Kapitel 2

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~Amy~

"Fass Sie nicht an!" zischte eine weibliche Stimme vor mir bedrohlich. Es mussten definitiv Werwölfe sein. Sie rochen ziemlich stark nach dem Rudel von gestern. Ich traute mich nicht meine Augen zu öffnen. Lieber tat ich weiterhin so, als würde ich schlafen.

"Hast du sie schonmal gesehen?" fragte eine andere Stimme leise. Es war eine männliche, tiefe Stimme. Sie hatte ein leichtes Kratzen und hörte sich auch ein wenig verschlafen an. Wie spät war es wohl? Als ich einschlief, fing die Sonne an unter zu gehen. War es mitten in der Nacht? Oder Morgens?

"Nein." antwortete noch eine andere Stimme. Es war auch ein Mann, aber er klang wesentlich älter. Vielleicht war er 60?

"Mir ist es auch egal, ob wir sie kennen oder nicht, aber sie sieht schrecklich aus. Wir müssen ihr auf jeden Fall helfen" meinte wieder die Frau.

"Sie ist eine Rogue!" rief der ältere Mann. Er klang wütend, aber er hatte recht. Sie müssten mich nicht aufnehmen, wenn sie es nicht wollten.

"Peter. Ich weiß, du hast Zweifel, aber wir können sie nicht einfach hier liegen lassen. Selbst, wenn sie ein Werwolf ist, würden ihre Kratzer an den Beinen und Armen nicht heilen. Das Mädchen würde sterben" meinte die Frau vor mir. Sie hatten also noch nichts von meiner Wunde am Rücken gesehen.

"Wir wecken sie auf und dann untersuchst du sie. Danach kann sie ja weiterziehen" meinte die Stimme, die Peter genannt wurde.

"Danke" flüsterte die Frau. Wahrscheinlich seine Mate, folgerte ich, weil er so schnell nachgegeben hatte.

"Hey" sagte die Stimme der Frau leise und sie rüttelte leicht an meiner verspannten Schulter. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte gegen helles Licht. Okay, also war es morgens. Ich zuckte kurz zusammen und sah die drei Personen skeptisch an.

"Wir wollen dir nur helfen, wenn du mitkommst kann ich dich verarzten" meinte die Frau, die vor mir kniete. Sie hatte strahlende braune Augen und braune Haare, die sie nach hinten gebunden hatte.

Peter war der älteste hier im Raum und hatte einen drei Tage Bart und blaue Augen. Seine schwarzen Haare waren relativ kurz und glänzten gräulich.

Der Junge neben ihm hatte längere schwarze Haare und die Seiten kurz rasiert. Wenn ich schätzen müsste, wären es vielleicht 5 mm. Genau, wie sein Vater hatte er blaue Augen. Es passte irgendwie nicht, aber auf eine andere Weise wirkte es stimmig. Er hatte einen schwarzen Pullover und eine graue Jogginghose an. So eine, welche gefühlt jeder Junge besaß. Ich wusste es zwar nicht genau, aber ich konnte mir vorstellen, dass er Muskeln besaß. Ein Sixpack musste er auf jeden Fall haben. Sonst wäre ich echt enttäuscht. Auf seinem Gesicht besaß er eine Narbe an der Wange. Ich schätzte einfach mal, dass es eine Familie war.

Ich nickte der Frau zu und sie half mir, mich aufzurichten. Ich versuchte mich auf meine Beine zu stellen, aber sie hielten mein Gewicht nicht aus und ich fiel hin. Naja fast. Der junge Mann fing mich noch rechtzeitig auf, aber striff dabei meine nicht mehr vorhandene Haut am Rücken.

Ich zog schmerzhaft die Luft ein und biss mir auf die Unterlippe, um nicht loszuschreien. "Was hast du denn gemacht?" rief der Mann schockiert und sah wieder auf meine Wunde. Ich sagte nichts, sondern sah auf den Boden. Ich hatte Angst vor ihnen. Sie waren Fremde und sollten nichts von meinen Problemen wissen. Ich wollte einfach nur noch weg. Sie könnten mich noch immer finden.

"Komm mit" meinte die Frau und nahm mich aus den Armen des Jungen. Sie stützte mich den ganzen Weg entlang. Wir kamen nur langsam voran, weil meine Beine nicht mehr wollten. Ich wollte auch nicht mehr. Als Peter meinen aufgerissenen Rücken sah, sah er auch ziemlich schockiert aus. Ebenso, wie die Frau neben ihm.

"Die Frage ist eher, wer das war." meinte Peter. Ich ging nicht auf sie ein, sondern starrte auf den Boden vor mir.

"Okay, jetzt gehen wir erstmal nach Hause. Diese Nacht bleibst du auf jeden Fall bei uns. So lass ich dich nicht gehen" meinte sie bestimmt. Peter warf ihr einen kritischen Blick zu, aber sie ignorierte ihn. War mir auch recht.

Wir gingen aus der Höhle heraus und ich ließ meinen Blick weiterhin auf dem Boden. Ich sah nur das Gras und aus meinem Augenwinkel ein paar Werwölfe, die mich ansahen. Mein Blick richtete ich die ganze Zeit auf die Erde, weil es mir unangenehm war, so angesehen zu werden. Plötzlich wurde aus dem Gras, Stein und wir standen in einem Vorgarten. Dort hob ich meinen Blick wieder ein wenig und wir traten in das große Haus.

"Komm mit. Ich bringe dich in das Behandlungszimmer." meinte sie. Das hier war wohl so etwas, wie ein Krankenhaus. Es war sehr schlicht in weiß und türkis gehalten. Mir gefiel diese Farbe. Es war nicht so eintönig, wie diese normalen Krankenhäuser, sondern hatte ein eigenes Gesicht.

Die Frau brachte mich in das Behandlungszimmer und wieß den Jungen an, Kleidung für mich zu holen. Ihr Mann sollte ein Zimmer für mich suchen.

"So jetzt sind wir alleine. Wie heißt du denn? Oh wie unhöflich, ich bin Marian. Nenn mich einfach Mary." meinte sie und hielt mir ihre Hand hin. "Amy" sagte ich heiser und nahm ihre Hand an.

"Gut Amy. Wer hat dir das angetan und warum bist du so zugerichtet?" fragte sie. Innerlich schauderte ich und bekam eine leichte Gänsehaut. Warum nochmal ich? Ach ja, weil ich meine Klappe nicht halten konnte.

"Mein Alpha hat mich verstoßen und meine Stiefmutter hat zu ihm gehalten. Sie hat mir in den Rücken gebissen und die Haut mit abgerissen." meinte ich noch immer ziemlich heiser. Mary merkte es auch und schlug sich gegen den Kopf. "Ich hol dir gerade Wasser" meinte sie und wollte verschwinden, als sich die Tür öffnete und ihr Sohn, sowie ihr Mann hereinkamen.

"Sehr gut. Danke. Mason hol Wasser für sie." meinte Mary und Mason, der Sohn seufzte laut auf. Doch er drehte sich um und ging fast lautlos aus dem Raum. Mary ging mit ihrem Mann mit und ich saß nun alleine.

Das Behandlungszimmer war relativ normal eingerichtet. Es spiegelten sich das Blau und das Weiß wieder und es gab einen kleinen Schreibtisch mit einem Computer drauf.

"So Amy." meinte Mary, als sie wieder in den Raum kam. Ich schreckte zusammen, aber sog sofort wieder schmerzhaft die Luft ein.

"Tut mir leid. Also du musst dich auf den Bauch legen und dann werde ich deine Wunden versorgen und säubern." erklärte sie mir. Ich nickte nur und legte mich auf den Bauch.

Jedes Mal, wenn sie in meine Wunde ging, schmerzte es, aber es war auszuhalten. Ich spürte, wie meine Haut schnell wieder heilte und konnte in Ruhe durchatmen.

1118 Wörter

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