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Cassian stand vor zwei gepackten Koffern als Jaques das Penthouse betrat. Als er seinen alten Freund erblickte klatschte er zufrieden in die Hände. "Da bist du ja! Ich habe mir die Freiheit genommen auch deine Sachen zu packen. Dann verschwenden wir erst gar keine Zeit.", rief er ihm entgegen. Jaques seufzte verbittert. "Als du sagtest du willst abhauen dachte ich, du meinst im Laufe der nächsten Woche. Nicht sofort noch am selben Tag.", knurrte er, was Cassian bloß mit einem Schulterzucken quittierte. "Uns hält hier nichts mehr, warum also warten.", meinte er gleichgültig. Weil Dorian noch mit dir reden will solange wir hier sind, dachte sich Jaques, doch er sprach es nicht aus. Das würde Cassian nur noch mehr zur Eile drängen. "Was ist mit deinem Job als Arzt?", erinnerte Jaques ihn um etwas Zeit heraus zu schlagen. "Gekündigt.", antwortete Cassian bloß während er seinen Mantel anzog. "Einfach so?", hackte Jaques nach und Cassian nickte zufrieden. "Das ist in dieser Neuzeit weitaus einfacher als es früher war.", erklärte er grinsend ehe er seinen Koffer packte. "Auf geht's! Wie wäre es wenn wir eine kleine Europareise unternehmen? Wir waren schon lange nicht mehr in Frankreich. Willst du nicht auch mal wieder deinen Geburtsort besuchen?", fragte Cassian Jaques mit enthusiastisch funkelnden Augen. Jaques verzog das Gesicht. "Darauf kann ich gut verzichten. Seit der französischen Revolution ist es einfach nicht mehr das Frankreich das ich kannte.", startete er einen neuen Versuch Cassian zum vorübergehenden Bleiben zu überreden, doch dieser war fest entschlossen Chicago, und insbesondere Angeline, zurück zu lassen. "Wie wäre es dann mit Island? Eine Insel wäre jetzt genau das was wir brauchen.", überlegte er weiter ehe er an Jaques vorbei Richtung Tür ging. Gerade als Jaques zu einer Antwort ansetzte, öffnete Cassian die Tür und blieb überrascht stehen. "Wenn das nicht Cassian Linné ist. Lange nicht mehr gesehen, wie geht's unseren hoffnungslosen  Lieblingsromantiker, immer noch auf der Suche nach der wahren Liebe?", ertönte eine bekannte Stimme von draußen. Sofort war Jaques an Cassians Seite und blinzelte ungläubig den Neuankömmling an, der die Arme ausstreckte. "Jaques Dubois, da treibst du dich also die ganze Zeit herum. Was ist los, wollt ihr eurem Lieblingsbruder nicht Hallo sagen?" Während sich Cassian versteifte begann Jaques zu grinsen. "Levin Kasar, du hier?", fragte er überrascht und auch Levin begann zu grinsen. "Hat etwas gedauert bis ich euch gefunden habe, aber hier bin ich.", rief er mit einem schelmischen Funkeln in den Augen und ehe Cassian es sich versah begrüßten sich die beiden schon mit einer stürmischen Umarmung und klopften sich auf den Rücken. "Na dann immer rein mit dir! Ich hab noch irgendwo den irischen Whiskey den wir damals diesem Irischen Hochkönig geklaut haben." Ohne weiter auf Cassian zu achten folgte Levin Jaques in das Penthouse und ließ Cassian alleine im Eingang stehen. Dieser war kurz davor einfach alleine zu gehen, doch die Neugier siegte, also schloss er die Tür und folgte den beiden in die Küche, wo Jaques gerade dabei war den Spirituosen Schrank zu durchwühlen. "Levin, was machst du hier?", fragte Cassian der endlich seine Stimme wieder gefunden hatte. Dieser sah ihn grinsend an. "Wie, hat Dorian dich noch nicht eingeweiht, ich dachte er hätte bereits mit euch gesprochen.", meinte er und Cassian sah aus dem Augenwinkel wie sich Jaques versteift. "Wovon redest du? Was soll Dorian uns gesagt haben?", fragte er gefährlich leise. Levins Grinsen verschwand und er sah kurz zu Jaques der nur unmerklich den Kopf schüttelte. "Oh, scheint so als wäre ich etwas zu früh.", murmelte Levin, ehe er mit den Schultern zuckte. "Was solls, du wirst es eh früh genug herausfinden. Dorian hat uns wieder alle versammelt, er will ein Konklave einberufen." Jaques schlug sich die Hand vor die Augen und Cassian sah Levin ungläubig an. "Ein Konklave?", wiederholte er geschockt und Levin nickte leichthin. "Ja, ein Konklave. Die anderen haben ihr Kommen schon zugesichert. Wir hatten uns auch schon alle versammelt, aber du weißt ja wie die anderen sind, sie werden schnell ungeduldig, und als Dorian uns sagte, er habe euch endlich gefunden, haben wir keine Zeit verloren ebenfalls herzukommen." , erklärte Levin ihnen und schien die ungläubigen Blicke der beiden gar nicht wahr zu nehmen. "Warte mal, das heißt ihr seid alle hier? Vladimir, Jackson, Lucien, Cedric, Dimitri, Laurin, sogar Kirian und Shawn?", rief Cassian fassungslos aus und Levin nickte zufrieden. "Sagte ich doch, wir alle sind hier.", wiederholte er und Cassian ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Das ist eine Katastrophe.", flüsterte er mit abwesenden Blick. Levin verdrehte die Augen. "Jetzt übertreib mal nicht." Cassian sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich soll nicht übertreiben? Schon vergessen was die letzten Male passiert ist, wenn sich mehr als die Hälfte von uns in der selben Stadt aufhielten? Der große Brand in London 1666 oder der in New York 1776 oder in Hamburg 1842. Ganz zu Schweigen von den ganzen Kriegen und Revolten die auf unser Konto gehen. Der hundertjährige Krieg, die Nordischen Kriege im 16. Jahrhundert, der Englisch Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert,  die französische Revolution, Waterloo, soll ich weitermachen?", begehrte Cassian auf und Levin hob beruhigend die Arme. Schon gut, ich habe es verstanden. In den letzten Jahren verliefen unsere Treffen eher suboptimal." Cassian schnaubte ungläubig. "Suboptimal? So nennst du das also? Ich nenne es einfach nur Katastrophe!" Levin winkte gleichgültig ab. "Ach was, diesmal gibt es einen großen Unterschied.", meinte er nur und Cassian zog fragend eine Augenbraue hoch. "Na, diesmal ist Dorian hier. Er hat die anderen schon unter Kontrolle. Schließlich ist er immer noch unser Kommandant." Jaques vergrub erneut das Gesicht in den Händen und Cassian versteifte sich. Seine Miene glich einer eiskalten Maske. "Eurer vielleicht, meiner schon lange nicht mehr.", knurrte er finster ehe er sich erhob und Richtung Ausgang eilte. Ohne ein weiteres Wort packte er seinen Koffer den er bei der Tür zurück gelassen hatte und rauschte aus dem Penthouse. Er hörte gerade noch wie Jaques Levin wegen seiner großen Klappe anfuhr, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Er wollte gerade Richtung Aufzug um endlich diese Stadt hinter sich zu lassen, wie geplant, als er plötzlich einen bekannten Schrei hörte. Er ließ den Koffer fallen und rannte in die Richtung des Schreies. Seine Gedanken kreisten um einen einzigen Namen: Angeline.

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