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"Schon wieder Eine?" Jaques Dubois sah seinen alten Freund ungläubig an, während die beiden über den belebten Basar schlenderten. Cassian Linné seufzte nur und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Was hätte ich machen sollen? Sie hat mich zuerst umgebracht.", verteidigte er sich, was Jaques dazu brachte abrupt stehen zu bleiben und ihn an den Schultern zu fassen um ihn zu schütteln. "Mann, du musst endlich aufhören dich zu verlieben. Wann begreifst du endlich das du in einem Teufelskreislauf fest steckst? Du siehst ne hübsche Frau, du verliebst dich in sie, sie verliebt sich in dich, du schöpfst erneut Hoffnung auf ein bisschen Glück, dann versucht sie dich umzubringen, scheitert, und du bringst stattdessen sie um und bist dann die nächsten paar Jahre ein Trauerklos, ehe du die nächste hübsche Frau siehst, und alles von vorne losgeht." Er ließ von Cassian ab und lächelte charmant eine ältere Dame an, die mit irritierten Blick an den beiden jung aussehenden, doch eigentlich so alten Männern, vorbei eilte. "Ich kann nichts dagegen tun, ich muss doch auf mein Herz hören. ", seufzte Cassian ergriffen und Jaques verdrehte seine Augen. "Nein, du musst auf mich hören! Gib die Liebe endlich auf. Du bist verflucht! Du bist unsterblich! Und so wie du niemals den Tod finden wirst, wirst du auch niemals das Glück in der Liebe finden. Find dich damit ab! ", erinnerte er Cassian der aufgrund des harschen Tonfalls seines Freundes zusammen zuckte. "Das kann ich nicht.", jammerte Cassian und Jaques warf resigniert die Hände hoch. "Bitte, wie du willst, dann quäl dich halt weiter. Aber komm dann nicht zu mir Jammern wenn du eine weitere deiner Verehrerinnen verbuddeln musst.", knurrte er ungeduldig und drängte sich weiter durch die Menschenmenge. Cassian folgte ihm schweigend, seine Gedanken waren immer noch bei Samira. Die wunderbare Samira. Er dachte, diesmal hätte er es geschafft, hätte eine Frau gefunden, deren Liebe größer war, als die dunkle Macht des Fluches der über ihm lag. Doch er hatte sich geirrt. "Was sagst du dazu Cassian?" Sein Name riss ihn aus seinen trüben Gedanken und er sah zu Jaques der ihn erwartungsvoll ansah. Als dieser bemerkte das sein Freund ihm nicht zugehört hatte seufzte er genervt. "Jetzt sag nicht du denkst schon wieder an die Kleine.", knurrte er, doch auch ohne das Cassian ihm antwortete wusste er die Wahrheit. Schneller als das Cassian etwas dagegen tun konnte stand er auch schon vor ihm und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Entgeistert sah er seinen Freund an, der zufrieden grinste. "Hab ich nun wieder deine Aufmerksamkeit?" fragte er zuckersüß, was Cassian mit einem finsteren Blick quitierte. "Gut, dann nochmals, was haltest du von Sydney?" Cassian verzog nur die Miene. "Schon wieder? Hast du da nicht nach wie vor in den Hälften der Läden und Clubs Hausverbot?" Jaques tat seinen Einwand mit einem ungeduldigen Handwedeln ab. "Das ist doch schon vierzig Jahre her, ich bin mir sicher Hausverbot hat ein Verfallsdatum." Cassian hob eine Augenbraue. "Das bezweifle ich stark. Außerdem wäre es besser wir halten uns von den Städten fern in denen wir die letzten 50 Jahre waren, nur zur Sicherheit. Nicht das uns noch jemand erkennt.", schlug er nachdenklich vor während er zwei junge Damen beobachtete, die sich gerade die edlen Stoffe von einen der Stände ansahen. Als sie seinen Blick sahen begannen sie leise zu kichern. Jaques folgte seinem Blick und stöhnte auf. "Du willst mich doch auf den Arm nehmen, echt jetzt?", knurrte er ungläubig. "Man darf ja wohl noch schauen.", schnaubte Cassian und drehte sich demonstrativ von den beiden Frauen weg die ihm enttäuscht nach sahen. Jaques schüttelte den Kopf. "Du bist ein hoffnungsloser Fall, Cassian.", rief er seinem Freund hinterher der sich schwungvoll umdrehte und die Arme ausbreitete. "Du meinst wohl hoffnungsloser Romantiker!", rief er theatralisch und Jaques begann zu grinsen. "Nein ich meine definitv hoffnungsloser Fall. Und jetzt hör auf mit dem Theater, die Leute starren schon." Cassian zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Seit wann stört es dich im Mittelpunkt zu stehen? Außerdem sind wir eh jeden Moment auf den Weg irgendwo anders hin.", rief er gespielt enthusiastisch. "Der Typ hat schlimmere Stimmungsschwankungen als eine Schwangere.", murmelte Jaques leise und folgte kopfschüttelnd seinem Freund durch die Menschenmenge.

"Also mir gefällts.", murmelte Jaques und sah sich im großen Penthouse um, welches für die nächsten Jahre ihr neues Zuhause sein sollte. Cassian sah nicht so begeistert aus. "Das Penthouse ist ganz nett ja, aber Chicago? Warum ausgerechnet Chicago?", jammerte er während er aus dem großen Fenster starrte, welches eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt unter ihnen bot. Jaques stellte sich grinsend neben ihm. "Weil wir schon lange nicht mehr in Chicago waren.", meinte er schadenfroh, woraufhin er einen finsteren Blick seines Freundes erntete. "Du weißt ich bin kein Fan von Chicago.", knurrte er, was Jaques Grinsen bloß breiter werden ließ. "Ich weiß.", flüsterte er und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken ehe er zügig zu einem der großen Schlafzimmer eilte. "Das ist meins!", rief er ohne sich umzudrehen ehe er  die Tür schwungvoll hinter sich zuzog. Cassian blieb alleine zurück und starrte auf die beleuchtete Stadt die sich vor ihn erstreckte. Weit unter ihm konnte man das geschäftige Treiben der Menschen beobachten, die hektisch herum rannten, wie Ameisen. Abertausende kleiner Ameisen, deren Leben nur einen Wimpernschlag betrug, ehe sie starben, vorausgesetzt sie starben nicht schon lange vorher, aufgrund so etwas banalen wie ein unaufmerksamer Autofahrer oder ein gefährlicher Erreger. Sie waren so zerbrechlich. Es war beneidenswert. Was würde er nicht dafür geben, so zu sein wie sie. Einer von ihnen zu sein. Vergänglich. Doch das war er nicht. Er würde immer hier sein, auch wenn sie schon lange nichts weiter mehr waren, als Staub und Knochen.

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