Kapitel 16

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~Amy~

Am nächsten Morgen wurde ich unschön von Kaiya aus dem Bett geworfen. Ich war klitschnass und lag auf dem ebenso nassen Boden. Sie hatte mich vorher schon mir Wasser wecken wollen? Und ich hatte nichts mitbekommen? "Wenn das so weiter geht, verbiete ich dir überhaupt zu schlafen." murrte sie und ging aus dem Zimmer.

Sofort füllten sich meine Augen wieder mit Tränen. Warum war sie so gemein zu mir? Ich hatte ihr doch nichts getan? Ging ich allen auf die Nerven? Müde stemmte ich mich hoch und stieg mit meinem Schlafanzug unter die Dusche. Noch bevor ich dies bemerken konnte, war das Wasser schon an und mein sowieso schon nasser Schlafanzug erst recht nass. Mason hätte mich jetzt sicher ausgelacht.. Und ich hätte mit ihm gelacht. Selbst, wenn diese Situation noch nie vorgekommen ist, wusste ich, wie er reagiert hätte. Ich konnte mir jede seiner Bewegungen vorstellen. Ich sah sie bildlich vor mir. Als wäre er wirklich hier. Wahrscheinlich hätte es ihm hier nicht so gut gefallen. Er ist eher dieser offene Typ und er hat gerne sein eigenes Haus. Das Rudelhaus wäre eben nicht so seins. Es war, als würde ich schon alles von ihm kennen, ohne ihn wirklich zu kennen. Ich wusste zu Beispiel, dass er beim Italiener immer Pizza Funghi ohne Tomatensauce bestellte. Auch, wenn ich mit ihm weder darüber geredet, noch es selber erlebt hatte. Verdammt warum dachte ich überhaupt an ihn? Er hatte mich doch weggeschickt.

Als ich aus der Dusche stieg machte ich mir nichtmal die Mühe meine Haare zu kämmen. Ich ließ sie einfach so und zog mir eine Jogginghose und ein großes Tshirt an. Es war mir egal, was man von mir dachte. Jeder konnte von mir denken, was er wollte. Wichtig war mir nur eine Meinung. Die von Mason.

Kurz vor der Küche blieb ich nochmal stehen. Meine Augenringe, welche ich vor 2 Tagen noch wegbekommen hatte, waren jetzt nicht mehr zu übersehen. Ich hörte jeden in der Küche lachen und verfluchte mich dafür, dass ich so gebrochen war, dass ich nichtmal mehr so herzhaft lachen konnte, ohne den anderen etwas vorzumachen. Ich war eine Last. Eine riesige Last für jeden. Dennoch hatte ich Peter versprochen hier zu bleiben, oder wieder zurück zu kehren. Zurück kam dank Mason ja eher nicht mehr in Frage. Mit gesenktem Kopf betrat ich die Küche und die Stimmung änderte sich drastisch.

"Ich esse in meinem Zimmer. Sonst verderbe ich eure Stimmung." meinte ich und nahm mir mein Müsli mit. "Das stimmt gar nicht, bleib doch." sagte Josh. Aber ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. Es war ein aufrichtiges Lächeln meinerseits. Eines, was man jetzt nur noch selten zu Gesicht bekam und ich erst recht niemandem mehr schenken würde. Außer Faye und Mason. Josh lächelte zurück. Genauso, wie seine Worte vorhin, war diese Geste ehrlich. Er meinte jedes einzelne Wort ernst. Auch dieses Lächeln war weder mitleidig oder falsch. Es war genau so ehrlich und aufrichtig wie meins. Nur, dass seines noch strahlender war. Mein Lächeln hatte seinen Glanz verloren. Seines jedoch wurde von Kaiya, seinem Rudel und meinem Lächeln gestärkt.

Auf der Stelle drehte ich mich zur Tür und lief nach oben. Josh wusste, dass ich sie lieber alleine ließ. Genau das war die Eigenschaft, die nicht jeder Alpha besaß. Josh jedoch besaß diese. Alphas mit dieser Eigenschaft waren immer gute Alphas, aber nicht jeder gute Alpha hatte diese Eigenschaft. Die Eigenschaft sich in andere einzufügen und sie ohne Worte verstehen zu können. Bei Mason schien es mir, als hätte er diese nicht. Jedoch war er in meiner Gegenwart anders. Er hatte sich immer so verhalten, als wusste er genau, was in meinem Kopf vorging. Zumindest halbwegs.

Mein Kopf dröhnte, vom Nachdenken. Meine Augen brannten, durch das helle Display meines Handys. Meine Lippen waren trocken und gräulich. Generell vernachlässigte ich meinen Gesundheitszustand. Ich aß und trank nicht mehr viel und auch wirklich nur so viel, wie nötig.

Am Nachmittag überredete Kaiya mich zum Kämpfen. Wir verwandelten uns und ich musste sagen, dass ich eine gute Kämpfernatur hatte.

So gut, wie die ganze Zeit gewnn ich. Nur ein Mal, da gewann Kaiya. Ich spürte einen Schmerz in meinem Herzen. Er bereitete sich schnell auf meinen Körper aus. Kaiya nutzte genau diesen Moment und überwältigte mich. Als sie bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte verwandelte sie sich schnell zurück und rief verzweifelt nach Josh.

"Was ist mit ihr?" schluchzte Kaiya. Mein Wolfskopf lag auf ihrem Schoß und sie gab mir Sicherheit. Der Arzt eher weniger. Josh hatte seine großen Hände auf Kaiyas Schultern gelegt und massiert sie. Auch er wirkte besorgt. Kein Wunder. Ich reagierte auf nichts und niemanden. Ich war nun komplett gebrochen. Mein Herz wurde brutal herausgerissen und danach wurde drauf herum getreten. Es schmerzte. Noch mehr schmerzte es aber, es durch den Mund des Arztes zu hören.

"Ihr Mate. Er hat jemanden geküsst. Und das nicht zum ersten Mal. Die vorherigen Male schien Amy es unterdrückt zu haben" murmelte er und zog sich zurück. Josh wurde wütend. Sehr sehr wütend. "Wie kann er es wagen? Warum tut er sowas?" flüsterte er vor sich hin und ließ Kaiya und mich alleine. Kaiya kraulte mir liebevoll durch mein Fell. Ich genoss es. Mein Körper brachte die Energie zur Verwandlung nicht mehr zu Stande. Auch Kaiya wusste das. Nun wohnte ich nicht mehr wirklich bei ihnen. Ich würde so lange so bleiben, bis mein Körper ganz aufgab. Jetzt war ich wirklich diese Last, die ihnen nur Sorgen bereitete. Das wollte ich nicht sein.

"Warum tut Mason das? Was hat er davon?" fragte Kaiya. Sie sprach eher mit sich selber, als mit mir, weshalb ich ihr auch nicht antwortete. Ich hatte ja selber nichtmal eine Antwort auf die Fragen. Auf die erste hatte ich sowieso keine, aber auf die zweite. Denn ich war mir relativ sicher, dass es ihm genauso ging, vielleicht nicht so schlimm, aber dennoch schlecht. Somit war die Antwort, dass er nichts davon hatte. Gar nichts. Vielleicht wollte er sich ablenken, aber im Grunde hatte er nichts davon.

Am Abend lag ich auf wmienm Bett. Kaiya hatte meine Sachen nach unten packen lassen, sodass ich in meiner Wolfsgestalt nicht die Treppe hochladen musste. Ich hatte meine rechte Hand verwandeln können und schrieb kurz mit Faye. Es raubte mir viel Kraft.

Mason ging es wohl ziemlich dreckig und er wurde im Gegensatz zu mir aufgedreht und aggressiv. Ich wurde müde und ruhig. Ich schrieb ihr kurz, dass ich nun nur noch als Wolf durch sie Gegend lief, aber nicht warum. Das wären zu viele unnötige Fragen. Wahrscheinlich würde ich ihr sowieso nicht mehr antworten können. So beschränkte ich meine knappe Antwort auf das wesentliche und ging schlafen.

1112 Wörter

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