11. Drunk Art (Drawing each other)

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"Hey John?" "Hm?" "Was...was meinst du, passiert, wenn eine schwarze Katze sich selbst im Spiegel sieht?" Ich starrte ihn an. "Meinst du, sie bringt sich selbst Unglück?" Allein an der Tatsache, dass ich ernsthaft über diese Frage nachdachte, kann man sich wohl unseren derzeitigen Zustand ableiten. Holmes und ich waren betrunken. Ziemlich sogar. Nagut, komplett voll traf es eher...

Erfolg in einem Fall, drei gute Flaschen Wein als Dank von unseren Klienten...und zwei dämliche Detectives, die diesen guten Tropfen gleich am ersten Abend austranken. Wir hatten eindeutig zu viel gehabt und wussten das auch...aber in dem Moment war uns das relativ egal. Bereuen konnten wir auch am Morgen noch... 

Falschrum baumelte Holmes von seinem Sessel; den Kopf auf dem Boden und die Füße über der Rückenlehne zusammengeschlagen, musterte mich mit seinen aufmerksamen Augen, die vom Alkohol leicht verschleiert schienen. "Die Frage ist eher...was passiert mit ihr, wenn sie den Spiegel danach zerbricht?" "Dann hätte sie ne scheißgroße Menge Pech..." "Mhm...dein Gesicht sieht falschrum ziemlich seltsam aus...", bemerkte ich, woraufhin Holmes die Lippen schürzte und sich-verbunden mit großer Mühe- wieder richtig auf seinen Sessel hockte. "Das tut es richtigrum auch..." Wir starrten uns an...und kicherten dann los. "Stimmt doch... Scheinst du doch auch zu denken! Was schreibst du immer? Seine dina...dino...dinarische Gestalt ...Gott, was is das überhaupt für'n Wort?" "'s is eben 'n Wort... Du musst aber zugeben, dass du tatsächlich wie ein Habicht aussiehst... Warte, ich zeig's dir..." Ich kramte meinen Federhalter hervor, riss einen Zettel aus meinen Notizbuch und machte mich daran zu zeichnen, bemerkte nicht einmal, das Holmes es mir gleichtat. Normalerweise war ich nur ein durchschnittlicher Zeichner, und wenn der Alkohol dazu auch noch meine Hand führte... Oh Gott. 

Dennoch...nach einer Weile drehte ich mein Kunstwerk lachend um, damit Holmes das Endergebnis sehen konnte. "Das is ziemlich...bel...belo...bela..." "Beleidigend?" "Genau!" Der Detektiv nickte übertrieben. "Meine Nase is nicht soooo riesig..." "Naja, in deinem Gesicht is sie trotzdem das markana...marka...ach, verdammt. Das Auffälligste..." "Da...könntest du allerdings Recht haben..." Er kicherte und warf mir seine eigene Zeichnung hin. "Du sagst was von beleidigend? Mein Schnurrbart bedeckt doch nicht mein ganzes Gesicht!" "Aber dein Schnurrbart wirkt für mich immer so dominant weil er mich beim Küssen immer kitzelt..." "Hm...seltsam. Ich dachte du magst das..." Alkohol ließ einen seltsame Dinge tun...und so war es auch keine Überraschung, dass es für mich plötzlich wie eine gute Idee klang, mich zu Holmes auf den für uns beiden winzigen Sessel zu quetschen. Ich zog ihn in eine enge Umarmung, meine Wange an seiner, so das er spüren MUSSTE das ich mein Gesicht schon länger nicht rasiert hatte... "John, stop!" Und dann, ganz plötzlich-ich weiß auch nicht genau wie-machte es RUMS und wir fielen auf den Boden, Holmes landete dabei weicher...nämlich auf mir. Er blickte mich an, die grauen Augen voller Sorge...doch dann brachen wir erneut in lautes Gelächter aus. "Jungs?" Mrs Hudsons besorgtes Gesicht erschien in der Tür. Oh Gott... Welches Bild sich ihr bieten musste... Ihre beiden stockbesoffenen Mieter, ausgestreckt auf dem Boden vor dem Kamin, die aus dem Kichern nicht mehr herauskamen. Dazu kam die Tatsache, dass Holmes, im Versuch nicht umzukippen, seine Hände an meinen Flanken plaziert hatte und wir so den Eindruck von Teenagern übermittelten, die soeben übereinander hergefallen waren... "Mrs Hudson?" Es wunderte mich, dass er nicht im entferntesten lallte. "Ich habe ein fürchterliches Poltern gehört...geht es ihnen beiden gut?" "Bestens, Mrs Hudson, bestens!" Holmes lächelte niedlich. "Ich habe Watson hier versucht, wissenschaftlich zu beweisen, dass nur eine Person auf meinen Sessel passt. Und wie sie unschwer erkennen können, war mein Experiment erfolgreich und hat meine These unterstützt!" Unsere Haushälterin seufzte. "Versuchen sie einfach, sich in ihrem Zustand nicht wehzutun..." Selbst als sie schon weg war, machte Holmes keine Anstalten, sich von mir wegzubewegen. Vermutlich war er dazu auch gar nicht mehr in der Lage... "Sherlock?" "Ja?" "Wenn du dich nicht gleich von mir wegbewegst, kann ich für nichts mehr garantieren..." "Wäre das so schlimm?" Meine Hand, die ihn am Kragen weiter zu mir zog, war wohl Antwort genug...aber nun...betrunken rummachen war nicht annähernd so elegant und romantisch wie man es sich vorstellte... Ungeniert, ungeschickt...und an einem gewissen Punkt brach das Lachen einfach aus mir heraus...und die beiden Zeichnungen die neben meinem Kopf lagen, halfen da auch nicht. "Wir sind echte Künstler, was? Soll ich in Zukunft Illustrationen mit unseren Geschichten veröffentlichen?" "Untersteh dich!" "Auf solche Ideen würde ich ja auch nie kommen...aber zu meiner Verteidigung...ich bin grade auch ziemlich betrunken..." "Is das Rummachen vor dem Kamin auch so eine Sache, auf die du nur angeschwipst kommen würdest?" "Ich könnte mich in der Tat daran gewöhnen, wenn all unsere Fälle auf so eine Weise enden würden..." Sein grinsendes Gesicht schwebte über mir. "Sollen wir das zur Tradition machen?" "Ich hätte nichts dage-" Bevor ich den Satz beenden konnte, hatte er mich geküsst, ein Kuss, der meine Seele erhellte...und mich auf den nächsten Fall freuen ließ

JohnLock OTP challengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt