15. Fingerspitzengefühl (Teaching Each Other How To Do Sth)

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"Herrje, John, du bist viel zu verkrampft!" "Tut mir leid, aber ich hab das halt noch nie gemacht", fauchte ich gereizt. "Halt den Bogen ganz locker..." Er trat dichter an mich heran, ließ mich unweigerlich erschaudern. "Ich zeig es dir..." Seine Hände legten sich auf meine, das Kinn ruhte auf meiner Schulter. "Es gibt verschiedene Arten die Violine zu spielen... Fangen wir einfach an." Mit sanften Berührungen leitete er meine Bewegungen und zeigte dabei eine für ihn ungewohnte Geduld, denn zugegeben...ich stellte mich nicht unbedingt geschickt an. Doch er hatte es sich fest vorgenommen, mir das Geigenspiel beizubringen...und wenn sich dieser Dickkopf mal etwas vorgenommen hatte...
Irgendwann ließ ich mich völlig fertig auf meinen Sessel fallen. "Wie kann einem vom Nichtstun alles so fürchterlich wehtun?" Lächelnd hockte Sherlock sich auf meine Armlehne. "Ob du es glaubst oder nicht...aber genau das selbe habe ich als Junge nach meiner ersten Stunde Geigenunterricht auch gesagt..." "Haben deine Eltern dich dazu getriezt?" "Nein. In meiner Jugend habe ich auf einer Reise nach Amerika einen komischen Kauz kennengelernt, ein Violinenlehrer namens Rufus Stoner. Er hat mir alles beigebracht was ich heute weiß, der Rest war Übung und Improvisation." "Rufus Stoner?" "Ja. Er war Ire wenn ich mich recht erinnere. Nach der Reise war ich durch ihn in der Tat in der Lage, meine erste Melodie zu spielen und hab mir bei meiner Rückreise nach London passend dazu meine erste Geige gekauft." Diese Erinnerungen brachten ihn zum Lächeln. "Es war pure Folter!" "Diesem Stoner haben Mrs Hudson und ich also dieses Katzengejammer mitten in der Nacht zu verdanken?" Beleidigt schob er die Unterlippe vor. "Ich mache doch nur Spaß! Bakerstreet wäre nicht dasselbe ohne dein Geigenspiel. Ich liebe deine Musik, und das weißt du! Schließlich bist du derjenige der mir etwas vorspielt wenn ich nicht schlafen kann...oder mies drauf bin." Seine gekräuselten Lippen bildeten ein Lächeln. "Erzähl mir von deiner Amerikareise und diesem Stoner. Bitte..."
Was er schließlich auch tat... Und ich... Ich liebte es schlichtweg, ihm zuzuhören. Oftmals war es mir ganz gleich WAS er erzählte... Ich erfreute mich schlicht am Klang seiner Stimme, an seinem leichten Lachen zwischen den Worten, das Funkeln in seinen Augen wenn er über etwas sprach, dass ihm Freude bereitete. Verschossen war wohl ein ziemlich guter Begriff für das was ich war... "Zurück in London wurde Stoner mein Lehrer und beriet mich in Sachen Violinenwahl... Er hat immer wieder betont, dass meine langen, dünnen Finger eine gute Voraussetzung für das Violinenspiel wären und das ich wohl eine Art Naturtalent sei..." "Super Voraussetzung also für mich", erwiderte ich und erhob schmunzelnd eine meiner Hände,doch er schüttelte den Kopf. "Deine Hände sind ganz anders als meine, und durch und durch wundervoll. Außerdem sind sie durch deinen Beruf sehr geschickt...und zärtlich... Mann, was deine Hände so alles draufhauen... Und ich meine damit nicht nur das Nähen von Wunden!" Dieser letzte Kommentar ließ mir die Hitze in die Wangen schließen. Er grinste. "Aber was ich eigentlich damit sagen will... Stoner meinte damals zu mir, dass jeder, egal wie unmusikalisch er sich selbst sehen mag, mit der richtigen Herangehensweise ein Instrument erlernen kann. Und er hat mich auf diesem Schiff stundenlang getriezt. Zurück also zu unserem Unterricht, Doktor. Nimm den Bogen zur Hand und bereite dich auf die nächste Lektion vor!"

"Ich kann das auch machen, weißt du... Ist zwar etwas kompliziert, aber in Afghanistan musste ich mir schließlich auch selbst helfen..." "Du bist aber nicht in Afghanistan", erwiderte Holmes bestimmt und verfrachtete mich trotzig in seinem Sessel. "Lass mich dich doch diesmal bemuttern...zumindest dieses eine Mal..." Als er diese Worte sprach, wurde sein Blick weicher, und so nickte ich und ließ ihn meine Wunde versorgen, summte leise vor mich hin und lenkte hie und da seine leicht ungeschickten Bewegungen mit meiner Hand. "Das is in Ordnung so, du kannst den Verband jetzt abschneiden. Danke, Liebes...", murmelte ich und schenkte ihm ein müdes Lächeln. Holmes nickte wortlos, seine Art zu sagen, dass dies selbstverständlich für ihn war, und ließ seinen Kopf auf meinen Schoß sinken. "Ein bisschen mehr Übung und du wärst eine wundervolle Krankenschwester!" Ein leises Glucksen seinerseits war zu hören. "Ich könnte dir ein paar Kniffs beibringen wenn du möchtest..." "Und dann werde ich deine Krankenschwester?" "Wenn du möchtest?" Mein Lächeln, welches sich nun auf seinem Gesicht spiegelte war mir Antwort genug

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