NEUNZEHN

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»Was zum...«, stotterte Phil. Ebenso verwirrt und schockiert sah uns auch Luke an. »Tja, das könnt ihr gerne Amber fragen.« Wutentbrannt ging ich an Phil und Luke vorbei. Luke versuchte mich zu stoppen, doch ich ignorierte ihn. Was auch immer zwischen ihm und Amber war, ich hatte kein Interesse daran, darin involviert zu werden.

Als ich im Badezimmer war, sah ich, wie rot meine Wange war. Noch immer brannte es und ich bereute es bitter, überhaupt hier aufgetaucht zu sein. Würden die anderen schon darüber reden? Mit Sicherheit. Wären auf der Party nicht auch noch völlig fremde Personen, wäre es mir fast egal. Doch so stand ich mal wieder ungewollt im Mittelpunkt und spätestens jetzt kannten alle Gäste meinen Namen. Na super. Erst jetzt stellte ich fest, dass Amber beim Ausholen ihrer Hand auch etwas von ihrem Getränk auf mich geschüttet hat. Zum Glück wurden dieses Mal meine Klamotten verschont und nur der Pullover von Luke bekam etwas ab. Plötzlich fragte ich mich, was das zwischen ihm und Amber war.. oder ist.  Die Vorstellung, dass er was mit ihr gehabt haben könnte, fühlte sich komisch an. Mir war bewusst, dass Luke alles andere als ein Kind von Traurigkeit war und er ein leichtes Spiel bei Frauen hatte - doch sollte er wirklich was mit ihr haben oder gehabt haben?

»Girl, was ist passiert?« Aubrey und Palina blickten irritiert zu mir als ich das Wohnzimmer betrat. »Amber ist passiert«, antwortete ich genervt. Scheinbar hat sich der Treppenhausfauxpas noch nicht weiter verbreitet.

Es fiel mir schwer, meine Wut zu verstecken. Ich hatte absolut keine Lust mehr auf Drama, denn davon hatte ich schon mehr als genug - doch sowas musste ich mir nicht bieten lassen. Es gab ja nicht einmal einen triftigen Grund für ihr Verhalten. Nachdem ich den beiden, sowie Phil und Joel, welche sich zu uns gesetzt haben, alles erzählt habe, brachen alle in ein schallendes Gelächter aus. »Das mit den Backpfeifen tut mir echt leid,«, begann Joel, »aber irgendwie ist das echt witzig. Warum ist sie eigentlich so ausgerastet? Du hast doch nichts mit Luke«. »Schnallst du eigentlich irgendwas, Joel? Luke kann seine Augen kaum von Ava lassen - und das von dem Moment an, in dem sich die zwei das erste Mal sahen«, mischte sich Aubrey ein. »Das ist Quatsch, wir kommen nur gut klar«, versuchte ich das Gespräch zu bremsen. Dabei fühlte es sich die Vorstellung, dass jemand wie Luke mich gut finden könnte, erschreckend gut an. Doch ich wusste, dass das nicht der Fall war. Wir waren nur gute Buddys. 

»Nichts für ungut, aber kein Wunder, dass sie neben unserer lieben Ava vor Neid erblasst. Ihre Lashes sind eine Katastrophe, ihr Selbstbräuner fleckig und ihre Gelnägel sehen auch nicht gerade stilvoll aus. Ganz zu schweigen von ihrem Make-Up«, kritisierte Aubrey Amber mit hochgezogenen Augenbrauen. »Hey, seid nicht so gemein zu ihr. Im Grunde ist es auch egal, ich werde jetzt nachhause gehen«, verkündete ich während ich aufstand. Ich habe die Gruppe wirklich gern, doch in diesem Moment sehnte ich mich einfach nur noch nach meinem Bett. » Nein, komm schon! Nach der Aktion sollten wir zumindest noch einen Shot trinken.«, schlug Aubrey vor. Widerwillig stimmte ich zu und ging mit ins Wohnzimmer. Als ich aus meinem Augenwinkel sah, wie Luke mit Amber im Flur stand, wurde mir plötzlich ganz anders. Der Flur war relativ lang. Am Ende des Ganges lehnte sich Amber an die Wand. Nur wenige Zentimeter vor ihr stand Luke.  Es schien fast so als wollte er sie beschützen. So nah wie er vor ihr stand, hatten die zwei definitiv ein vertrautes Verhältnis zueinander. 

Nach dem ich de Shot runterwürgte, verabschiedete ich mich erneut. » Du kannst unmöglich allein nachhause gehen!«, rief Phil, »In deinem Kaff mag das eventuell funktionieren, doch in einer Großstadt wie San Albay laufen Samstag Nacht manchmal ziemlich zwielichtige Gestalten rum.« Die anderen nickten zustimmend. »Ich bring sie nachhause«, erschallte eine tiefe Stimme - Luke stand plötzlich hinter mir. »Ich kann auch alleine nachhause gehen. Feiert noch schön.« »Die Feier neigt sich doch eh dem Ende. Wir gehen jetzt, du gehst garantiert nicht allein, Madame.« Seine Stimme war ernst, doch sein Blick war schwer zu deuten. Was ging nur in seinem Kopf vor?

Lost & found - The Way we goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt