuser waren modern und nicht so abgeranzt wie unsere. Ich ging wieder tiefer un den Wald hinein und versuchte mich vor jeglichen Werwölfen zu verstecken. Obwohl das so ziemlich unmöglich wäre.

Da ich mich nach einer Weile wieder sicherer fühlte, entschied ich, auf diesem Gebiet zu bleiben und fand in der Nähe eines Baches eine Höhle. Ich trank kurz aus dem Bach, um meinen trocken Hals zu besänftigen und lief dann wieder zu der Höhle. Dort machte ich es mir ein wenig bequem, soweit das mit der Wunde ging und versuchte einzuschlafen.

Jedoch konnte ich nicht mehr schlafen. Meine Sinne waren die ganze Zeit in Alarmbereitschaft und schrien förmlich "Fremdes Gebiet! Lauf!" aber gleichzeitig sagte mir auch irgendjemand, dass ich hier richtig bin. Ich war schon immer mehr die schreckhafte Person und ziemlich schüchtern.

Ich hörte die Wölfe ganz in der Nähe, was daran lag, dass das Dorf keine 500 Meter weiter lag. Ich stand nochmal auf und sah mich in der Höhle um. Neben mir ging noch ein Gang weiter, den ich entlang ging. Er endete nach kurzer Zeit und ich legte mich ganz nah an die Wand. Es war zwar ein wenig wärmer, als auf dem Baum, aber der Steinboden war echt unbequem.

Irgendwann fielen mir aber doch die Augen zu.

1100 Wörter

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