Info vorab: Das ist ein AU in dem Holmes und Watson sich schon als Teenager, dementsprechend auch bevor Watson nach Afghanistan gegangen ist, gekannt haben
"Denkst...denkst du, dass es irgendwo da draußen, fern von unserer Erde, weiteres Leben gibt?" Seine langen Finger deuteten an die Decke des Schlafzimmers, Richtung Weltall. Überrascht zog ich die Stirn kraus und blickte die neben mir liegende Gestalt an. "Solche Fragen beschäftigen dich?" "Natürlich. Ich schaue oft nachts in den Himmel und frage mich, ob es da draußen noch mehr gibt. Ob wir eines Tages, irgendwann in ferner Zukunft, einen weiteren Planeten erkunden können. Und im Moment frage ich mich, ob es da draußen zwei Wesen gibt, menschlich oder auch nicht, die gerade beisammen liegen, so wie wir, es tun, vielleicht sogar auf uns hinabblicken und sich etwas ähnliches fragen? Ob es da draußen zwei Wesen gibt, die auf eine ähnliche Weise verbunden sind?" "Na, wenn sie auf uns hinabblicken, hoffe ich mal, dass sie nicht sehen konnten, was wir gerade gemacht haben..." Er gab mir lachend einen Klaps auf die Schulter und ich schmiegte mich grinsend wieder an ihn. "Nee, aber im Ernst, so schnulzig zu werden ist doch sonst nicht deine Art...was ist heute los?" "Du unterschätzt die Macht der Liebe, Darling!" Er drückte mir einen Kuss auf die Wange, und obwohl mich diese Geste zum Lächeln brachte, ließ sie mich zugleich böses ahnen. "Aber um ganz ehrlich mit dir zu sein... Ich möchte mich nur ablenken..." "Wovon?" Ich setzte mich auf. "Davon, dass ich mich bald von dir verabschieden muss..." Daher wehte also der Wind... "Hast du denn keine Angst vor dem was auf dich zukommt wenn du nach Indien gehst?" "Was kommen wird, wird kommen. Ich weiß nicht, was mich dort erwartet, aber...ich weiß, dass mir nichts passieren wird..." Wohl eher darf... "Ich habe schließlich einen Grund zurückzukommen..." Dann küsste ich seine Wange und schloss dabei die Augen, damit ich die Trauer in den seinen nicht sehen musste. Wäre ich doch nur so zuversichtlich wie ich klang...
Schon witzig. Damals habe ich John diese Worte tatsächlich geglaubt, habe mich von ihnen beruhigen lassen... Wir haben danach über die unterschiedlichsten Dinge geredet, verrückte Träumereien und Zukunftsideen und haben einfach die Gegenwart des anderen genossen...um unsere Gedanken von der bevorstehenden Trennung zu befreien. "Ich würde auch zum Mond und wieder zurückfliegen oder dir die Sterne vom Himmel holen...alles nur für dich", hatte er gesagt. "Nicht möglich", hatte ich nur gebrummt, denn obwohl ich äußerlich entspannt und gesammelt wirkte, wollte mein Kopf sich nicht abschalten lassen, zudem nahm ich es ihm übel, dass sein Entschluss feststand. "Ich mache es möglich", war seine simple Antwort gewesen und seine Augen funkelten dabei so voller Aufrichtigkeit, dass ich nicht umhin konnte, mit ihm zu lächeln...doch nun, nun brachte der bloße Gedanke an sein lächelndes Gesicht nichts als Tränen und tiefe Traurigkeit.
"Wurde nach Afghanistan versetzt und habe Kandahar sicher erreicht. Gib gut auf dich Acht solange ich weg bin! Schau in den Sternenhimmel und denk an mich, wenn du dich einsam fühlst. Ich werde das Selbe tun."
Nach dieser Nachricht von ihm haben die Briefe aufgehört, und ich trug ihn, trotz seiner Kürze immer bei mir. Ich spürte ihn in diesem Moment in meiner Brusttasche und obwohl ich ihn mittlerweile auswendig kannte, holte ich ihn hervor und las die paar Zeilen. Der zweite Afghanistankrieg war kurz nach seiner Ankunft ausgebrochen...was wenn das die letzten Worte waren, die ich jemals von ihm hören oder lesen würde? "Junger Mann, geht es ihnen gut?" Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu der älteren Frau, welche neben mir an dem im Nebel gehüllten Pier stand und verstaute den Brief dabei wieder, damit er sicher vor neugierigen Blicken war. Ihr Gesicht zeigte echte Sorge, und so lächelte ich sie, wenn auch ein wenig gequält, an. "Ja...ja! Alles in Ordnung. Danke..." Ihrem Blick nach zu urteilen hatte sie meine Lüge bereits enttarnt, ging aber nicht weiter darauf ein, wofür ich ihr dankbar war. Dennoch...ich fragte mich, was es eigentlich war, wovor ich Angst hatte. Davor, dass er nicht wiederkam? Oder war es gar etwas anderes? Fürchtete ich mich davor, zu sehen, wie der Krieg den Mann, den ich liebte, veränderte und zeichnete, wie schon so viele zuvor? Seine abscheuliche Schwärze in sein Herz und seine Seele träufeln ließ, Tag für Tag, bis von ihm selbst kaum noch etwas übrig war? Er seelisch bis zur Unverkennbarkeit geschunden war, dass nicht einmal ich ihn wiedererkannte? Mein Liebster ein Fremder wurde? Die Arme des Krieges reichten weit und waren tückisch ebenso wie sie stark waren; kräftig genug um selbst die stabilste Familie auseinander zu reißen. Als Schuljunge verlor ich meinen Vater an diese Schreckengestalt; verschwunden in Indien und vermutlich auch dort hingerichtet. Würde es mir nun ein zweites Mal so ergehen? Ich versuchte die Hoffnung erneut in mir zu entflammen, welche so leidenschaftlich in mir brannte, als ich mich von ihm verabschiedet hatte...doch es war nicht einmal mehr ein Funke übrig. Bereitete ich mich innerlich schon auf einen weiteren Abschied vor? Jeden Tag aufs Neue erwischte ich mich dabei, wie ich an den Pier zurückkehrte, an dem ich das letzte Mal seine Hand gedrückt hatte. Küssen durfte ich ihn in der Öffentlichkeit schließlich nicht... Zeitvertreib oder Abschiedsritual? Eine richtige Antwort fand ich erst eines Nachmittages als ich später als sonst am Hafen, welcher über diese lange Zeit wie ein zweites Zuhause geworden war, entlangflanierte. Die Schiffe, welche ich normalerweise anlegen und wieder wegfahren sah, waren längst nicht mehr zu sehen. Betrübt starrte ich gen Himmel, versuchte mir dort die funkelnden Sterne vorzustellen, welche mir nachts Trost spendeten...bis ich endlich ein erlösendes Zeichen bekam. All die Anspannung, welche mich so lange über gefangen hielt, schien von mir abzufallen, als ich seine Stimme hörte. "Holmes?" Die Stimme so vertraut, und doch wirkte sie fern, wie durch einen Tunnel gerufen... Da stand er also nun... Das Gesicht, einst beinahe so bleich wie meines, war braungebrannt, und doch wirkte er kränklich. In der linken Hand hielt er seinen Koffer, was mir seltsam vorkam und lächelte mir zu, aber es wirkte, als hätte er es längst verlernt. Nicht bedenkend, wer uns sehen könnte, nahm ich ihn fest in den Arm, drückte ihn an mich und achtete dabei auf seine Schulterverletzung. "Was haben sie nur mit dir gemacht?", hörte ich mich sagen, spürte, wie mein Körper zu zittern begann. Gleichzeitig schien er die Umarmung heftig zu erwidern, suchte in ihr Halt, wie ein Ertrinkender der sich verzweifelt an einen Baumstumpf klammert. "Lass uns nach Hause gehen", flüsterte ich. "Du verdienst deine Ruhe..."
Ein dunkler Schleier hatte sich über Johns Seele gelegt, das realisierte ich früh, sogar schon am ersten Morgen an dem er zurückgekehrt war. Er war...verschwiegener als sonst, aber das war nicht das Schlimmste. Dinge die für jemanden wie mich alltäglich und eher unspektakulär waren, schienen ihn nun in eine panische Angst zu versetzen. Ein Knall draußen auf der Straße, ausgelöst durch eine Kiste welche sich von ihrem Wagen gelöst hatte, reichte aus, um ihn mitten in der Bewegung erstarren zu lassen. Ich hatte aufgeblickt, da das Scharren seines Messers auf dem Toast verstummt und durch das metallene Klirren eines zu Boden gefallenen Besteckstückes ersetzt wurde. Seine Augen wurden leer, und ich wusste genau, wo er sich gedanklich gerade befand. Er kam erst wieder zu sich, wie er bemerkte, dass ich nun das aufgenommen hatte, was er begann. "Danke, Liebes...", war seine kurz angebundene Antwort, und ich nickte ihm nur zu, ehe ich die Zeitung wieder zur Hand nahm, mit welcher ich mich zuvor beschäftigt hatte.
Zudem schlief er schlecht und unruhig, wachte häufig nachts neben mir auf oder warf sich wenn er dann einmal schlief hin und her, und wenn ich ihn besorgt weckte, starrte er mich im ersten Moment mit schreckenserfüllten Augen an, als wäre ich der Teufel oder Feind persönlich, ehe er mich fest drückte und seinen Griff erst löste, wenn er langsam wieder weggedöst war. Oder aber er verbrachte die Nächte damit, mit ausdrucksleeren Augen vor dem Kamin zu sitzen. Wegen seinem Zustand verzichtete ich einige Zeit darauf, meine chemischen Experimente zu Hause durchzuführen, da manche von ihnen nicht ohne Knall auskamen. Was...was hatte der Krieg nur mit seinem sonnigen Gemüt angestellt? Es gab Momente, da war er entspannt...aber dies war nur oberflächlich der Fall; die Erholung stand auf recht wackeligen Beinen. Oft reichte eine falsche Berührung von mir, ein lautes Geräusch von der Außenwelt um John in diesen Zustand zurückzukatapulieren. Einmal hatte ich unbedacht seine Schulter berührt als ich mich dazu bereit erklärte, ihm beim Verbandwechseln zu helfen. Er war dabei fürchterlich zusammengezuckt und blockte jeden weiteren Versuch ihn zu berühren oder näherzukommen ab, wurde seltsam abweisend... Ich drängte mich ihm nicht auf, ließ ihn in Ruhe. Einige Tage lebten wir also so, beisammen... Und doch irgendwie seltsam einsam... Ich wollte, dass John von selbst auf mich zukam, wenn er bereit war. Geduld, Geduld und Zuneigung war hier die richtige Herangehensweise... Und sie bewährte sich. Gut eine Woche vor unserem Umzug -während seiner Abwesenheit hatte ich mich nach einer größeren Wohnung für uns umgesehen- kam er zu mir, eine kleine Arztschere in der Hand. "Hilfst du mir, den Verband zu lösen? Die Wunde müsste mittlerweile gut verheilt sein und könnte ein wenig Luft vertragen..." Ich stimmte zu, obgleich ich wusste, dass dies eher ein Zeichen der Annäherung sein sollte, brauchte er meine Hilfe dabei ja nicht, wie er die Male davor bereits bewiesen hatte. "Natürlich, Liebes..." Den Kopf schiefgelegt, betrachtete ich, wie er Jacke und Weste auszog, die Krawatte löste und langsam die Knöpfe seines Hemdes öffnete. Der Arm, trotz der verheilten Stelle noch immer ein wenig störrisch und unkooperativ, war ihm ein wenig im Weg, weshalb ich ihm half, aus dem Kleidungsstück zu schlüpfen. Er zitterte, und ich sah ihm an, dass ihm leicht unwohl in seiner Haut war. Ich aber wollte ihm zeigen, dass es dazu keinen Grund gab, wenn ich derjenige war, der bei ihm weilte. Mit vorsichtigen Fingern griff ich nach dem Verband und löste ihn langsam, Schicht für Schicht. "Ich liebe dich, und plane auch nicht, damit aufzuhören. Ich hoffe, du weißt das?", fragte ich, während ich die letzte Lage Verband löste. "Natürlich weiß ich-" Mit einem Mal zog er die Luft ein, als meine Finger seine nackte Haut darunter berührten, die Haut, die so lange unter Leinen und Kleidung versteckt war. Kein Wunder also, dass meine Fingerspitzen so neugierig wurden... Die neue, blassere Haut welche sich an dieser Stelle spannte, wo die Kugel sich vor Monaten in das Fleisch gebohrt haben musste, gab einen seltsamen, gar bizarren Kontrast. So teuflisch die Art wie sie ihm verpasst wurde, doch...sie hatte eine beinahe groteske Schönheit an sich. Die Narbe bildeten einen hübschen Stern, welcher sich hell auf Johns Haut abhob, wie seine Gebrüder am nächtlichen Himmel. "Was...was ist los?", fragte er, die Verwirrung lag bleischwer in der Stimme. Doch ich...ich lächelte lediglich und beugte mich hinab, berührte mit meinen Lippen seine Schulter. "Ich würde dir die Sterne vom Himmel holen", wiederholte ich, was er vor so schier unendlich langer Zeit zu mir gesagt hatte. Er schien sich zu erinnern, denn nun lächelte er auch. "Nun...mein Vorhaben ist nicht ganz so geglückt, wie ich gehofft hatte..." "Die Hauptsache ist doch, dass du zu mir zurückgekommen bist, so, wie du es versprochen hast...", hauchte ich. "Und du bist der einzige Stern, den ich brauche."
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JohnLock OTP challenge
RomanceEin neues Projekt von mir, 30 kleine OneShots für mein OTP. Kein BBC JohnLock, nur husbands im guten alten viktorianischen England... OneShots hängen nicht immer zusammen