- Teil 4

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„Coach?" Daichi lief ihm entgegen.
„Ja?"
„Ich habe da mal eine Frage...", fing er an und fasste sich an den Hinterkopf. Manchmal war es schwer Ukai von einer Idee zu überzeugen, denn es sollte weder das Team noch die bevorstehenden Spiele beeinträchtigen. Also punktete man nur mit Vorschlägen, die in Richtung Volleyball verliefen.
„Was denn?"
„Also, na ja, die anderen und ich sind auf die Idee gekommen ein kleines Begrüßungsessen für die Kleine zu veranstalten.", sagte Daichi und wartete gespannt Ukai's Antwort ab, die zuversichtlich klang: „Und wo?" Genau das war das große Problem. Niemand wusste so richtig, wo es stattfinden sollte. Außer beim Trainer selbst.
„Im Restaurant?"
„In meinem?!", fragte Ukai deutlich nach.
„Ja?"
„Mh.", sagte er und fasste sich wie schon zum
tausendsten Mal an sein Kinn. „Na gut, und wann?"
„Heute."
„HEUTE?!" Daichi sah schon sein Leben vor seinem inneren Auge vorbei ziehen und kniff sie zusammen. War das jetzt falsch?
„Mh.", wiederholte er sich. „Gut, dann heute. Und wann?"
Daichi traute sich schon gar nicht mehr etwas zu sagen.
„18 Uhr?", presste er hervor.
„18 UHR?! Mh, dann 18 Uhr. Aber seid pünktlich. Ich werde einen Tisch für uns vorbereiten. Vielleicht kann einer von euch ihr das Essen mit Stäbchen beibringen!", erwähnte er grinsend. Schließlich war es das A und O. Europäisches Besteck kam ihm nicht auf seine pullierten Esstischplatten.
„W-Was?", fragte Daichi zögernd nach. Er wusste nicht, ob er sich verhört hatte.
„Du hast mich schon verstanden.", sagte Ukai ruhig und atmete einmal tief ein und aus.
„Du nennst sie also Kleine.", lachte er und blickte Daichi ernst in die Augen.
„Sie hat einen Namen, Daichi. Sie ist ein europäisches Mädchen, das nur für ein Jahr in Japan bleiben wird und ich möchte, dass es auch nur bei diesem einem Jahr bleibt, hast du verstanden?"
Daichi sank seinen Blick.
„Tut mir Leid, Coach. Ich dachte nur, weil sie und Noya sind doch fast gleich groß und-...", er wurde sofort von Ukai unterbrochen.
„Nein! Du weißt, was das heißt. Es ist viel zu gefährlich.", zischte er und schüttelte kräftig mit dem Kopf.
„Weißt du nicht mehr, was mit Nishinoya passiert ist? Mh?!"
„D-Doch, aber-..."
„Kein aber."
Er seufzte. „Vielleicht ist es schon zu spät.", murmelte Ukai gedankenverloren. Er hatte natürlich mitbekommen, wie sie in der Halle zwei Bälle über das Netz geschlagen hatte. Sie musste schon Erfahrungen haben und hatte nichts erwähnt. Auch die zahlreichen Krähen vor dem Schulgelände waren ein deutliches Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Zu spät? Coach?", sagte Daichi und riss die Augen auf.
„Es fängt wieder an. Bei ihrer Ankunft hatte mir der Mentor spät am Abend das Aufeinandertreffen von einer Horde Krähen erzählt. Sie sitzen vermehrt vor der Schule auf den Ästen und lauern. Sobald sie von der Leidenschaft mitgerissen und das Feuer in ihr brennt-...", sagte Ukai und verstummte. Es war der Eid der schwarzen Krähe, die dazu aufrief schlimme Dinge über meinen Menschen kommen zu lassen, die mit Herz und Seele beim Spielen dabei ist. Aber nicht nur das zählte. Es zählte vielmehr der Mensch, die Persönlichkeit. Wer mit Anmut und Entschlossenheit gesegnet war, ist dem Fluch nahe.
Noya hatte es zuerst aus der Gruppe getroffen. Aber er war nicht der einzige und er war damit nicht allein. Über der Schule lag eine dunkle Vergangenheit, die für sehr viele nur eine lachhafte Erzählung war, die niemals real sein konnte. Aber genau das war falsch.
Sie war wahr und daran hangelten sich viele grausame Geschichten von Gestalten, die in den tiefsten Nächten ihre Runden durch die Straßen zogen, Zeichnungen, die menschliche Körper zeigten in Gestalt einer Krähe. Rote Augen, schwarze Flügel und spitze Finger. Oder sie veränderten sich nur leicht in ihrem Aussehen mit verfärbten Haaren. Oft wurden dunkle Haare heller und helle Haare plötzlich dunkel. Meist schärften sich ihre Sinne, Hören und Fühlen waren in allen Fällen betroffen. Deshalb war Noya beim Spielen von ihr abgelenkt. Er konnte etwas spüren und das war der ausschlaggebende Punkt für eine komsequente Handlung, damit niemand zu Schaden kam.
Manchmal kam die Wesensveränderung. Der Charakter schlug ins Negative. Sehr pessimistisch angehaucht, aber ihr Teamgeist und -zusammenhalt waren unübertrefflich. Sie gaben alles, um ihre Lieben zu schützen.
„Also ist es unsere Aufgabe sie so gut es geht mit einzubinden, aber das lodernde Feuer darf nicht brennen.", sagte Daichi entschlossen. „Du kannst dich auf uns verlassen, Coach!"
„Daichi, bitte, du übernimmst das Abendessen. Lass' sie sich neben dir hinsetzen. Bringe ihr unsere Gastfreundschaft entgegen und spreche auf keinen Fall über das Spielen, verstanden?", sagte Ukai und legte seine Hand auf seine Schulter. Er nickte und ging.
Ukai blickte ihm nach und verschwand in sein Restaurant. Die Karasuno litt unter diesem verruchten Ruf. Die anderen Spieler der umliegenden Schulen stichelten und ließen uns darunter leiden. Es war ein Spiel gegen Raum
und Zeit, Fluch und Segen, Pech und Glück, Mensch gegen Mensch.

RED EYES - HQ!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt