- Teil 4

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Ich löste mich aus seinem hypnotischen Blick und kaute nervös auf meiner Unterlippe rum. Sollte ich lieber dem Coach und Oikawa Bescheid sagen? Warte, sollte ich es dem Coach überhaupt sagen? Ich hatte Angst, dass er wieder böse wird und mir Vorwürfe macht wieso ich nicht schon früher etwas gesagt habe.
„Alles gut? Du siehst nachdenklich aus.", meinte Bokuto etwas besorgt und wollte mir an die Schulter fassen, doch ich stand schnell auf und verschränkte meine Arme. Ich wollte nicht, dass er mich jetzt berührt. Das würde nur noch mehr Ärger geben.
„Ey, was ist denn los? Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte er nach und folgte mir. Er kam mir sehr nah.
„Nein, ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.", meinte ich schnell und drehte mich weg. Ich durfte kein zweites Mal Gefühle aufbauen, denn ich wusste doch, wie es enden würde. Sophia war an seiner Schule mit der er jeden Tag Kontakt hatte und das bereitete mir Bauchschmerzen, weil sie nun mal gerissen war und vor nichts und niemanden halt machte.
Bokuto zog überrascht seine Augenbrauen nach oben.
„Ich soll gehen?"
Ich nickte nur und wandte ihm nun ganz meinen Rücken zu. Ich spürte seine Anwesenheit deutlich. Sie umschlang mich fest.
Einen Augenblick später hörte ich ihn tief ein und ausatmen.
„Okay.", murmelte er enttäuscht, „Dir noch einen schönen Abend. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal."
„Dir auch.", antwortete ich leise und lauschte seinen langsamen Schritten, bis die Tür verzögert ins Schloss fiel. Ich holte tief Luft bevor ich nach meinem Handy suchte. Ich wusste, dass das nicht die feine englische Art meinerseits war und ich ihn lieber in meiner Gegenwart gehabt hätte. Schließlich war er nur für mich soweit gefahren, um nach mir zu schauen. Ich sollte aufhören mir ständig den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die gar nicht so sind wie es scheint.
Als ich mein Handy fand, schrieb ich Oikawa eine kurze Nachricht, dass das Paket angekommen war und ich ihn noch einiges mehr zeigen musste. Es dauerte nicht lang, da kam auch schon eine Antwort, die ich erstmal ignorierte und nach kurzer Überlegung dem Coach in Kurzfassung schrieb, was tatsächlich gestern passiert war. Es fiel mir schwer ihm davon zu erzählen, weil ich wusste, dass er mich sofort zu sich bestellen wird oder er in kürze vor meiner Tür stehen wird. Während ich aufgeregt durch das Apartment lief und mit dem großen König hin in her textete, fiel mir ein kleiner Zettel auf der Kommode auf.

Schreib mir, bitte!
04637—...

Bokuto hatte anscheinend schnell seine Nummer auf einen Zettel gekritzelt, damit ich ihn erreichen konnte, wenn etwas war und er bat förmlich drum, dass ich ihn schreibe. Aber das würde ich eventuell machen, wenn ich den Kopf frei habe. Während Oikawa mich nervte, dass ich die zusätzlichen Geschenke von Silver fotografieren und ihn schicken sollte und der Coach mit Großbuchstaben antwortete (dann war er sicher sauer), klingelte es überraschenderweise an meiner Tür. Ich dachte, es wäre Ukai, weil er meinte, dass er in wenigen Minuten bei mir sein wird, um die Lage zu besprechen. Als ich ohne böse Hintergedanken die Haustür öffnete, war das erste, was ich zu spüren bekam, eine eisige große Hand, die sich unerbittlich um meine Kehle legte. Ich wurde zurück in den Flur gedrängt, die Tür fiel laut ins Schloss.
„Hier wohnst du. Was für eine Bruchbude.", bemerkte Ushijima monoton und sah sich kurz um, bevor er mir tief in die Augen sah. Ich klammerte mich wieder an seinen starken Arm, dem das wenig störte. Eher zauberte meine Hilflosigkeit ihm ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte ich keuchend.
„Bokuto ist leicht zu durchschauen. Außerdem sollte er wissen, dass er nicht unbeobachtet irgendwo hingeht. Das war kein cleverer Schachzug von ihm.", sagte er lachend und schüttelte mich vor und zurück. Als wäre ich ein Spielzeug in den Händen eines Kleinkindes, das sich beschäftigen wollte. Ich verzog schmerzerfüllt mein Gesicht.
„Wo ist er?", fragte ich sofort und machte mir große Sorgen, dass er von ihm abgefangen wurde.
„Mach' dir darüber keine Sorgen. Der ist in guten Händen.", raunte er mir ins Ohr bevor er mich durch die Gegend schieben wollte, doch ich klammerte mich an allem fest, was ich in die Finger bekam. Dabei riss ich so ziemlich alles von der Kommode und den Regalen. Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen den riesigen Kerl, der nur freudig lachte.
„N-Nein, bitte, lass' mich in Ruhe!", bettelte ich hilflos und hatte keine Chance gegen jemanden, der viel größer war als ich und mehr Kraft in Arm und Bein hatte.
„Du bist mir im Weg, Mädchen!", brüllte er mit einer tiefen animalischen Stimme, die durch die ganze Wohnung schallte.
„Im Weg?!"
Er drückte mich gegen meine geschlossene Schlafzimmertür. Ich kam unsanft mit meinem Hinterkopf auf. Ushijima kam meinem Gesicht ganz nahe, seine Hand stets an meinem Hals.
„Ich habe so lang auf diesen Moment gewartet und dann muss ich gegen...", brummte er und schaute an mir herunter, „...ein Mädchen kämpfen, die nicht mal halb so stark ist wie ich. Sieh' doch an. Du wirst es nicht eine geringe Chance gegen mich haben."
Ich erwiderte seinen starren und kühlen Blick.
„Das glaubst auch nur du.", keuchte ich und rang weiter nach Luft. Ich merkte, wie sich meine Gedanken langsam vernebelten und mir schwindelig wurde.
„Was willst DU gegen mich ausrichten?", fragte er und drückte fester zu.
„Ich schaffe das schon.", brachte ich hervor und legte meine Hände um seine. Mit letzter Kraft versuchte ich ihn von mir loszukriegen. Doch Ushi lachte mich förmlich aus.
Man, Ukai, wo bleibst du nur?!

RED EYES - HQ!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt