- Teil 5

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„Gibt's wenigstens bisschen Alkohol, damit ich mir die Situation schön trinken kann?", fragte Sarah und stand mit mir abseits des Geschehns in der Turnhalle. Die Uhr zeigte mittlerweile 18 Uhr am Abend. Bald began das ganze Spektakel hier.
„Ich hoffe doch.", sagte ich und blickte zu Coach Ukai, der sich in einer Gerlande verfangen hatte. Ziemlich verzweifelt versuchte er sich aus den Strippen zu befreien, die ihn nur nicht loslassen wollten.
„Ich glaube, ich gehe mal unserem Trainer helfen. Der kommt schon wieder nicht klar."
„Ja, ich bin da drüben helfen.", sagte sie und lief zu den Erwachsenen, die Tische aufbauten und die großen Bowleschalen aus Glas drauf stellten. Ich ging zu Ukai, der seine Versuche aufgab.
„Was machst du schon wieder?", fragte ich und fummelte das Band mühevoll angefangen von seinen Beinen und arbeitete mich dann hoch.
„Ich soll den Scheiß aufhängen, aber das ist allein unmöglich.", brummte er und drehte sich ein paar Mal auf der Stelle, dabei zog ich die Gerlande von seinem Körper und rollte sie auf meinem Arm auf. In Nu stand der Coach ohne flatterndes Zeug am Körper vor mir. Er stieg auf die Leiter und steckte die Gerlande an während ich ihm immer mal wieder etwas nachreichte. Der gestrige Abend ließ mich nicht mehr los, denn mir hatte es schon ziemlich Spaß gemacht und Bokuto und Kuroo grüßten mich, wenn sie mir begegneten. Die anderen taten so als kannten sie mich nicht, außer unser Ushikovski. Der nickte nur ganz leicht mit dem Kopf, aber mehr kam da auch nicht. Zum Glück hatte da noch niemand nachgefragt. Auch das Spiel gegen die Nekoma und der Shiratorizawa vor dem Abendbrot verlief relativ entspannt. Natürlich waren wir etwas zu schwach, um ordentlich gegen Ushijima und seinem Team anzukommen. Trotzdem entgingen mir die blöden Blicke der Weiber nicht, wenn Kuroo mich bei dem Spitznamen rief oder ich mit Bokuto einschlug sobald die Karasuno einen Punkt holte. Da war er ein sehr fairer Spieler, das zeichnete ihn aus. Aber die Drohung der Sophia ging mir nicht aus dem Kopf. Sie hatte mich die ganze Zeit im Visier, was mir ein mumliges Gefühl bereitete und das mit Daichi war sowieso der Kracher gewesen. Hoffentlich ließ er sich nicht allzu sehr um den Finger wickeln.
„So, ich glaube, wir haben's.", sagte Ukai und stieg von der Leiter. Er klappte sie zusammen und stellte sie beiseite, damit sich niemand verletzen konnte.
„Sieht schick aus.", sagte ich und schweifte mit meinem Blick durch die Halle. Es war einiges los, um notwendige Vorbereitungen zu treffen. An jeder Ecke hingen entweder große bunte Luftballons in den Farben der jeweiligen Teams, auf dem Hallenboden wurde schon am Morgen Teppichboden verlegt, weshalb die Spiele auf das Feld nach draußen verlegt worden sind.
„Na ja, für eine Party für Kinder reicht es sicher.", provozierte Ukai und lachte.
„Tz, wir sprechen uns wieder, wenn du besoffen in der Ecke sitzt.", konterte ich und sah zu ihm.
„Ich? Nein, auf keinen Fall. Ich habe eine Aufsichtspflicht."
„Die man auch clever umgehen kann." Ich grinste ihn an.
„Wieso grinst du so?", fragte er skeptisch.
„Weiß nicht. Ich frage mich nur, ob man mit dir feiern kann oder ob du' nen Stock im Arsch hast.", sagte ich und ging.
„Sicherlich ersteres!", rief er mir hinterher und schüttelte den Kopf. „Freches Mädchen."
Ich lachte nur und gesellte mich zu Sarah, die die vollen Bowlen bewunderte. Die Schalen sahen richtig cool aus und auch hier standen sie in den Farben der Teams.
„Und? Ist es alkohol oder nicht?", fragte ich sie und erinnerte mich an das Verbot, das der Veranstalter ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich nur für den Konsum auf den Zimmern außerhalb seiner Partys.
„Ne, das hier ist nur Kinderpunsch. Aber es soll wohl eine Schüssel mit Alkohol geben.", erklärte sie mir und führte mich bis ans Tischende, wo eine stand, die aber noch leer war. Vor der Schale stand ein kleines Kärtchen mit der Aufschrift Alkoholisches Getränk.
„Aha. Na mal gucken wie lang das hält.", bemerkte ich nachdenklich und folgte Sarah wieder zu den Männern, die noch zwei Tische aufbauten, wo dann Snacks und Fingerfood serviert wurde. Hoffentlich reichte das dann auch für anwesenden Personen, weil ich würde mir definitiv was mopsen und das nicht grad wenig.
Keine Stunde später war es dann fast soweit. Das Essen, die Getränke und die Gerlanden hingen und standen bereit, um mit Genuss verzehrt zu werden. Ich sah zu Sarah, die auf ihrem Handy rumtippte.
„Willst du dich eigentlich noch umziehen?", fragte ich und sah an ihr herunter. Sie war in den Trainingssachen der Aoba, genauso wie ich in der Karasuno. Die Kasacks konnten wir nach den Spieleinheiten wieder ausziehen, was sowieso überflüssig war.
„Joar, denke. Muss nur auf Oikawa warten." Und als würde man vom Teufel sprechen, tauchte er am Eingang auf und winkte uns zu. Ich folgte Sarah zu ihm, da es für die Spieler verboten war vor Begin die Halle zu betreten. So viel Regeln.
„Hey, Schatz.", sagte er und drückte sie lange.
„Wollen wir uns fertig machen gehen?"
Sarah nickte.
„Dann bis gleich.", sagte sie zu mir und verabschiedete sich. Mir war es immer noch sehr unangenehm Oikawa unter die Augen zu treten, weil ich ihn schlecht einschätzen konnte. Ich drehte mich nochmal zu den Leuten um, die noch die letzten Deckenlichter einstellten, bevor ich hoch ins Zimmer huschte, wo ich auf Kiyoko traf. Sie hatte sich ein einges schwarzes Kleid angezogen, das ihr bis knapp über die Knie reichte. Ihr Makeup war etwas stärker als sonst und ihre Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden.
„Wie siehst du denn aus?", fragte ich grinsend und guckte in meine Tasche, wo ich nur irgendwelche Jeans und lausige langweilige T-Shirts vorfand. Okay, damit war dann wohl der Abend gelaufen.
„Sieht das nicht gut aus?", fragte sie schüchtern.
„Dooooooch! Ich wünschte, ich hätte so' ne schniecke Figur wie du. Da werden Tanaka die Augen ausfallen.", sagte ich und kramte weiter rum. Ich fand nur die Bluse, die ich beim Treffen mit Noya damals anhatte. Was anderes blieb mir wohl nicht übrig. „Du kannst schon vorgehen. Einlass ist aber erst 19:30."
„Ja, gut. Wir sehen uns.", sagte sie und stiefelte davon. Ich hielt einen Momemt inne, als sie verschwunden war und hätte am Liebsten alle gegen die Wand gepfeffert. Schon bei den Klamotten scheiterte es, aber ich musste mich umziehen. Also zog ich einfach eine enge Jeans an und die weiße leicht figurbetonte Bluse mit Rüschen am Ende der Ärmel. Na ja, für diese eine Nacht würde es definitiv ausreichen. Vielleicht würde ich sofort wieder gehen und mich auf's Zimmer verpieseln, denn hier hatte ich wenigstens meine Ruhe. Ich machte mir noch schnell einen hohen Pferdeschwanz, der etwas messy aussehen sollte. Die zwei Strähnen, die mein Gesicht umrahmten, lockte ich schnell noch und das Makeup ließ ich so wie es von heute morgen war. Auf dem Flur hörte ich die ganzen Jungs, die sich auf den Weg zur Halle machten und drängte mich zwischen an ihnen vorbei, um noch vor dem großen Ansturm da zu sein.
„Ey, Chibi-chan! Warum hast du es denn so eilig?", rief Kuroo von hinten, den ich gar nicht bemerkt hatte.
„Äh, habe noch was zu erledigen.", erwiderte ich hastig und verschwand in der Menge. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Was hat sie denn noch zu erledigen?", fragte er Bokuto, der locker neben ihm lief und sich die Strähne aus der Stirn strich. Beide trugen ihre Haare straight nach unten, etwas verwuschelt, aber anders. Deshalb zogen sie die Blicke der anderen Spieler auf sich, die sie von oben bis unten musterten. Auch vom Kleidungsstil ähnelten sie sich.
„Keine Ahnung. Aber wieso nennst du sie so?", fragte er.
„Passt zu ihr.", sagte Kuroo und krempelte den Ärmel seines schwarzen figurbetonten Hemdes bis zur Ellenbeuge hoch. Bokuto kratzte sich nur nachdenklich am Kinn und knöpfte den ersten Knopf seines ebenfalls schwarzen Hemdes auf. Es war warm und die Menge zwang sich der schmalen Treppe runter.
Ich eielte vom Wohnhaus rüber zur Turnhalle, wo etliche Typen vor dem Eingang standen. In der Dunkelheit erkannte ich nur ihre Silouetten, doch beim näheren Hinsehen fielen mir Suga und Tanaka auf, die ganz vorn standen und zu denen ich mich durchkämpfte.
„Ey, pass' doch auf.", motzte mich einer an.
„Ja ja, bleib' mal ruhig.", sagte ich und erreichte die beiden Jungs.
„Oh, hi Angie.", sagte Suga und lächelte mich an. Er hatte sich ein graues Hemd angezogen, das er sich in seine Jeans gesteckt hatte. Seine Haare waren leicht zurück gestylt, was mir gefiel. Tanaka war eher so wie immer gekleidet.
„Hi. Wo sind die anderen?", fragte ich und sah mich um.
„Weiß ich nicht."
„Okay, ich gehe schonmal rein. Ihr dürft ja auch gleich.", sagte ich und quetschte mich durch den engen Türspalt.
„Hey, ich will auch!", rief Tanaka enttäuscht und wurde von Suga zurück gehalten. Das Innenleben der Halle wurde von einigen warmleuchtenden Scheinwerfen erhellt, dazwischen dunkles lila und warmes orange. Es zauberte ein feierliches Ambiente, was mir richtig gefiel. Coach Ukai tippte von hinten auf meine Schulter.
„Schön, dass du jetzt da bist. Es wird Zeit.", sagte er und schob mich zu den anderen Trainern, Managerinnen und Schülern. Ich erblickte Sarah, die sich auch ein Kleid angezogen hatte. Es betonte ihre weiblichen Rundungen. Irgendwie war ich die einzige, die keines anhatte und das bekam ich durch ein dummes Kichern der Schülerinnen zu spüren. Besonders Sophia in ihrem glitzernden Minikleid warf mir einen abwertenden Blick zu. Ich hasste sie einfach nur noch. Der versntwortliche Typi hatte sich ernsthaft in einen Anzug geschmissen mit pulierten Tretern, die heller funkelten als ein weißer Arsch in der Sonne. Er laberte wieder seine alte Laier runter, erklärte uns den Ablauf und zeigte die alkoholischen und nichtalkoholischen Getränke und dass er hofft, dass dieser Abend nicht eskaliert oder sonstige Sachen vorfallen, die imageschädigend sein könnten. Na gut, ein wenig tanzen konnte wohl schlecht etwas kaputt machen. Ich wurde nervöser, da der Mob vor der Halle größer wurde und jeder rein wollte.
„Na gut, dann lasst uns alle einen schönen Abend haben!", sagte er und klatschte zweimal in die Hände. Durch die großen Deckenboxen tönte das erste Lied, eher westlicher Pop und die Lichter wurden gedimmt. Coach Ukai stellte sich abwartend an den Rand. Ihn sah ich zum ersten Mal in feiner Kleidung. Ich stellte mich zu ihm.
„Schick siehste aus.", sagte ich etwas lauter damit er mich verstand.
„Ich weiß.", sagte er grinsend und schaute rüber zur Tür, die von Kiyoko und einer anderen Managerim geöffnet wurde. Sofort stürmten die Jungs in ihren schicken Outfits in die Halle. Alle schauten sich neugierig um und hatten große Augen während die ersten zu den Snacks liefen und die anderen sich etwas zum Trinken holen. Ich beobachtete mit Ukai das Geschehen. Tanaka hatte sich sofort seine Kiyoko gegriffen und himmelte seine Liebesgöttin an. Das waren die ersten, die sich dazu bereit erklärten ein wenig zu tanzen. Sie sahen so glücklich aus. Auch Sarah wurde von ihrem Oikawa abgeholt, der sich die Haare mal anders gelegt hatte. Sie verschwanden bei den Getränken. Durch die Eingangstür traten gleichzeitig Kuroo und Bokuto. Mir fielen fast die Augen aus als ich die beiden sah. Ganz in schwarz in Hemd und herunter liegenden Haaren, so hatte ich sie bisher noch gar nicht gesehen. Die beiden sahen sich um und ich wollte gerade losgehen als die Glitzerkugel namens Sophia mit einer ihrer Freundinnen auf die Jungs zustöckelten. Okay, verkackt.
„Ich glaube, der Abend wird richtig lustig.", sagte ich sarkastisch und sah zu Boden. Was hatte ich mir eigentlich nur gedacht?
„Wie meinst du das?", fragte der Coach.
„Ist alles scheiße."
„Mh, wollen wir uns was zum Trinken holen?", fragte er und zog mich einfach mit sich mit. Nur wenige durften sich Alkohol einschenken und glücklicherweise gehörte ich zu den wenigen Leutchen. Mit unseren Bechern in der Hand gingen wir wieder in die Ecke von wo wir gemeinsam die Meute beobachteten.
„Wenn mal bessere Musik laufen würde.", sagte Ukai und nippte am Pappbecher.
„Ändert trotzdem nichts."
„Doch, dann könnten wir tanzen."
„Wir?", fragte ich überrascht und sah zu ihm rauf.
„Oder mit Daichi.", sagte er und zeigte vor sich. Der Kapitän kam auf uns beide zu. Er hatte ebenfalls ein dunkles Hemd an, das etwas an seiner Brust und seinen Oberarmen durch seine Muskeln spannte. Hoffentlich flog (k)ein Knopf weg.
„Na.", sagte er lächelnd.
„Hi.", erwiderte ich und sah in seine Augen.
„Will-.", fing ich an und wurde wieder einmal richtig unhöflich von einer Schülerin unterbrochen, die mit Sophia viel zu tun hatte. Sie legte eine Hand auf Daichi's Schulter.
„Hey, Mister Kapitän. Kann ich sie kurz entführen?", fragte sie leicht verführerisch und warf mir einen Blick zu, den ich als Frau sofort verstand. Ich war kurz vor dem Explodieren.
„Ähm, klar.", sagte er und lief mit ihr mit und ließ mich wie ein Nichtsnutz im Regen stehen.
„Das war wohl nichts.", sagte Ukai und räusperte sich. Ich knabberte am Rand meines Pappbechers und sah auf meine dunklen Schuhe. Ich hatte ehrlich gesagt die Schnauze voll und verlor Daichi auch aus den Augen, was mich noch wütender machte. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt. In der Menge konnte ich nicht einmal Suga und die anderen finden geschweige denn Bokuto oder Kuroo, oder meine beste Freundin. Stattdessen stand ich wie so eine Loserin neben Ukai, der eigentlich auch voll langweilig war. Ich wusste nicht wie lang ich wie ein kleines Kind am Rand stand und ich hatte auch nicht gezählt wie viel Becher Alk ich schon weghatte, aber das Zeug knallte. Ich wurde etwas lockerer und wippte mit den Songs mit, jetzt konnte ich nicht mehr still stehen.
„Willst du nicht Angie fragen, ob du mit ihr tanzen kannst?", fragte Suga den kleinen Libero, der mit der Menge hüpfte.
„Weiß ich nicht.", sagte er und drehte sich einmal auf der Stelle.
„Sie steht schon die ganze Zeit neben Ukai." Suga zeigte in deren Richtung.
„Mh.", sagte Noya und zuckte die Schultern. Er brüllte mit den anderen Leuten den Refrain des Songs mit und genoss die kurze Freiheit, die er sonst nicht hatte. Er wollte zwar, aber irgendwie auch nicht. Sein Stolz war zu groß als dass er nachgeben würden. Schließlich war er ein Libero, ein Libero genauso wie sie.
Ich sah von weitem Sarah, die ihren Becher exte und allein am Rand stand. Ohne mich von Ukai zu verabschieden, ging ich auf ihr zu und bemerkte nicht, dass die beiden über mich redeten. Als sie mich sah, grinste sie über beide Ohren.
„Ey, da bist du ja! Habe dich schon überall gesucht.", schrie sie, weil die Musik einfach zu laut war.
„Hier bin ich. Lass uns tanzen.", sagte ich und zog sie auf die Tanzfläche bis mitten rein. Ich fand, dass sie in ihrem Outfit ziemlich hot aussah, aber da war ich sicherlich nicht die einzige, die so dachte. Bisher war nur schlechte Musik gelaufen bis plötzlich ein alter Hit durch die Boxen dröhnte, die die alle eigentlich nicht kennen konnten, da niemand ein 90er Kid war. Es kam von Kylie Minouge mit Can't get you out of my heart, weshalb Sarah und ich so fast die einzigen waren, die am Ausrasten waren. Meinen leeren Becher stellte ich auf den Boden und fing mich an rythmisch zur Musik zu bewegen. Sarah passte sich mit mir zum Beat an, weshalb ihre Hüften etwas heftiger kreisten. Ich war noch nicht so selbstbewusst, dass ich es auch gekonnt hätte, aber ich versuchte es. Ich vergaß die drängende Molte um uns und konzentrierte mich auf meine beste Freundin, die tanzte als gäbe es keinen Morgen. Ich musste erstmal meinen eigenen Stil finden bis das Lied wechselte. Es blieb alten Liedern. Nun schoss auf unsere Köpfe die Stimme von Justin Timberlake.
„Wuuuuu!", rief ich als Sarah mit anzüglichen Hüftbewegung zu Boden ging und wieder hoch kam.
„Guuurrl, you got it!" Sie tanzte mich an, ich nahm die Position eines Typen ein und tanzte enger mit ihr zusammen. Langsam zogen wir starrende Blicke an, die sich nicht von uns lösten.
„Jetzt du!", schrie sie mir ins Ohr und ich nutzte das kurze Solo, um mich weg von ihr zu drehen und twerkte sie an. Sie klatschte mir dabei einmal auf den Po. Ich musste loslachen. Okay, wir waren keine kleinen Kinder mehr.
„Was ist denn da los?", fragte Suga und zeigte auf den Kreis, der sich um uns gebildet hatte. Er und Noya stellten sich mit dazu und waren total geschockt als sie mich Sarah antwerken sahen.
„Okay, nichts für Minderjährige.", sagte Suga und hielt Noya die Augen zu, doch er schlug die Hand weg und verfolgte aufmerksam meine Bewegungen.
Wir ignorierten die gaffenden Blicke und ließen unseren Tanzstil freien Lauf. Natürlich tanzten wir auch mal kurz synchron lustige Bewegungen, wobei der Kreis um uns immer größer wurde, was ich gar nicht verstehen konnte. Nachdem einige Lieder gelaufen waren, fingen wir an die Lieder eiskalt mitzugrüllen.
„Heeyyy, jaaaaa! Heyyy jaa!", sangen wir laut und machten eigentlich eine mega coole Armrolle. Um uns wurde gelacht. Auch wenn wir zusammen tanzten, entstand aus dem lustigen Rumgealber schon halb ein Dancebattle. Hinter Sarah tauchte Oikawa mit seiner Crew auf während sich hinter mir Bokuto und Kuroo in die erste Reihe drängelten, daneben Tanaka und Asahi, die mich plötzlich anfeuerten. Und um die Situation wurde ein Lied gespielt in dem sich der Booty shakte. Ohne Scham schwang Sarah ihre Hüfte.
„Schatz, du killst es!", rief Oikawa rüber und jubelte. Die anderen bewegten ihre Hände im Takt auf und ab.
„Bounce that booty, Chibi-chan!", grüllte Kuroo und bewegte sich im Takt während ich seinen Anweisungen folgte und hemmungslos meinen Hintern shakte, aber so dass es gut aussah. Ich war total überrascht, dass genau er mich so anfeuerte, obwohl er sich doch über meine Figur ausließ.
„Get it right!", rief Bokuto direkt hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um und sah in funkelnde gelbe Augen. Er grinste mich breit ein.
„Bring it back to me!", sang Oikawa, der sich an Sarah ranschmiss und eng umschlungen mit ihr etwas anzüglicher tanzte. Okay, damit ging dann der Punkt an Sarah. Ich klatschte in die Hände und lachte als mich die beiden Kerle plötzlich antanzten. Einer links, einer rechts.
„Damn, ich wusste gar nicht, dass du das so gut kannst!", schrie mir Kuroo ins Ohr und lachte wieder so scheiße.
„Tja, nicht nur das.", sagte ich zurück und grinste.
„Trotzdem hast du für uns gewonnen!", antwortete Bokuto, der mich einfach von hinten antanzte. Es war merkwürdig ihn so nahe zu sein und über seine netten Worte kam ich gar nicht klar.
„Danke, aber ich glaube, das war's dann auch.", verabschiedete ich mich und klopfte den beiden auf die Schulter und drängte mich aus der Menge.
„Eh, wo willst du hin?!", rief der grauhaarige, aber wurde von Kuroo zurück gehalten.
„Amüsiere dich mit' ner anderen, los."
Ich holte draußen erstmal tief Luft und verschwand in einer dunklen Ecke. Mir war total warm und obwohl niemand hier war, stieg mir die Schamröte in's Gesicht. Hatte ich das gerade wirklich gemacht? Zu meiner Überraschung kam Sugawara auf mich zu.
„Also Angie, ich muss ja schon sagen-.", fing er an.
„Sag' einfach nichts. Peinlich genug.", winkte ich ab und wedelte mir Luft zu.
„Nein, hat richtig Spaß gemacht dir zu zu sehen.", sagte er grinsend und klopfte mir auf die Schulter. „Obwohl du kein Kleid trägst wie die anderen, sah das echt gut aus. Hast du noch andere Talente?"
Ich sah ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf.
„Ne, wieso?"
„Frage nur." Er lächelte vielsagend. Ich wusste nicht, was ich von der Anspielung halten sollte und dachte wieder an Daichi.
„Wo ist Daichi?"
„Der ist mit der einen verschwunden."
„Was? Wohin?"
„Keine Ahnung. Aber ich glaube die sind in die Richtung gegangen.", sagte er schulterzuckend und zeigte in die Richtung, wo das Wohnheim stand. Ich riss meine Augen erschrocken auf. Ich konnte mir schon denken, was da abging.
„Ich-Ich gehe mal gucken.", stotterte ich und spürte wie mir die Gefühle die Kehle zuschnürrte. Mit schnellen Schritten ging ich auf das Wohnheim zu und ließ mich nicht von Suga aufhalten, der anscheinend doch mehr wusste.
„Wenn das stimmt, was ich denke, dann-.", knurrte ich und wurde dann doch von ihm kurz vor dem Zimmer festgehalten.
„Angie, willst du es dir nicht lieber nochmal überlegen?", fragte er zögerlich.
„Was ist denn dein Problem? Gibt es eines?"
„Nein." Er ließ mich langsam los und blieb dort stehen. Ich ging so nervös wie ich war zum Zimmer. Wieso tat ich es? Mh, vielleicht um die elendige Wahrheit mit eigenen Augen zu sehen. Um mir wieder selbst den schmerzenden Schuss in die Brust zu versetzen, was ich so gern tat, weil es mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück brachte und weil ich sonst nicht ruhig schlafen konnte. Schon vor der Tür war zu hören, was da drin vorging und ich erlaubte mir die Blöße und riss sie auf. Ich hatte mich zwar kurz auf den schockierenden Moment bereit gemacht, aber das, was ich sah, war ein ganz klarer Headshot, den man nicht verfehlen konnte. Auf Daichi's Bett rekelte sich die scheiß Sophia splitternackend auf unseren Kapitän, der das sichtlich dem Gehör zufolge genoss und hörte abrupt auf als er die Tür hörte. Er sah an Sophia vorbei, die ebenfalls in meine Richtung schaute. Unsere Blicke trafen sich. Daichi's Gesichtszüge entglitten ihm komplett während Sophia nur triumphierend lächelte und ohne Scham weiter auf ihn rumhüpfte. Dieser Moment fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch es waren nur wenige Sekunden bis ich die Tür mit Wucht ins Schloss zog. Ich kniff kurz meine Augen zusammen bis ich den Mumm hatte sie wieder zu öffnen.
„Habe ich doch gesagt.", murmelte Suga, der auf der selben Stelle wie vorhin stand und ärgerte mich über mich selbst, dass ich das wieder durchziehen musste und bekam den scheiß Anblick nicht aus dem Kopf. Ich reagierte auf seinen dummen Spruch nicht und rannte an den Silberhaarigen vorbei, der mir traurig nach blickte. Vielleicht sollte ich meine Sachen packen und gehen, vielleicht sollte ich einfach aufhören mir so viele Gedanken zu machen. Vielleicht war dies mein Schicksal, das ich niemals entkommen würde. Meine Beine trugen mich an die frische Luft, wo mir die eiskalte brise in der Lunge brannte als würde ich Feuer schlucken. Die Tränen, die mir in großen Kugeln die Wangen runterliefen, versperrten mir ein wenig die Sicht. Ich irrte über das Gelände an der Sporthalle vorbei, wo die große Party stieg und ich lautes Gelächter vernahm. Meine Freude war wie im Nichts verschwunden. Halt fand ich in der Dunkelheit umhüllt an einem Baum, wo ich erstmal kotzen musste, da mir so schlecht wurde. Ich brach mir die Seele aus dem Leib und fiel auf meine Knie.
„Angie?", klang es leise zu mir rüber.
Ich sah mit roten Augen über meine Schulter.
„Du fehlst mir grad noch.", brummte ich.

RED EYES - HQ!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt