- Teil 5

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Wir hatten uns auf das Sofa gesetzt und schauten ein wenig Fernseh. Viel sprachen wir nicht bis es plötzlich an der Tür klingelte. Ich sah auf die Uhr.
Kurz nach neun abends.
„Wer ist das denn jetzt?", fragte ich rethorisch und ging zur Tür.
„Ja?" Ich meldete mich über die Freisprechanlage.
„Suga, hier. Machst du bitte auf?" Ich war erschrocken, dass er so spät noch auftauchte. Hatte Daichi seine Finger im Spiel gehabt? Ich betätigte den Summer und öffnete die Haustür. Im Treppenhaus hörte es sich nicht nach nur einer Person an. Ich wartete im Türrahmen und erblickte Sugawara, der mich breit anlächelte. Ihm folgten Tanaka, Azumane und Nishinoya. Alle hatten einen Rucksack auf dem Rücken geschnallt und unter den Armen klempten dicke Rollen, die nach Liegematten aussahen. Hinter mir tauchte Daichi auf, der sich an mir vorbei drängelte und alle samt umarmte. Vorallem Noya bekam eine extra Umarmung, da er bis vorhin noch im Krankenhaus gelegen hatte. Ich war überrascht und wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Schön, dass ihr da seid.", sagte Daichi und wandte sich mir zu.
„Sind fast alle da." Er zuckte die Schultern und schob Suga an mir vorbei, der kurz winkte. Azumane drückte mich auch kurz, Tanaka gab mir ein High Five und Noya warf ich ein sanftes Lächeln zu, das er erwiderte.
„Was heißt hier ‚fast alle'?", fragte ich Daichi, der im Wohnzimmer mit den anderen verschwand. Ich schloss die Tür. Auf meine Frage folgte keine Reaktion.
„Hallo?" Ich wiederholte mich und stellte mich zu den anderen ins Wohnzimmer.
„Ja, also, ich habe einfach die anderen gefragt, ob sie Lust haben auch hier zu übernachten. Genug Platz ist doch da." Ich konnte auf Daichi nicht wirklich sauer sein und kratzte mich am Hinterkopf. Die anderen quetschten sich mit auf das Sofa. Tanaka setzte sich auf den Teppichboden.
„Wann kommen die anderen, Daichi?", fragte Tanaka und wippte auf und ab. Er war immer so hyperaktiv und konnte nicht still sitzen.
„Gleich, denke ich.", antwortete er und holte sein Handy vor. In diesem Moment klingelte es wieder. Tanaka sprang auf und stürmte zur Tür. Wenige Minuten später standen auch Tsuki und Yamaguchi mit Rucksack und Schlafmatte im Raum. Es wurde langsam eng im Wohnzimmer. Die anderen setzten sich auf den Boden. Ich sah mich um und fühlte mich unwohl.
„Ähm, will einer was trinken? Kaffee, Tee oder sowas?", fragte ich etwas schüchtern und sah in die Runde. Plötzlich brabbelte jeder dazwischn. Ich verstand kein Wort und fühlte mich überfordert.
„Cola, nein, warte Wasser. Oder ne, ich möchte Tee. Aber Schwarztee!", brüllte Tanaka und stützte seine Hände in die Hüften. Ich seufzte.
„Kann mir bitte jemand helfen?" Ich ging vor in die Küche und hatte Suga im Schlepptau.
Er schloss die Küchentür.
Ich suchte Gläser zusammen.
Es war merkwürdig still.
„Alles gut bei dir?", fragte er in die Stille und blieb mit dem Rücken an der Tür gelehnt stehen.
„Mh? Ja, klar.", sagte ich und verschwand halb im unteren Schrank, um die Trinkflaschen rauszuholen.
„Wirklich?"
„Jaha.", sagte ich leicht genervt und füllte die Gläser. Den Tee setzte ich für Tanaka an.
„Daichi hat mir erzählt, dass vorhin ein paar Krähen auf dem Balkon gesessen haben.", fing er an und kam auf mich zu. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken wieder das Schreien in den Ohren zu liegen zu haben. Es war grauenvoll.
„Mh."
Sugawara legte seinen Arm um meine Schulter. Ich stoppte vor Schreck. War das hier so'n Ding mit dem Körperkontakt?!
„Keine Angst. Wir sind jetzt hier.", sagte er leise und drückte mich kurz.
„Und Azumane wollte Wasser." Er lachte und machte weiter. Ich versank in Gedanken. Ich sollte keine Angst mehr haben? Hatte ich die überhaupt? Ich wusste es nicht genau. Aber es gab mir trotzdem ein sicheres Gefühl, wenn die Jungs hier waren. Den Zusammenhalt schätzte ich sehr.
„D-Danke, dass du dich um die Wohnung gekümmert hast. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen soll.", fing ich stotternd an und sah zu ihm hoch. Er schielte aus den Augenwinkeln zu mir runter und lächelte schief.
„Es reicht, wenn du da bist."
Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und drehte mich weg. Ich tat so als würde ich im Schrank nach Schalen suchen, wo nur Töpfe drin standen. Er brachte mich ständig in Verlegenheit und jedes Mal reagierte ich wie ein Kind, das keine Ahnung hat eine ordentliche Konversation zu führen.
Suga musste über ihre Reaktion schmunzeln und beobachtete sie ein wenig. Die Gläser waren gefüllt. Er beugte sich über ihren Körper mit runter in den Schrank, wo er nur Töpfe und Pfannen sah.
„Was suchst du denn?", fragte er.
Ich erschrack ein zweites Mal und stieß vor Schreck gegen Sugawara's Körper, der seine Hand auf meinen Rücken legte. Bevor ich mich aus dieser komischen Position befreien konnte, rissen Azumane und Tanaka die Tür auf und schrien.
„Iiiiihhh, Suga und Angie wollen Liebe machen!", brüllte Tanaka und rannte in das Wohnzimmer. Azumane blieb wie angewurzelt stehen und schüttelte sich.
„Hier sind auch noch Minderjährige.", sagte er und hielt Daichi die Augen zu, weil er neben Azumane auftauchte. Er schlug seine Hand weg.
„Ich bin nicht minderjährig!", brummte er und sah zu mir und Suga. Ich hatte erst spät bemerkt in welcher Position wir uns befanden und stellte mich schnell an das Fenster. Aus dem Wohnzimmer schallte Tanaka's Stimme, der Yamaguchi, Tsuki und Noya aufgeregt erklärte wie wir in der Küche gestanden haben. Es war mir sehr unangenehm.
„Das war nicht so wie es ausgesehen hat.", sagte Suga und verdrehte die Augen. Er schnappte sich ein paar Gläser und ging wortlos in die Wohnstube zu den anderen, wo er Tanaka erstmal rundlaufen ließ.
Ich drückte Azumane sein Wasser in die Hand, Daichi seine Cola. Dann folgte ich Suga und setzte mich mit verschränkten Armen auf den Boden. Ich merkte den durchdringenden Blick von Noya und entgegnete diesen böse. Er schaute sofort weg und fuhr sich durch die Haare. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen mither zu kommen und bei ihr zu übernachten. Aber wenigstens war er in ihrer Wohnung und konnte seine Fragen beantworten. Es war genauso wie er es sich vorgestellt hatte. Aber lieber wäre Noya mit ihr allein, dann würde er sich auch mehr trauen.

RED EYES - HQ!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt