Kapitel 15

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~Amy~

"Amy? Es gibt Frühstück." weckte mich eine Stimme an meiner Tür. Ich rief ein verschlafenes Ja und fuhr mir übers Gesicht. Ich hatte relativ wenig geschlafen, da ich immer wieder von Albträumen geplagt wurde. Naja keine Alpträume, eher Träume von Mason. Wie er als Wolf durch den dunkelen Wald lief, wie er als Mensch auf seinem Platz auf der Couch saß. Vielleicht kamen die Alpträume auch dadurch, dass ich seinen Pulli zum Schlafen benutzt hatte. Ich bekam ihn nicht aus dem Kopf. Wäre ich bloß weggelaufen, als ich es noch konnte. Ich zog mir die Hose und ein Tshirt an und ging in mein angrenzendes Bad. Dort machte ich mich fertig und überdeckte meine leichten Augenringe. Wenn das so weiterging, dann würde das nicht mehr so gut aussehen wie jetzt. Man sah mir kaum an, dass ich schlecht geschlafen hatte. Mein Wolf wollte sich nicht verwandeln, was ich darauf schloss, dass Mason nicht da war.

Auf dem Flur zur Küche traf ich wieder Jona. "Hey. Alles gut?" fragte er und musterte mich kritisch. "Ja alles bestens" murmelte ich. "Gut." Er musterte mich verstohlen von der Seite, was mich extrem wurmte. "Was willst du wissen?" fragte ich einfach direkt raus. Sein fragender Blick war mich wirklich zu viel. "Ich wollte fragen, ob du deinen Mate schon gefunden hast." fragte er mich und musterte mich weiterhin. Warum wollte er das wissen? "Geht dich nichts an" fauchte ich und ging einen Schritt schneller. Innerlich knurrte ich und versuchte ihn nicht anzufallen. Jona sprintete mir hinterher.

"Jetzt mach mal halblang, was hast du denn?" fragte er mich und klang fast ein bisschen genervt. Ich sah ihn nochmal an und schüttelte den Kopf. "Das. Geht. Dich. Nichts. An." meinte ich und verschwand in der Küche. Auf meinem Platz stand eine Schüssel Müsli und Josh und Kayia hatten schon Platz genommen.

"Morgen" sagte ich, als ich den Raum betrat. Kaiya musterte mich kurz und stieß dann leise und erleichtert Luft aus. Sie dachte wahrscheinlich, dass man es mir sehr ansehen würde, dass ich schlecht geschlafen hatte. Ich hatte auch das Gefühl, dass meine verzweifelten Schreie, durch das ganze Haus hallten.

Nach dem Essen hatte ich ein Training mit Josh und Jona. Es stellte sich heraus, dass die Jungs Brüder waren. Sie sahen sich irgendwie nicht ähnlich. Bis auf die Haare und den Hautton. Jona war auch der Beta von Josh.

Bis zum Abend passierte nichts wirklich spannendes mehr. Nur, dass ich immer müder wurde, was aber sicher daran lag, dass ich heute viel getan hatte.

Es gab Abendessen und danach machten wir einen Filmabend. Auf dem Sofa musste ich sofort wieder an Faye denken, die ich den ganzen Tag über verdrengt hatte. Schnell kramte ich mein Handy hervor.

Amyyyyy
Naaa
Wie ist es so?
Dad hat Mason nicht davon erzählt.
Du hattest übrigens Recht. Mason hat noch immer Gefühle für dich. Je weiter du dich entfernst, desto schlecht gelaunt er wird er. Felicitas hat schon keinen Bock mehr. Sie hat sich bis Freitag eine Auszeit von ihm genommen.
Mason stand heute morgen um 3 Uhr vor unserer Haustür und ist in sein Zimmer gerannt. Seine alte Bettwäsche riecht noch nach dir, weshalb er dort übernachtet hat.
Jedenfalls hoffen wir, dass es dir gut geht.
Love you Faye

Ich überlegte kurz, was ich schreiben könnte, damit sie sich nicht all zu sehr sorgten. So entschied ich mich schnell für die 'Alles super'Tour. Auch, wenn ich mir sicher war, dass Josh mindestens einem aus meinem Rudel von meinen Schreien erzählt haben musste.

Hey
Mit geht's den Umständen entsprechend
Das Rudel ist mega nett und ich kann mich ganz gut einfinden. Schreib dir vielleicht später nochmal.
Lieb dich auch
Amy

Ich steckte mein Handy weg und konzentrierte mich auf den Film. Jedoch wurde er mir nach einige Zeit zu traurig. Ich verabschiedete mich von allen und ging nach oben in mein Zimmer. Dort ging ich sofort schlafen.

Am nächsten Morgen weckte mich Kaiya, die wie wild an meiner Schulter rüttelte. "Noch 5 Minuten" murmelte ich schlaftrunken und drehte mich nochmal um. "Amy du musst jetzt aufstehen" meinte Kaiya und fuhr sich verzweifelt über ihr Gesicht. Ich nahm nochmal einen tiefen Atemzug und stand schlussendlich auf. "Geht doch" Danach ging Kaiya in die Küche.

Ich zog mir neue Sachen an, die Kaiya mir gegeben hatte. Meine Haare Band ich mir schlicht zusammen und ging nach unten. Dort warteten schon alle auf mich. "Morgen" murmelte ich und setzte mich neben Kaiya. Ich nahm mir ein bisschen Müsli und goss mir Milch ein. Bei meinem Glück verschüttete ich es und erschrak. Es ergoss sich fast alles auf den Tisch und meine Hose und die Milchpackung flog herunter. Warum passierte mir soetwas. Ich fing an zu schluchzen und sofort legten sich Kaiyas Arme um mich. Was das geschehen jedoch nicht ungeschehen machen ließ. Oh man, bei meinen Stimmungsschwankungen hatte ich endweder meine Tage oder ich war schwanger. Jedoch war beides vollkommen ausgeschlossen.

"Amy, es war nur Milch. Wir machen das wieder weg" murmelte Kaiya und sah kurz verzweifelt zu Josh. Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern. Nach einiger Zeit wurden meine Tränen weniger und ich konnte mein Frühstück aufessen. Jedoch musste Kaiya mich am Anfang füttern, da ich durch meine zitternden Hände nicht wirklich in der Lage dazu war.

Nach dem Essen ging ich wieder in mein Zimmer und verschanzte mich dort. Faye hatte noch nicht geschrieben und ich zweifelte, dass sie sich vor dem Mittagessen melden würde. So legte ich mich mit ausgebreiteten Händen und Füßen auf mein Bett und lauschte den Gesprächen im Flur.

"Wir sollten ihr sagen, dass Mason jetzt Alpha ist..." flüsterte Kaiya. Leider zu laut. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Er hatte Felicitas zu seiner Luna gemacht. Er war nun endgültig ein Alpha. Er hatte sein Rudel. Ich könnte nie wieder zurück... Auch wenn ich das nicht vorhatte. Oder vielleicht doch?

Die Stimmen wurden wieder leiser und ich verfluchte mich dafür, nicht weiter zugehört zu haben. Sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich mehr gewusst. Mit einem großen Atemzug setzte ich mich auf und fing zu meinen Schreibtisch. Dort nahm ich mir ein Blatt Papier und begann zu zeichnen. Dabei schloss ich meine Augen. Ich hatte schon immer eine tiefe Neigung zur Zeichnerei gehabt. Meine Eltern hatten noch nie gezeichnet. Naja sie waren ja noch nie meine Eltern. Meine richtigen Eltern kannte ich nicht, aber ich schätzte sie, auf Hudson Bay Wölfe. Dort sollte es auch ein großes Rudel geben. Aufgrund meiner Fellfarbe vermutete ich sie dort. Jedoch würde sich die Suche noch länger herauszögern. Die Kraft zum Auffinden meiner Familie fand ich nicht. Sie würde nur mit Mason zurückkommen...

Am Nachmittag hatte ich kurz ein Treffen mit Jona und Josh. Beide versuchten mich zum Training überzeugen zu können, doch durch meine schlechte Laune, vertrieben die diesen Gedanken schnell. Wenn ich Josh's Fell sah, würde ich sofort wieder anfangen zu weinen. Mason hatte ähnliches Fell. Nur die Konsistenz unterschied sich. Masons war weich und gleichzeitig borstig, während Josh's Fell einfach nur weich wirkte. Ich hatte es tatsächlich noch nicht berührt und ich wehrte mich strikt dagegen.

Am Abend fiel ich direkt nach dem Abendessen übermüdet ins Bett. Sehr stark übermüdet.

1095 Wörter

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