20. Zuckerschock, Hogwarts AU (Shopping Together)

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"Begleitest du mich nach London? Ich brauche ein paar neue Zaubertrankzutaten, unter anderen auch für deinen Trank...", murmelte Holmes. Es war Samstag und wir lümmelten zusammen mit ein paar unserer Tierwesen auf dem Bett herum. Zuezda und Galina, Holmes' Knuddelmuff und Eule dösten friedlich nebeneinander am Kopfteil unseres Bettes. Mein Crup Pup ließ die beiden Bowtruckles Newt und Edgar, sowie meinen Murtlap Mike, ihn als Kissen benutzen, der jüngste der drei Bowtruckles, Percy, ein äußerst anhängliches Exemplar, hatte sich wie immer in meiner Jackentasche verkrümelt. Ich zuckte die Schultern und strich nachdenklich über Viktors* weiches Gefieder. "Warum nicht? Ich brauche Futter und neue Schreibfedern. Und morgen können wir in den Drei Besen ja noch was trinken gehen bevor der Unterricht wieder anfängt..." Holmes verdrehte die Augen. "Madame Rosmerta wird sich freuen..." Ich zog eine Augenbraue nach oben. "Wovon redest du?" "Davon, dass sie dir jedes Mal wenn wir da sind, schöne Augen macht!" "Ist da jemand eifersüchtig?", schnurrte ich. "Nein...aber ich bevorzuge trotzdem den Eberkopf, weil sich dort immer wichtige Informanten herumtreiben..." "Du weißt, dass der Gestank da drin meiner empfindlichen Nase nicht guttut." "Wie wäre es mit einer Einigung? Du gehst mit mir morgen in den Eberkopf, und ich gebe dir dafür etwas im Honigtopf aus..." "Ist das Bestechung?" "Vielleicht? Dein Näschen könnte ich dort nämlich auch gut gebrauchen..." "Also schön..." "Danke, John!" Ein Kuss an meiner Wange, ein leises Kicksen auf der Seite unserer Tierwesen...und dann schnappten wir uns Hut, Mantel und Schal und spazierten gemeinsam durch den kalten Schnee Richtung Hogsmead um von dort aus nach London zu apparieren... "Gut festhalten, Percy!", riet ich dem jungen Bowtruckle auf meiner Schulter und half ihm in die sichere Brusttasche meines Mantels. "Hast du wirklich vor, den Kleinen mitzunehmen?" "Warum denn nicht?" "Du verhätschelst ihn und die anderen viel zu sehr..." "Lass das doch verdammt nochmal meine Sorge sein", erwiderte ich eingeschnappt und apparierte, ohne auf eine weitere Antwort von Holmes zu warten...

"Denkst du auch, dass ich euch zu sehr verhätschele?" Verwirrt legte der Bowtruckle auf meiner Handfläche den Kopf schief. "Vielleicht hat Sherlock ja doch Recht...aber nach allem, was du und deine Geschwister durchmachen musstet, will ich nur, dass es euch endlich gut geht..." Ich seufzte, griff ein paar Leckerlis und Futter und verließ nach dem Bezahlen schließlich Eeylops Eulenkaufhaus. Draußen lief ich beinahe in Holmes hinein. Er lächelte zaghaft als er mich sah und hielt mir etwas entgegen. Ein Versöhnungsgeschenk? Unentschlossen nahm ich den Eisbecher entgegen... "Ich hab auch schon die Schreibfedern für dich besorgt." "Farbe?" "Grün, Fwuuperfeder." Ich nickte. Schweigend liefen wir nebeneinander her, während ich das Eis löffelte. "Hast du alles, was du brauchst?" "Ja, für deinen Trank hab ich zum Glück alles zusammenbekommen, aber Baumschlangenhaut war aus..." "Hm..." Er beäugte mich von der Seite. "Ich wollte dich nicht kränken..." "Bin ich nicht, obwohl ich zugeben muss, dass ich vor der Vollmondphase sehr schnell eingeschnappt bin und...ich meine...du hast ja Recht! Aber ich will doch nur, dass es den Kleinen gutgeht..." "Du hast einfach ein viel zu großes Herz für eine Person...und du weißt, dass ich das an dir liebe..." Ich lächelte und hakte mich wieder bei ihm ein. "Ab zu unserem nächsten Halt?" Das Geschehen der Winkelgasse verschwamm zu einem einzigen Fluss an Farben, als wir uns auf der Stelle drehten und apparierten. Apparieren war definitiv nicht meine liebste Form zu reisen...aber immerhin ging es schnell. Ich war heilfroh, schließlich wieder die kalte Winterluft Hogsmeads einatmen zu können. Eine seltsame Wärme stieg in mir auf, wie ich so, Arm in Arm, mit Holmes durch das vorweihnachtliche Städtchen schritt. Das Knirschen unserer Schritte im Schnee, Hexen und Zauberer die bereits ihre Häuser schmückten... Holmes zog mich weiter, zu meinem Lieblingsladen: Den Honigtopf...und schon roch alles um mich herum nach Zucker, Weihnachten und Kindheit. Ich löste mich aus Holmes' Umklammerung und wanderte die Regale entlang. Bertie Botts Bohnen, Eismäuse, Schokofrösche...diese Süßigkeiten weckten so viele Erinnerungen von meiner ersten Zugfahrt nach Hogwarts, meine Zeit in der Schule für Hexerei und Zauberei, meine Zeit vor Afghanistan... Geistesabwesend griff ich nach einer Packung Säuredrops, erinnerte mich an Streiche die ich mit einigen alten Schulfreunden gespielt hatte, die sich hauptsächlich um diese Süßigkeit drehte. Beinahe ließ ich sie fallen, als Holmes' Stimme ganz plötzlich wieder neben mir ertönte."Kanariencremschnitten?" Der Zaubertrankmeister legte seine Stirn in Falten und ich begann zu grinsen. "Ja, ein paar Junge Unternehmer aus der Winkelgasse haben sie erst kürzlich erfunden, und sie sind ganz schön beliebt." "Schmecken die etwa nach Kanarienvogel?" Seine Augen nahmen einen seltsamen, katzenartigen Eindruck an. Unwillkürlich musste ich an Holmes' Animagusform denken. Eine wunderschöne Katze, mit schwarzen, seidenen Fell und klugen, grauen Augen. Eher unfreiwillig hatte ich erfahren, dass Holmes (anders als sein Bruder Mycroft) ein unregistrierter Animagus ist, doch er konnte auf mich zählen, dass ich stillschweigen bewahrte, genau wie er es bei meinem...Problemchen tat... "Genau genommen verwandeln sie dich in Kanarienvögel..." Nachdenklich legte er den Kopf schief. "Wie wäre es, wenn wir die für das Abendessen an den Gryffindor Tisch als Nachtisch einschmuggeln..." "In dir steckt ja doch einiges an Schalk!" "Ich hab auch nie das Gegenteil behauptet..." "So gern ich Streiche auch mag...würde ich doch ungerne wegen so einer Kleinigkeit meine feste Stellung riskieren. Du weißt doch, wie schwer es in meiner Lage ist, eine Arbeit zu finden... Nimm lieber die hier, damit kannst du unsere Schüler noch ein wenig länger davon überzeugen, dass du ein Vampir bist...Wenigstens ein harmloser Streich", sagte ich schließlich, und warf ihm Lollis mit Blutgeschmack zu. "Ich versteh sowieso nicht, wieso du sie nicht schon aufgeklärt hast, als dieses Gerücht das erste Mal aufkam." "Hey, wenn ich einen Vampir mimen muss, um die Leute von deinen kleinen, tierischen Problem..." "Psssst" "...abzulenken, ist es mir das allemal wert!" Ich wollte gerade gerührt antworten, als wir ein leises Kichern hinter uns hörten. "Hallo, Professor Holmes, hallo Professor Watson!" Lächelnd hob Holmes die Hand, um unsere beiden Schülerinnen zu begrüßen, während ich ihnen lediglich zunickte. Emily und Scarlet, Hufflepuff und Slytherin im fünften Schuljahr. Arme ineinander gehakt, Emily mit einer riesigen Packung Bertie Botts Bohnen in der Hand, die ihre Slytherin Freundin ihr vermutlich gerade gekauft hatte. In gewisser Maßen spiegelten die Beiden uns ziemlich genau wieder. "Die Beiden wissen sowas von über uns Bescheid", flüsterte ich. Holmes grinste. "Na und? Wir wissen doch ebenso über sie Bescheid..." "Stimmt...es schmerzt irgendwie zu wissen, dass die beiden sich genau wie wir verstecken müssen..." Holmes nickte deprimiert, als er Geld aus seiner Tasche zog um unsere Errungenschaften zu bezahlen. "Unsere Sorgenkinder seit ihrem zweiten Jahr..." Das Lächeln, welches sich bei diesen Worten über Holmes' schmale Lippen zog, schien sein Gesicht zu verändern, und ich wusste warum. Für die beiden jungen Schülerinnen waren Holmes und ich seit ihrem zweiten Jahr wichtige Bezugspersonen, sie kamen zu uns, wenn sie Sorgen hatten...und ich war der erste, der Scarlet über ihren Liebeskummer erzählte... Nicht einmal Holmes hatte ich das anvertraut, weswegen es mich nun um so glücklicher machte, das sie und Emily auch auf dieser Ebene zusammengefunden hatten... Wenig später befanden wir uns wieder draußen auf der Straße und spazierten Richtung Hogwarts. "Die beiden machen ein süßes Paar, das musst du zugeben..." "Mhm.. wir Slytherins können euch Hufflepuffs einfach nicht widerstehen..." Ich gluckste und blickte gen Himmel, als ich etwas auf meiner Stirn spürte. Ein Regentropfen? Über unseren Köpfen knallte es und ein Blitz zuckte über den sich schnell verdunkelnden Himmel. Es dauerte nicht lange, bis sich der Regen in Strömen über uns ergoss... Ich spürte Holmes' Hand in meine gleiten, als er mich in den nächstbesten Laden zog. Erst, als mir ein kleiner, pummeliger Engel eine Rose in die Hand drückte, realisierte ich, wo wir uns befanden. An Holmes' Blick und seinen mahlenden Kiefer sah ich, dass ihn diese Eingebung ebenso traf wie mich, und dass er am liebsten wieder in den Regen geflüchtet wäre. "Madame Puddifoot's", hauchte Holmes, schockierter als er über jeden Tatort gewesen wäre. Er zuckte, als wolle er sich wegbewegen, doch da hatte uns die Ladenbesitzerin bereits erspäht. "Hallo, meine Herren! Soll ich ihnen ein wenig Tee zum Aufwärmen bringen?" Nun konnten wir uns schlecht aus der Situation herauswinden... Deswegen legten wir dankend nickend unsere Mäntel ab, aber nicht bevor ich Percy aus der vom Regen klatschnassen Tasche befreit hatte und ließ ihn auf meine Schulter klettern. Ich wusste nicht, wie es Holmes ging...aber zwischen diesen ganzen jungen Paaren zu sitzen, die Hälfte dazu auch noch knutschend, war mir ziemlich unangenehm. Der Zaubertrankmeister schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er lächelte mir peinlich berührt zu. "Dieser Ort ist grausig, nicht wahr?", raunte er und ich war froh, zustimmen zu können. Denn die porzellanweißen Engelchen, die rosa Konfetti verstreuten und die knallroten Rosen überall auf den Tischen waren der Inbegriff von Kitsch...und schafften es nicht wirklich, mein Unbehagen zu lösen... Zwar blickte Holmes in eine andere Richtung, doch ich spürte, wie seine Hand trotz all der Peinlichkeiten auf dem Tisch nach meiner suchte. Zuerst nur ein behutsames Stupsen mit den Fingerspitzen, dann strichen seine Finger über meinen Handrücken, ehe sich seine Hand weiter traute. Lächelnd ergriff ich sie und drückte sanft zu, doch sie flogen sofort auseinander als Madame Puddifoots Stimme erneut zu uns herüberwehte. "So, Herrschaften. Ihr Tee und etwas hausgemachtes Gebäck..." Sofort hüpfte Percy von meiner Schulter und stürzte sich auf den Keks, welcher auf meinem Teller lag. Madame Puddifoot lächelte, nicht aber über meinen verfressenen Bowtruckle; sie schien unsere Anspannung zu spüren. "Meine Herren, dieses Café ist für Paare, und zwar jede Art von Paare. Hier müssen sie sich nicht verstecken. Hier gelten andere Gesetze als draußen auf der Straße und sie sollen wissen, dass sie jederzeit willkommen sind! Genießen sie es einfach, in der Öffentlichkeit sie selbst zu sein!" Mit einem Zwinkern verabschiedete sie sich. Mir schoss die Hitze in die Wangen und auch Holmes war mindestens genauso rot wie ich. "Weißt du, wie man sich am besten in eine Szene einfügt um sich zu tarnen?", flüsterte er. "Man imitiert Leute in der Umgebung um in die Szenerie einzufließen ?", versuchte ich mein Glück. "Sehr gut, John. Ich sehe, du lernst jeden Tag mehr dazu!"

Es war ungewohnt, dass Küssen in der Öffentlichkeit. Ich fühlte mich ungeschützt und unsicher. Doch Holmes hatte Recht. Wir verschmolzen wortwörtlich mit der Szenerie dieses kleinen, kitschigen Cafés und so wurde dieser Austausch von Zärtlichkeit von niemanden bemerkt... Wir genossen diese Geborgenheit eine Weile, doch sobald der Regen aufgehört hatte, zahlten wir, und als wir das Café schließlich in der Dunkelheit verließen, hielt Holmes mich noch immer an der Hand. "Der Laden ist doch nicht soooo schlimm wie ich angenommen hatte", wisperte ich in sein Ohr, und riskierte es dort, mitten auf der Straße, seine Wange zu küssen. Holmes' Lächeln war warm und unbeschwert. "Ja, und selbst für Percy hat es sich gelohnt", meinte er glucksend als er auf den Bowtruckle hinabblickte, welcher glücklich an einem Keks knabberte. "Und bei der nächsten Gelegenheit müssen wir Emily und Scarlet diesen Laden empfehlen...aber erst behalten wir ihn für uns..." Ich warf einen letzten Blick auf unseren neuen Rückzugsort, ein warmes Gefühl im Herzen, ehe wir zurück nach Hogwarts schlenderten...

*Viktor ist ein Augurey

Randnotiz: Scarlet und Emily sind OCs von einer Freundin und mir, deswegen kriege nicht nur ich Credit für diese beiden

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