- Teil 3

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Plätschernd fiel das warme Duschwasser auf die kalten Fliesen des Gemeinschaftsbad der Jungs. Es war spät am Abend während Kuroo und Bokuto mit zu den letzten gehörten, die sich den alten Schweiß vom ganzen Körper wuschen.
„Seit wann redest du mit fremden Mädels?", fragte Kuroo der sich seine pechschwarzen Haare mit seinem 3in1 Duschgel einschampoonierte.
„Wen meinst du? Sophia? Ach, die hat mich doch angequatscht. Gleich am er-...", sagte Bokuto, der von seinem besten Freund unterbrochen wurde.
„Nein, ich meine die Kleine von der Karasuno."
„Ach so, die... .", murmelte er und zog vorsichtig die scharfen neuen Klingen seines Rasieres über seine muskulöse Brust. Er hasste Stoppeln unter Sportkleidung, da sie nervig waren und kratzten. Außerdem fand er es ohne ästhetischer.
„Wie hieß sie gleich nochmal? Habe den Namen schon wieder vergessen.", sagte Kuroo und rieb sich den Körper ein weshalb er gegen Bokuto stieß, der sich durch den Ruck leicht in die Brust schnitt.
„Man, fuck!", fluchte er und legte den Rasierer beiseite.
„Oh, sorry." Kuroo trat etwas von seinem Kumpel weg und wartete immer noch auf eine Antwort.
„Wo bleibt der Name?"
„Man, Angie oder so. Interessiert mich wenig.", brummte er angepisst und klatschte sich Duschgel in die Haare, die er ordentlich rubbelte.
„Aha.", sagte der Schwarzhaarige und musterte seinen Freund streng von der Seite. „Sie fällt noch nicht einmal in dein Beuteschema. Ich meine, sie ist klein, blond und... dick."
Bokuto kniff kurz die Augen zusammen und hielt inne bevor er sich die Haare sauber wusch und Kuroo's Blick erwiderte.
„Was hast du eigentlich ständig mit der Figur?", fragte er ernst. Kuroo zuckte die Schultern.
„Ist eben nicht mein Geschmack."
„Dann kann es dir doch egal sein, oder?"
„Ich habe nur gefragt, warum du sie angequatscht hast. Hast doch Sophia. Die sieht um einiges besser aus.", schwärmte Kuroo und lächelte schief.
„Dann schnapp' sie dir, Tiger.", erwiderte Bokuto und wagte einen zweiten Versuch sich zu rasieren in der Hoffnung sich kein zweites Mal zu schneiden.
„Mal gucken. Hier laufen einige hübsche Mädels rum. Aber ich bin hier um Volleyball zu spielen.", sagte Kuroo und trocknete seinen Körper ab. Sie waren nun allein in der Gemeinschaftsdusche. Nur noch eine Dusche hüllte den großen Raum in warmen Wasserdampf ein.
„Na denn.", entgegnete Bokuto etwas desinteressiert und tat es Kuroo später gleich.
„Und? Wieso hast du sie nun auserwählt?" Er nervte solange bis er eine vernünftige Antwort bekam.
Mit rollenden Augen antwortete Bokuto: „Weil sie mir aufgefallen ist, Punkt. Ich finde, sie hat was."
Kuroo lachte.
„Ja, einen Arsch und davon ganz schön viel."
„Halt's Maul.", sagte er ernst, „Hattest du mal was mit einer, die mehr wog?"
„Nein, wie gesagt, nicht mein Geschmack.", entgegnete Kuroo.
„Dann sei ruhig, wenn du keine Ahnung hast." Damit beendete Bokuto das sinnlose Gespräch mit seinem besten Freund von den er eigentlich mehr erwartet hätte. Sie schnappten sich ihre durchgeschwitzten Sportsachen und verließen gemeinsam das Bad.
Ich hatte mich kurz mit Sarah getroffen und mich mit ihr über die vergangen Wochen ausgetauscht. Sie hatte mich auf meine Haare angesprochen, was ich auf ein Friseurbesuch schob. Wir standen beide im Flur und erzählten noch.
„Na ja, guck sie dir an. Wie 7 Tage Regenwetter.", sagte sie auf deutsch so trocken heraus, dass ich mich nicht mehr zurück halten konnte und über den ganzen Gang laut lachte. Dabei bemerkte ich nicht, dass hinter mir der aus dem Nekoma-Team und Bokuto aus dem Bad kamen und auf uns zu liefen.
„Na gut, wir sehen uns morgen wieder. Gute Nacht.", sagte ich und umarmte sie bevor ich kehrt machte und anstatt eine lange Reihe an Türen erblickte direkt auf ein lockeres graues T-Shirt sah.
„Oh.", murmelte ich und trat automatisch beiseite.
„Bis späteeer!", rief ich zu Sarah, drehte mich um, lachte und ging los. Dabei fiel mir nicht auf, dass es Bokuto war in den ich fast reingerannt bin.
„Aufpassen.", sagte er ruhig und merkte erst wenig später, dass diese Stimme zu ihm gehört hatte. Ich war schon um die Ecke verschwunden bevor ich noch normal reagieren konnte.
„Passt ja zu dir.", bemerkte Kuroo, der einen kurzen Blick zu Sarah warf, die in's nächste Zimmer verschwand.
„Passiert.", bemerkte Bokuto und wuschelte sich durch sein runterhängendes noch nasses Haar. Er hatte wieder diese Spannung bemerkt als sie so dicht vor ihm stand. Er musste herausfinden, was es war.
„Na.", sagte Daichi als ich in den nächsten Gang abbog. Er kam mit Duschzeug auf den Arm aus seinem Zimmer.
„Na.", sagte ich knapp und wollte eigentlich weiter zu meinem, um mich bettfertig zu machen.
„Ich habe gesehen, dass der von Fukurodani mit dir geredet hat. Was wollte er denn?"
„Ach, nichts. Hat nur nach meinem Namen gefragt.", murmelte ich und zuckte die Schultern.
„Okay. Wenn er dich belästigt, sag Bescheid."
Ich verdrehte genervt die Augen.
„Ich glaube nicht, dass er mich in irgendeiner Weise belästigen wird. Hier laufen genug Mädels rum, die mich ohne großen Aufwand in den Schatten stellen. Ich denke, die müssen sich eher einen Kopf darübr machen.", entgegnete ich ernst und wollte an ihm vorbei laufen.
„Hast du mich vorhin nicht verstanden?"
„Und wie ich dich verstanden habe.", sagte ich und erwiderte seinen Blick.
„Dann erzähle doch nicht so einen Blödsinn. Noya-.."
„Noya hasst mich. Er hat gesagt, dass er dumm war und nicht wusste, wieso er mich angeblich toll fand.", sagte ich schnell und drängte mich an Daichi vorbei, der sich zu mich umdrehte. Er sagte einen Augenblick nichts.
„Darum geht es nicht, Angie. Das vorhin habe ich ernst gemeint.", fing er an und kam auf mich zu, „Du kommst in den Raum und es macht ‚Booomm'. Auch wenn du es nicht merkst, hast du eine unglaublich starke Ausstrahlung, die jeder zu spüren bekommt. Als du nach vorn gelaufen bist, hat niemand geklatscht." Ich drehte mich zu ihm um. Das war mir gar nicht aufgefallen.
„Und warum? Weil man nicht weiß, wie man auf dich reagieren soll. Du wirkst sehr selbstbewusst und du standest genauso dort vorn wie du jetzt hier stehst." Er sah mich von oben bis unten an, was mir sehr unangenehm war. Seine Worten ließen mich schmunzeln und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Ich finde, dass du dich für gar nichts schämen musst und deine Unsicherheit über dich selbst unbegründet ist. Das soll jetzt nicht falsch klingen, aber du sahst schon verdammt gut in deinem Volleyballtrikot aus als du mit den Mädels zum Outdoortraining über den Schulhof gelaufen bist.", sagte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Ich lief plötzlich knallrot an, weshalb er lachte.
„Und da bin ich nicht der Einzige. Deshalb lächel mal ein bisschen mehr und sei nicht so doof zu dir selbst. Ich gehe jetzt erstmal duschen." Er zwinkerte mir zu und ging dann einfach. Ich stand noch eine ganze Weile vor der Zimmertür und musste seine Worte gründlich verdauen. Also wirkte ich auf andere eher einschüchternd, weshalb mich die Hälfte von anfang an nie leiden konnte und die meisten Abstand zu mir nahmen. Vielleicht sollte ich mich in meiner Art einfach ändern.
„Du bist wieder da.", sagte Kiyoko und kämmte sich ihre dunklen langen Haare durch, die im Licht der Zimmerlampe gesund glänzten. Sie investierte sicherlich sehr viel Pflege und Zeit in ihre Haare und in ihrem Gesicht, das nicht ein Markel oder Pickel aufwies. Sie sah aus wie eine Puppe, die eben lebte und nicht starr im Schaufenster stand, obwohl sie oft solche gierigen Blicke ausgesetzt war. Wie es sich wohl anfühlte?
„Ja." Ich ließ mich auf mein Bett fallen und tippte auf meinem Handy rum. Ab und an antwortete ich Sarah, die mir ein Bild geschickt hatte wie das ganze Team der Aoba in Oikawa's und Iwai's saßen und der Boden mit jeglichen Süßigkeiten gepflastert war. Ein bisschen Schokolade könnte ich auch vertragen. Wären die alle nett und lustig, hätte ich gefragt, ob ich mich dazu gesellen dürfte, aber ich konnte mir von Oikawa wieder was anhören und die anderen Kerle kannte ich auch nicht so. Da säße ich wie das fünfte Rad am Wagen nur in der Ecke.
„Die Jungs sind anstrengend.", beschwerte sich die Managerin und fand sich in einem niedlichen einteiligen Trainingsanzug wider. Sie setzte sich auf ihr Bett und legte ihre Brille auf den Nachtschrank.
„Ein bisschen.", erwiderte ich und war gerade nicht gesprächig.
„Wenigstens haben wir hier unsere Ruhe.", schnaufte sie und holte ein ziemlich dickes Buch aus ihren Reisetasche. Ich musterte das Cover, was von einem vermeintlichen Horror erzählte. Wenigstens keine schnulzigen Liebesgeschichten. Die konnte ich bis auf den Tod nicht ausstehen. Plötzlich klopfte es an der Tür und Kiyoko sprang genervt auf. Vor der Tür stand Tanaka mit jeweils zwei Tüten Chips in den Händen und grinste seiner Himmelsdame entgegen.
„Kommt ihr zu Suga und Daichi in's Zimmer? Wir dachten, vielleicht bequatschen wir den nächsten Tag und verbringen etwas Zeit.", schlug er vor und wartete gespannt auf eine Antwort.
„Ähm, ja.", erwiderte die schwarzhaarige Schönheit und wollte sich die Brille die Nase raufschieben, aber hatte ganz vergessen, dass sie keine trug.
„Coooooooool! Jetzt gleich?"
Kiyoko drehte sich zu mir um. Ich schüttelte den Kopf, weil mir nicht danach war auf Noya zu treffen und dumm rumzusitzen.
„Ich komme später.", sagte ich und widmete mich meinem Handy.
„Okay, bis gleich." Kiyoko verließ mit Tanaka das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Jetzt hatte ich meine Ruhe und stöberte etwas im Internet. Ich erinnerte mich an das Kennlern-Treffen und den anderen Mädels, die anderen Trainer, den Veranstalter, die anderen Teams,
die vielen Typen und an mich und meine beschissene Unsicherheit und die Gedanken, die da mit einher gingen. Natürlich werde ich nicht mit hinzu stoßen, dafür ging es mir nicht gut, denn die dunklen beschissenen Gedanken waren dabei meinen Kopf einzunehmen. Sie bestimmten mein Verhalten, meine Gefühle und meine Worte als wäre ich nicht Ich sondern eine fremde Person, die ich aber nicht kannte. Es war schon belastend und so schnell wie sie kamen, gingen sie leider nicht. Ich zog mich aus guten Gründen zurück, um der guten Stimmung nicht zu schaden. Sonst bin ich wieder die Doofe.
Von draußen hallte lautes Mädchengelächter durch den offenen Fensterspalt, das immer nerviger wurde. Ab und zu fielen bestimmte Namen aus den Teams, die ich aber schlecht verstand. Nach keinen fünf Minuten war ich genervt und trat ans Fenster. Was für eine Überraschung., dachte ich und erblickte unten das Schülermädchen mit den zwei anderen und Bokuto, der den Weibern hinterher rannte. Wenige Meter weiter saß ein anderer Kerl, dem seine dunklen Haare ins Gesicht fielen. Er trug rot-schwarze Klamotten, daneben ein Kleiner mit einer Spielekonsole in der Hand. Sie äfften wie undisziplinierte Kinder umher und hielten das ganze Anwesen auf Trab. Ich schlug unsanft das Fenster zu und packte mich wieder auf's Bett, wobei ich mir Kopfhörer in die Ohren steckte. Von Sarah kam kein einziger Ton mehr, der Flur war auch mucksmäußchenstill. Und nun? Ich stellte die Musik extra laut um meinen scheiß Gedanken die Stimme zu nehmen und das klappte zum Teil auch. Eher spielten sich einzelne Sequenzen im
Kopf wie ein kurzer Film ab, die ich mir vorstellte passieren zu können. Ich war so lost. Ein Fall für die Klapse.

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