Kapitel 10

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~Amy~

Ich drehte mich auf der Stelle um und kehrte Mason und Luis den Rücken zu. "Amy warte, wo willst du hin? Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen. Wie geht's dir?" fragte mich Luis und grinste noch immer verstohlen. Das sah ich nur, weil mein Blick bei seinen Worten nochmal nach hinten wanderte.

"Was auch immer du von mir willst. Dich geht mein neues Leben nichts an und mir ist egal, ob du jemals mein Alpha warst" fauchte ich und ging aus dem Haus.

Ich steuerte ein ganz bestimmtes Haus an und klingelte. Sofort öffnete der alte Mann die Tür und bei mir fielen alle Dämme. "Er ist hier" hauchte ich gegen meine Tränenwand. Mein alter Alpha nahm mich fest in den Arm und ging mit mir zu seinem Sofa. Er setzte mich dort ab und ging in die Küche. Ich saß nur auf dem Sofa und ließ den Tränen freien Lauf.

"Heiße Schokolade?" fragte Donald mich liebevoll. Ich blickte auf und sah ihn, mit zwei Tassen Kakao in der Hand. Nickend nahm ich ihm eine Tasse aus der Hand.

"Und jetzt erzähl mal, was genau passiert ist" meinte er und setzte sich neben mich. Ich erzählte ihm, dass ich zu Mason gegangen war und er da stand. Auch, was er gesagt hatte und, was ich dachte. Donald hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu. Meinen Kakao hatte ich nicht einmal angerührt und nun war er schon wieder ein wenig kalt.

"Lass uns zusammen zu ihm gehen. Er ist nicht mehr dein Alpha, das ist Peter." meinte er und stand mit seiner leeren Tasse auf. Ich, mit meiner vollen, tat es ihm gleich und ging hinter ihm zur Küche. Donald nahm mir meinen Kakao ab und stellte ihn auf die Spüle.

"Und jetzt reden wir erstmal mit ihm" sagte er. Ich nickte ein wenig und lief ihm hinterher. Ein wenig aufgeregt, weil ich nicht genau wusste, über was er reden wollte, fing ich an auf meinem Fingernagel zu kauen.

"Öffnest du die Tür?" fragte Donald und ich nickte. Kurz verweilte ich, bis ich tief durchatmete und die Tür auf schloss. "Hallo?" rief ich. Keine Antwort. Donald schloss hinter mir die Tür und wir gingen ins Wohnzimmer, wo Luis auf dem Sofa saß. Und zwar genau in der Ecke, in der ich die letzten Tage gesessen hatte. Leise knurrte ich auf. Auch Donald schien bei Luis Anblick angespannt.

"Wir haben uns ja auch schon länger nicht mehr gesehen." grinste Luis. Donald knurrte leise und lieferte sich mit ihm ein Blickduell. Mason kam aus dem Badezimmer und sah sich verwirrt um.

"Was genau ist hier los?" fragte er. Sein Blick blieb an mir hängen und ich sah schnell auf den Boden. Wahrscheinlich hatte er meine Tränen gesehen. Verwirrt sah er alle anderen im Raum an. "Das kann mein Neffe dir erzählen" meinte Donald und setzte sich seelenruhig vor Luis.

"Das ist der alte Alpha unseres Rudels. Mein Onkel, der mir seinen Posten gegeben hat, als ich Josie fand, weil er, außer mir, keine weiteren Verwandten hat. Danach ist er abgehauen." erklärte Luis und hob provozierend eine Augenbraue. "Ich will nicht wissen, was du mit meinem Rudel gemacht hast." knurrte Donald leise.

"Ich hab nichts gemacht. Da bist ganz allein du schuld, dass sie Amy nicht ausstehen konnten." meinte Luis scheinheilig. Ich kochte vor Wut. Wie konnte er es wagen! Donald war sicherlich nicht daran schuld, dass Luis mich aus dem Rudel verbannt hatte. "Aber wo wir jetzt hier sind, könnten wir es auch kurz machen oder nicht Amy?" sagte Luis uns stand auf. Luis kam mit schnellen Schritten auf mich zu, bis er keine 2 Meter von mir entfernt war.

"Lass mich in Ruhe Luis. Ich hab gemacht, was du von mir verlangt hast. Meine Eltern haben mich verstoßen, mit Josie habe ich keinen Kontakt mehr. Der einzige, der mir ist, ist Donald." wimmerte ich und machte mich klein. Ich unterwarf mich ihm, wie jedes Mal. Ich hatte Angst. Angst davor, dass er mich töten würde. Können, tat er es auf jeden Fall. "Genau deshalb machen wir es kurz. Außerdem kann ich mich wage daran erinnern, dass ich meine, dass du, wenn man dich wiedersieht, egal wo, getötet wirst." Mit jedem Schritt, den Luis weiter ging, ging ich einen zurück. Jedoch waren seine fast doppelt so groß, wie meine.

Wäre Mason nicht in diesem Moment dazwischen gegangen, hätte es für mich schlecht ausgesehen. "In meinem Gebiet wird Amy nicht getötet." knurrte er. "Dann eben in einem anderen" meinte Luis und ehe ich mich versah, war ich schon zwischen den Zähnen eines Wolfes. Er hatte sich blitzschnell verwandelt und ich sah auf braune Pfoten. Seine Reißzähne bohrten sich in mein Fleisch und je mehr ich mich wandt, desto mehr biss er zu. Ich schrie vor Schmerz auf und meine Tränen kamen zurück. "Lass sie los!" rief Mason. Luis rannte auf die Tür zu und ich konnte nur noch meine Beine an der Tür spüren. Da ich senkrecht in seinem Maul war, knallen meine Beine direkt gegen das Fenster und ich schrie erneut auf. Das war wohl auch für Donald genug. Beide verwandelten sich und liefen uns nach. Durch die Schmerzenstränen hatte ich nie eine verschwommene Sicht. Dennoch konnte ich Mason und Donald erkennen, die und hinterher liefen. Wir liefen aus dem kleinen Dorf heraus und geradewegs in den Wald hinein. Ich wollte mich vor Schmerzen zusammenziehen, aber der Wolf ließ es nicht zu. Seine Zähne Gruben sich noch tiefer in mein Fleisch und so schrie ich zum zweiten Mal auf. Als ich wieder nach hinten sah, entdeckte ich nicht nur die beiden schwarzen Wölfe, sondern auch viele andere, die nach Peters Rudel aussahen.

Der Grenze kamen wir immer näher und ich konnte sie schon riechen. Verzweiflung machte sich in mir breit und ich bekam noch mehr Angst. Ich hatte meinen Soulmate noch nicht gefunden und meine echten Eltern ebenso nicht. Jetzt zu sterben, wäre noch nicht gerecht, oder? Luis rannte, je näher wir der Grenze kamen, immer schneller. Jedoch konnte ich, abgesehen von der Grenze auch noch einen anderen Geruch ausmachen. Es roch, nach noch mehr Wölfen, als würden sie schon auf uns warten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Luis rannte einfach weiter. War es unser altes Rudel? Dann war das definitiv mein Ende. Er nahm Anlauf und sprang über die Grenze. Auf einer Lichtung ließ er mich runter. "Jetzt werden wir der Welt einen Gefallen tun" meinte Luis und stellte sich mit seinen Pfoten auf meinen Brustkorb. Um die Lichtung sah ich vereinzelt dunkel Schatten, die Luis nicht zu stören schienen. Ich rang unter seinen Pfoten nach Luft. Vor mein Augen fingen die Punkte schon an Walzer zu tanzen. Die Musik dazu konnte ich auch schon langsam vernehmen.

Dann sollte ich mich wohl verabschieden.
Josie, du warst echt die beste Freundin, die man haben kann, auch, wenn ich dich jetzt nicht mehr so gerne mag wie vorher. Du wirst immer einen kleinen Teil in meinem Herzen bekommen, obwohl ich in deinem wohl von Luis verbannt wurde.
Donald. Du warst der allerbeste Alpha, den ich jemals hatte. Fast, wie mein nicht vorhandener Opa. Mit dir konnte ich über alles reden.
Meine Eltern musste ich nicht veranschieden. Sie waren sowieso nicht wirklich meine Eltern und hatten mir meine Narbe am Rücken verpasst.
Mary. Du bist die allerbeste Luna, die ich jemals gesehen habe, du bist so unfassbar schlau, gutherzig und einfach nur zu gut für die Welt. Ich werde dich auf jeden Fall vermissen.
Peter. Wir hatten vielleicht einen verwirrenden Start, aber ich danke dir von Herzen, dass du mich in euer Rudel gelassen hast.
Mason. Wir hatten ebenso einen schlechten Start und ich bin mir noch nicht sicher, was ich über dich denken sollte. Mal bist du total abweisend zu mir und mal könnten wir auch gute Freunde sein. Ich mag dich irgendwie, wie genau weiß ich auch nicht, aber da ist irgendwas. Jedoch bin ich froh, dass ich es jetzt nicht mehr fühlen kann, ich darf mich nicht zwischen dich und deine Mate stellen. Wäre ich deine, hättest du es ja mal erwähnt. Übrigens mag ich deine Augen. Sie sind so wunderschön blau.
Faye. Du bist mir in dieser kurzen Zeit so wichtig geworden. Du bist mehr, als nur meine Freundin. Du bist fast, wie meine beste Freundin. Nein, meine Schwester. Dich werde ich definitiv am meisten vermissen. Bleib so, wie du bist. Verstell dich nicht, nur um anderen zu gefallen. Mit deiner wunderbaren aufdringlichen Art bist du einfach nur perfekt. Zu gerne hätte ich auch deinen Mate kennengelernt. Er ist bestimmt eher der ruhige Typ. Oder genauso, wie du. Ich vermisse dich jetzt schon. Vergiss mich nicht Faye.

Danach war ich weg. Es war, wie ein kräftiger sog in ein schwarzes Loch.

1457 Wörter

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