Kapitel VII - Teil 1

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Neues Ich

Zuerst konnte ich nichts erkennen, da es hier drin extrem dunkel war bis sich meine Augen daran gewöhnten und ich gedimmtes lilandes Licht, das von der Decke strahlte, wahr nahm und die Wände im kompletten Schwarz gestrichen waren. Vor uns erstreckte sich ein schmaler hoher Tresen, der unbesetzt war und am Ende standen zwei Sofa aus dunkelbraunem Leder, die genauso leer waren.
„Da seid ihr endlich. Ich habe euch schon erwartet.", hallte es aus allen Ecken zu uns rüber. Unbewusst trat ich näher an Oikawa, da ich ein bisschen Angst hatte. Ein schmaler hochgewachsender Mann erscheinte hinter dem Vorhang hinter dem Tresen und schlug mit beiden Händen kräftig auf die Fläche des Empfangs. Ich zuckte zusammen.
„Aaaahh, da ist sie.", flüsterte er neugierig und sah mit seinen komisch roten Augen zu mir runter. Ich musterte sein Gesicht, das von unzähligen Tattoos bedeckt war. Mir fiel sofort sein Augenbrauenpiercing auf und das in seiner Zunge, da er mit weit geöffneten Mund sprach. Gruselig.
„Ja, das ist sie. Habe ich zu viel versprochen?", fragte Oikawa, der hinter mir stand und seine Hände auf meine Schultern legte als sei ich eine Errungenschaft oder ein seltendes Tier, was er gefangen hat.
„Oh nein. Ich kann die Energie bis hier hin spüren.", grunzte er und schlich um den Tresen zu uns. Umso näher er mir kam, desto mehr konnte ich von seiner Gestalt erkennen. Sein weißes Haar hing locker auf seinen Schultern, ein paar Strähnen bedeckten seine Stirn. Er war sogar noch in schwarzen engen Klamotten gekleidet und schwang sein Trenchcoat durch die Luft.
„Welche Energie?", fragte ich verwirrt und sah kurz zu Oikawa, bevor mich der Anblick des Typen wieder in den Bann zog. Er blieb vor uns stehen und beugte sich zu mir runter. Mit seinen Fingern strich er über mein Kinn, wobei mir seine langen schwarzlackierten spitzen Fingernägel auffielen. Sie kratzten ein wenig. Er hob mein Kinn an, um mir besser ins Gesicht gucken zu können.
„Ich hatte noch nie eine Ausländerin in meinem Laden. Umso mehr heiße ich dich hier willkommen, Kleine.", fing er an und lächelte ganz leicht, „Und ich bin überrascht, dass so jemand wie du es geworden bist." Ich presste meine Lippen aufeinander, weil ich seine Aussage richtig Scheiße fand.
Oikawa lachte: „Ja, das hat uns alle sehr überrascht."
Der gruselige Typ ließ von mir ab und stellte sich wieder aufrecht hin. Er war mindestens so groß wie Ushikovski.
„Dann folgt mir." Er machte auf seinem Hacken kehrt und verschwand hinter dem Vorhang aus dem er gekommen war. Unsicher folgte ich ihm und schaute nicht schlecht als sich dahinter ein kleiner Raum auftat, der ein wenig heller beleuchtet war. Hier stand ein riesiger Schreibtisch, der im Barockstil geschnitzt war. An der Wand hingen einige kunstvolle Masken und zwischendrin Maßbänder, Scheren und Abstecknadeln. Was zur Hölle? Er nahm gleich schwungvoll an seinem Schreibtisch platzt und kramte ein leeres Blatt Papier aus einer Schublade. Oikawa blieb mit mir mitten im Raum stehen.
„Und was passiert jetzt?", fragte ich schüchtern und bemerkte den starrenden Blick des Mannes, der mit seinen Augen an meinem Körper hoch und runter wanderte. Ich bekam von beiden keine Antwort. Toll. Anstatt zu sprechen, drehte er seinen Zeigefinger in der Luft und sah mich auffordernd an. Ich drehte ihm meinen Rücken zu bis ich plötzlich etwas kühles um meine Stirn spürte. Es fühlte sich wie ein schmales Maßband an, was es dann auch war. Wie konnte er so flink sein ohne seine Schritte zu hören?
„Schön still halten, Kleine.", raunte er mir ins Ohr und nahm von meinen ganzen Körperregionen Maß, das er sich notierte. Ob es mein Gesicht war, meine Arme, Brustbereich oder sogar den Umfang von meinen Hintern. Selbst die Länge meiner Füße wollte er genau wissen. War er Schneider?
„Wie lang wirst du brauchen?", fragte Oikawa, der sich an die Seite gestellt hatte. Der Typ rieb sich das Kinn, was mich an Ukai erinnerte.
„Mh, eine Stunde. Höchstens zwei.", sagte er und blickte auf seine Notizen, „Ich brauche viel Stoff. Sie ist so fluffig gebaut." Ich sah zu ihm rauf und lächelte verlegen, da er es so niedlich ausgedrückt hatte.
„2 Paar, oder?"
„Ja, damit wären wir auf der sicheren Seite.", antwortete Oikawa und grinste mir beruhigend zu. Ich wusste zwar immer noch nicht, wer der Typ war und was er machte, aber er war mir sympathisch und nett.
„Gut.", sagte er und hob seinen Blick direkt in meine Augen. Der Typ trat dicht an mich heran und beugte sich wieder vor. Seine Hände waren in schwarze samtweiche und dünne Handschuhe, die schon bald meine Haut berührten. Er legte seine großen Hände unter meine Augen und schaute mich einen Augenblick schweigend an.
„Wartet draußen. Ich beeile mich.", meinte er ruhig und löste seine Hände von meinem Gesicht. Total verwirrt blickte ih ihm hinterher, nachdem er eine elegante Verbeugung wie so ein Buttler machte und mit seinen Notizen wieder hinter einem anderen Vorhang verschwand. Ich hatte jetzt komplett den Überblick verloren und sah zu Oikawa, der nach meiner Hand griff und mit mir zu den Sofas verschwand. Wir ließen uns fallen.
„Ähm, ich habe noch immer kein Plan, wo wir sind und vorallem wer zur Hölle ist er?!", fragte ich leise damit er es nicht hören konnte, wenn er herkommen sollte.
„Er heißt Silver.", erklärte Oikawa und sah zu mir runter.
„Silver? Und woher kennst du den Mann? Er scheint wohl nicht aus der Gegend zu kommen. Dafür sieht er-ähm, zu verrückt aus.", meinte ich und musste mich bei dem Namen an seine grauen Haare erinnern, die schon sehr auffielen.
„Das ist eine lange Geschichte.", wisch er aus, „Aber du kannst ihn vertrauen."
„Und was macht er jetzt?", fragte ich sofort.
„Silver ist für seine außergewöhnliche Arbeit bekannt. Nur sind seine Kunden wie du und ich."
„Du und ich? Also auch solche Wesen?"
Oikawa nickte sofort und fuhr sich durch sein Haar. Er musste ihr später alles erklären, denn jetzt war es wichtig, dass sie ihre speziellen Sachen bekam, um im Kampf gegen die anderen gewappnet zu sein.
Ich hielt für eine Weile meine Klappe, bevor ich unseren super tollen großen König weiter mit Fragen durchlöcherte, was mich wenig interessierte, ob er es toll fand oder nicht. Er dachte doch auch nur an sich.
„Wissen die anderen auch von Silver?"
„Ja.", antwortete er ernst und sah zum dunklen Vorhang, der quietschend beiseite gezogen wurde, „Nur du musst eben deinen Mund halten. Niemand kennt diesen Ort und er sollte auch geheim bleiben."

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