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Cassian und Jaques standen vor der Tür und sahen sich an. "Und jetzt?", fragte Jaques ungeduldig. "Klopfen wir.", antwortete Cassian. "Ok." Jaques sah Cassian auffordern an, der jedoch keine Anstalten machte sich zu bewegen. "Cassian, ich dachte wir klopfen.", erinnerte Jaques seinen Freund der ihn verpeilt ansah. "Ja klar.", versicherte er schnell und hob die Faust, doch kurz bevor sie das Holz berührte zögerte er. "Was soll ich sagen wenn sie aufmacht?" Jaques zuckte mit den Schultern. "Was weiß ich. Wie wärs mit, hey Angeline. Entschuldige die Störung aber ich wollte mich versichern das du noch lebst. Warum? Naja, ich bin gerade zufällig bei einem Tatort vorbei gekommen wo eine schwarzhaarige Frau umgebracht wurde, und ich dachte, da du ja auch schwarze Haare hast, gehe ich auf Nummer sicher." Cassian lies die Hand wieder sinken und sah ihn vorwurfsvoll an. "Dann kling ich ja vollkommen verrückt." Jaques neigte den Kopf ganz so als würde er nachdenken, ehe er anfing zu grinsen. "Das ist wahr.", meinte er ehe er mit einem provokanten Funkeln in den Augen gegen die Tür hämmerte. "Jaques verdammt!", zischte Cassian, doch da öffnete sich bereits die Tür und er verstummte schnell. Vor ihnen stand Angeline und blinzelte die beiden verwirrt an. Aufgrund ihrer legeren Kleidung nahm Cassian an sie hatte heute keinen Besuch mehr erwartet. "Cassian, Jaques, alles in Ordnung?", begrüßte sie die beiden und Jaques lächelte sie an. "Das wollten wir auch fragen, nicht wahr Cassian.", erwiderte er ehe er seinen Freund angrinste, der ihm am liebsten eine rein gehauen hätte, doch er konnte sich beherrschen. "Hallo, Angeline. Entschuldige die Störung, aber...", begann er, stockte dann aber, da ihm kein guter Grund einfiel was sie hier wollten. Doch bevor das Schweigen zu peinlich werden konnte, stieß Angeline schon die Tür ganz auf. "Wollt ihr vielleicht herein kommen. Ich hab mir gerade Tee aufgesetzt. So kann ich mich gleich für meinen Überfall letztens arrangieren.", bot sie an und dankbar nickte Cassian ehe er ihre Wohnung betrat. Jaques wollte ihm folgen, als sich Cassian plötzlich zu ihm umdrehte. "Jaques, sag mal, musst du nicht noch diese eine Sache für die Arbeit fertig machen." Jaques runzelte die Stirn. "Welche Sache? Und welche Arbeit?", fragte er verwirrt, doch Cassian warf ihm einen drängenden Blick zu und deutete ihn, er solle gefälligst verschwinden. "Ach ja, diese Sache.", knurrte er unwillig, ehe er Angeline entschuldigend anlächelte. "Das hätte ich fast vergessen, ich bin ja so verpeilt. Was würde ich nur ohne Cass machen, deswegen liebe ich ihn.", säuselte er ehe er Cassian einen provokanten Blick zuwarf, der ihn bloß böse anstierte. Dann drehte er um und verschwand Richtung Aufzug. Cassian ging mit Angeline in die Küche wo sie ihm eine Tasse Tee servierte. "Also, was kann ich für dich tun?", fragte Angeline neugierig und setzte sich ihm gegenüber. Cassian hatte sich gerade eine halbwegs glaubbare Lüge zusammengesponnen, doch als sein Blick den ihren traf, schien sein Kopf plötzlich wieder vollkommen leer zu sein. Ehe er darüber nachdenken konnte war die Wahrheit schon aus ihm heraus. "Ich bin heute an einem Tatort vorbei gekommen. Eine junge Frau wurde in einer kleinen Gasse ermordet. Einfach so. Es gab kein sichtbares Motiv. Irgendwie habe ich mir plötzlich Sorgen gemacht.", sprudelte es aus ihm heraus. Was war nur los mit ihm? So war er doch sonst nie, war er noch nie gewesen. Was hatte Angeline nur an sich, dass er sich ihr Gegenüber immer so ungeschickt verhält? Doch das schien sie nicht im geringsten zu stören denn sie kicherte bloß leise. "Du hast dir Sorgen um mich gemacht? Ich fühl mich geschmeichelt. Du bist wahrlich ein guter Freund, Cassian." Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihn als er diese Worte hörte und ehe er sich bremsen konnte, schoss es aus ihm heraus: "Ich möchte aber nicht nur ein guter Freund sein, Angeline." Ihr Kichern erstarb und sie sah ihn überrascht an. Langsam ließ sie ihre Tasse sinken. Cassian wandte sich unter ihrem Blick, unsicher wie es jetzt weitergehen sollte. Im Normalfall hätte er ihr geschmeichelt, sie verführt, mit ihr geflirtet, doch er konnte einfach nur dasitzen und schweigend darauf warten, dass sie endlich etwas erwiderte. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. "Aber ich dacht, du und Jaques.", flüsterte sie ungläubig und Cassian seufzte leise. Dieser Konversation wollte er eigentlich aus den Weg gehen, doch was solls, jetzt war es nun mal draußen. Also erzählte er Angeline alles. Nun ja, fast alles. Die Unsterblichkeitssache verschwieg er, genauso wie den Fluch. Doch er erzählte wie Jaques, um ihn eins auszuwischen, so getan hat als wären sie schwul und Cassian es dann nicht aufgeklärt hat, weil sie so begeistert davon schien. Angeline hörte sich die ganze Geschichte bis zum Ende schweigend an, bis Cassian mit dem Satz endete: "Diese ganze Scharade tut mir furchtbar Leid, doch ich kann sie nicht mehr aufrecht erhalten, denn desto mehr Zeit ich mit dir verbracht habe, desto stärker wurden meine Gefühle für dich. Kannst du mir verzeihen?" Er sah sie beinahe flehentlich an. Angeline saß bloß da und starrte ihn schweigend an. Dann erhob sie sich langsam und kam auf ihn zu. Auch Cassian erhob sich und für einen Moment dachte er, sie würde ihn küssen, ihm sagen das sie die Gefühle erwiderte, das sie ihm verzieh. Und dann wären sie glücklich. Doch als sie bei ihm ankam hob sie die Hand um ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Ungläubig sah er sie an. "Du hast mich die ganze Zeit über glauben lassen du wärst schwul, dabei bist du es gar nicht? Das ist erbärmlich. Wir sind nicht in irgendeiner romantischen Komödie, wo der Kerl die Frau die ganze Zeit über anlügt und ihr dann seine Liebe gesteht, und die beiden küssen sich dann und leben glücklich bis an ihr Lebensende. Was hast du dir erwartet, das ich mich in dich verliebe, wenn du genügend Zeit mit mir verbringst?" Cassian öffnete den Mund um zu antworten, klappte ihn aber wieder hilflos zu. Die Wahrheit war doch, dass es keinen guten Grund für sein Verhalten gab, außer den Fluch, den er aber nicht erwähnen konnte. Angeline schüttelte fassungslos den Kopf, ihre Wut wurde ersetzt von Enttäuschung, als sie auf die Tür zeigte. "Raus.", knurrte sie leise. "Angeline.", flüsterte Cassian, doch sie unterbrach ihn. "Raus!", rief sie nun wieder wütend. Cassian ließ den Kopf sinken und trottete Richtung Ausgang. "Es tut mir Leid.", murmelte er noch einmal, doch da hatte sie ihm bereits die Tür vor der Nase zugeworfen.

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