- Teil 3

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Mir lief der Schweiß in großen glänzenden Perlen die Stirn herunter. Meine Wangen waren purpurrot, meine Lunge stand in Flammen. Ich war am Ende meiner Kräfte und schnaufte wie ein Marathonläufer. Dass die Position eines Liberos so schwer und anspruchsvoll war, hätte ich nicht gedacht weshalb ich großen Respekt gegenüber Nishinoya entwickelte, der aber ein paar Pfunde weniger wog als ich.
„Gut gemacht, Angie!", rief Riya mir zu, die den nächsten Angriff vorbereitete. Ich kniete noch auf dem Boden als die Mädels meines Teams freudig über unseren knappen Sieg jubelten. Riya war die erste, die auf mich zu kam und sich um mein Hals schmiss.
„Ich freue mich so, dass du mit in's Team gekommen bist!", sagte sie und drückte mich fest. Mir war das ziemlich unangenehm, weil ich knallrot und schweißig kaputt auf dem Boden kniete. Die Mädels hier schwitzten kaum geschweige denn waren so schnell aus der Puste wie ich.
„Danke.", murmelte ich und klatschte mit den anderen ab, die erstmal ihre Trinkflaschen schnappten und sich ausruhten. Es war anstrengend, aber vielleicht konnte ich so an mir arbeiten und mir ein wenig Anerkennung und Respekt verschaffen. Auch wenn ich zwischen den großen, sportlich-schlanken und gutaussehenden Mädels auffiel, ließ ich mich nicht unterkriegen. Ich wollte spielen und keine Modelshow abliefern. Mein Blick schweifte an der Hallendecke entlang, meine Arme und Beine waren leicht von meinem Körper gespreittt und mein Brustkorb hob sich stetig auf und ab. Der Hallenboden war relativ kühl und im Liegen konnte ich einen Moment entspannen. Ich dachte an die einzelnen Trainingssequenzen. Heute sollte der Platz des Liberos stärker gefordert und gefördert werden, weshalb die gegnerischen Mädchen den Ball immer wieder in meine Richtung katapultierten und ich nur von eine Ecke in die andere sprang, rannte und mich auf den Boden schmiss, um Rettungsaktionen auszuprobieren. Zwar fiel mir das alles noch etwas schwer und meine Knie litten unter meinem Gewicht, aber ich wollte spielen und daran sollte mich nichts hindern.
„Hey, Riya!", sagte eine mir bekannte Stimme. Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und sah zum Eingang der Sporthalle, wo Daichi im Türrahmen stand. Er lief grinsend auf sie zu, sie erwiderte sein fröhliches Lächeln. Sie redeten über etwas, das ich nicht verstand, aber ich bemerkte, dass sich Daichi im ihrer Nähe etwas nervös verhielt. Sein Blick war im ihrem gefesselt, seine Hände spielten unruhig in seinen Taschen der Trainingsjacke und er kicherte oft. Ich konnte es verstehen. Riya war ein attraktive junges Mädchen im 3. Jahr und hatte anscheinend schon länger mit Daichi Kontakt. Sie strich eine dunkle Haarsträhne hinter ihr Ohr, die aus ihrem hohen Zopf gefallen war. Ihr gerade geschnittener Pony fiel etwas strähnig in ihre Stirn, aber es sah immer noch süß aus. Riya stützte ihre Hände in ihre Hüfte, die sehr trainiert war. Ihr Körper war mit Muskelm durchzogen, trotzdem ging ihre Weiblichkeit dabei nicht verloren, das Daichi anscheinend sehr attraktiv fand. Es war nicht zu übersehen, dass er ihr vielsagend hinterher sah als sie sich ihren Mädels wieder zuwandte. Schließlich war die Sportbekleidung auch nicht ohne.
Kurze enge Shorts und ein figurbetontes T-Shirt, das nichts versteckte. Ich war etwas neidisch auf ihre selbstbewusste und feminine Ausstrahlung, ich wäre auch gern so.
Als ich merkte, dass Daichi seinen Blick durch die Halle wandern ließ, schaute ich in die andere Richtung, da ich nicht wollte, dass er mich erkannte, aber ich war kaum zu übersehen.
„Angie?!" Seine Stimme schallte an's andere Ende der Halle, wo ich immer noch völlig verschwitzt und ausgelaugt meine Ruhe suchte. Unsere Blicke trafen sich, ich winkte kurz. Er kam sofort auf mich zu gelaufen.
„Du hier?", fragte er überrascht und sah zu mir runter. „Seit wann spielst du Volleyball?"
„Seit heute.", sagte ich und blickte durch seine Beinlücke zu den Mädels, die sich ein wenig dehnten.
„Welche Position?"
„Na, Libero. Wo denn sonst?"
Er nickte nur und fuhr sich durch die Haare. Ihm gefiel das gar nicht, dass ich dem Club beigetreten war, was mir nicht verboten wurde. Somit grenzte ich mich nicht aus und die anderen waren alle lieb.
„Okay, dann viel Spaß.", sagte er leise und verschwand wieder aus der Halle. Ich schaute ihm hinterher und hob mich auf die Füße. Meine Kmie schlotterten unter der großen Belastung meiner Muskeln, die mittlerweile steinhart geworden waren. Ich lief wie eine alte Oma auf die Mädchen zu, die mich auslachten.
„Du läufst wie eine Oma!", sagte die eine und klopfte mir auf die Schulter.
„Ja, mir tut alles weh."
„Keine Sorge, je öfter wir trainieren, umso leichter wird es.", sagte Riya und lächelte mir ermutigend zu. Ich erwiderte und strich mir den Schweiß von der Stirn. Die anderen waren noch voller Energie und wollten weiter spielen. In meiner engen knöchellangen Sportjeggings und meinem lockeren Sportshirt sammelte sich die Wärme. Am Liebsten wäre ich ins kalte Nass gesprungen, aber mir blieb nichts weiter übrig als ihnen zu folgen und weiter zu machen. Von nichts kommt nichts und das verstand ich wie kein zweiter.

RED EYES - HQ!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt