EINUNDZWANZIG

17 0 0
                                    

Rafael P.o.V.

Einige Stunden zuvor - Freitagnacht

»Die Leiche ist entsorgt, Herr Caruso.« »Für dich Rafael, Nathan«, er blickte mich lächelnd an, »und Danke.«

Nie wieder  wollte ich an diesem Punkt stehen.

Nie wieder  wollte ich eine Leiche entsorgen lassen.

Nie wieder  wollte ich krumme Geschäfte machen.

Fünf Tage ist das Gespräch im Raum Nr. 5 nun her. Bei dem Gedanken daran, bekomme ich eine Gänsehaut. Wir müssen schnell handeln, wiederholte Viktor immer wieder. Die Zeit würde davon laufen. Es war eine Frage der Zeit bis mein Vater, welcher seit ungefähr zwei Wochen in diesem Raum eingesperrt war, durchdrehen würde. Oder die Martinez ihn umbringen würden.

Jeden Tag vor und nach der Arbeit saß ich in den Meetings mit dem Colluci Clan, habe alle Strukturen, Einkommensströme und Geschäfte des Clans studiert. Schließlich sind wir offiziell im Juni 2013 aus der Mafia ausgetreten und seitdem sind sieben Jahre vergangen. Es war notwendig, mir einen Überblick zu verschaffen.

Vor sieben Jahren dachte ich, dass wir nun in Sicherheit leben würden. Ein Leben im Wohlstand, doch ohne den bitteren Beigeschmack illegaler Geschäfte. Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 18 Jahre alt, doch hatte so ziemlich alle Dinge, die in einer Mafia passieren können, erlebt. Mord, Entführungen, unzählige Schlägereien, Drogenhandel, Psychospiele. Genug für ein Leben. Doch zu glauben, dass ich all das für immer hinter mir lassen würde, war naiv. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch mich die Vergangenheit einholen würde. Als ich am Dienstag das erste Mal das neue Hauptquartier der Collucis besuchte, überkamen mich die Erinnerungen. Viele der Mitglieder kenne ich noch gut, ein paar neue Gesichter sind jedoch hinzugekommen. Alle zeigten Verständnis dafür, dass ich, genau wie meine Schwester, seit 2013 keinen Kontakt zum Clan hatten und zollten mir Respekt. Einige der Mitglieder kennen mich seit meiner Geburt und haben gesehen, wie aus mir ein Mann wurde. So kam auch raus, dass die Collucis immer ein Auge auf Noemi und mich hatten. Natürlich taten sie das, schließlich war mein Vater nach wie vor der Boss und der Schutz aller Kinder der Collucis hatte immer oberste Priorität. Ja, nicht alles an diesem Clan ist schlecht.

Doch nun stand ich hier. Am Rande der Stadt, in einer verlassenen Fabrik. Der Regen prasselte gegen das Tor, der Wind zischte durch die Hallen. Mittlerweile waren fast all unsere Männer zuhause angekommen. Der Tag war lang und zerrte. Ein Spion der Martinez brach in eines unserer Drogenlabore ein und versuchte die Drogen zu verunreinigen. Das ist nicht nur gefährlich für den Konsumenten, sondern auch für den Ruf. Als der Spion versuchte, wichtige Dateien und Papiere zu stehlen, eskalierte die Lage völlig. Es war Zeit, Lorenzo zu rufen und nachhause zu fahren. 

»Lorenzo sollte in fünf Minuten hier sein.«

Nathan nickte, seine Augen waren müde. »Momentan geht schon viel ab. Abgesehen von der Entführung von deinem Dad, passiert gerade so einiges. Die Martinez haben einen von uns auf einer Collegeparty krankenhausreif geschlagen, wir müssen echt gut aufpassen, die werden immer brutaler.« Mir verschlug es für einen Augenblick die Sprache. Gab es nicht auf einer Party der Marson Universität eine heftige Schlägerei? Was, wenn irgendwann rauskommt, dass ich wieder Teil der Mafia bin? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.

»Gehst du zur Uni?«

»Naja, ich hab vorerst hingeschmissen. Hab Pharmazie angefangen, nun ja, mit Chemie habe ich ja immer noch zu tun. Auf einer anderen Art eben.« Das Lachen in seinem Gesicht verschwand schnell. »Meine Mutter ist krank und wir brauchen jeden Cent für die Behandlung. Seitdem mein Vater und ich für euch arbeiten, haben wir weniger Sorgen. Außerdem habe ich mit den Collucis eine Art Familie gefunden.«

Ich schätze, dass Nathan zwischen 18 und 20 Jahren alt ist. Er ist mutig, loyal, stark und würde alles für die Collucis tun. Er erinnert mich an Juan und mich vor einigen Jahren. Doch leider weiß ich auch, wie abgefucked man durch all den Scheiß wird.

»Du weißt aber, dass wir im Clan immer für einander aufkommen, oder?«

»Na ja, die Kosten sprengen leider jeden Rahmen. Das Gesundheitssystem halt.«

»Sende mir morgen alle Rechnungen und eure Bankverbindung.«

Noch bevor er etwas sagen konnte, fuhr der schwarze Audi RS Q3 vor. Lorenzo war nicht nur meine rechte Hand und mein Fahrer, sondern mittlerweile einer meiner engsten Vertrauten.

Noch immer regnete es in Strömen. Die Stille im Auto wurde lediglich von Travis Scotts ASTROWORLD unterbrochen, doch ich genoß es. Ich war genau so erschöpft wie die anderen und konnte es kaum erwarten, endlich im Bett zu liegen.

Angekommen in dem Anwesen meiner Familie schenkte ich mir ein Glas Whiskey ein und versuchte durch eine Dampfdusche zu entspannen. Doch trotz meiner Müdigkeit, gelang es mir nicht, einzuschlafen. Meine Gedanken ließen mich kreisten, also scrollte ich durch Instagram um mich abzulenken. Mal wieder landete ich auf Avas Profil und entdeckte ein Foto in ihrer Story, was mir gar nicht zusagte. Neben ihren Freundinnen stand sie neben einen großen Typen, dessen Arm auf ihrer Schulter lag. Der Hoodie, den sie trug, war garantiert nicht ihrer. Wer war das?

Hallo ihr Lieben!
Es tut mir so leid, dass ich mich erst jetzt mit einem neuen Kapitel zurückmelde. Ich habe derzeit drei Jobs und habe mich auch an Unis beworben. Da blieb leider sehr wenig fürs Schreiben! 😕 Doch das wird nachgeholt!❤️
Ich hoffe, dass es euch allen gut geht.💕

Ganz viel Liebe an euch ☺️

Lost & found - The Way we goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt