Epilog

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Cassian erwachte mit höllischen Kopfschmerzen. Nur sehr langsam klärte sich seine Sicht, doch was er erblickte, ließ sein Herz für einen Moment aussetzten. Er sah in Angelines tränenüberströmtes Gesicht. "Bin ich tot?", flüsterte er ungläubig, während er in das Gesicht seiner Liebsten blickte, die trotz der Tränen anfing zu lachen. "Nein, mein Liebster. Du bist nicht tot.", antwortete sie lachend und beugte sich hinunter um ihn zu küssen. Der leidenschaftliche Kuss vertrieb auch den letzten Rest Dunkelheit der sich in Cassian angestaut hatte und brachte ihn vollkommen zurück ins Leben. Als sich Angeline wieder von ihm löste, richtete er sich auf und sah sich um. Er lag immer noch neben dem Tresor, welcher nun jedoch offen stand. "Aber wie...", flüsterte er perplex, als eine Stimme hinter ihm ertönte. "Du wusstest schon immer wie man einen dramtischen Abgang hinlegt, alter Freund." Cassian wirbelte herum und erblickte Jaques, der ihn angrinste und mit einer Waffe zuwinkte. Vor ihm am Boden lag Dorian, ein roter Fleck auf seiner Brust, wo die Kugel ihn getroffen hatte. Da fiel Cassian wieder alles ein was kurz vor seinem Tod geschehen war. Sein Versuch Angeline noch rechtzeitig zu erreichen. Dann der Schuss, die Kugel die ihn traf. Und dann ein zweiter Schuss. Er hatte gedacht, Dorian hätte Jaques erschossen, doch es war wohl umgekehrt gewesen. Er hatte nicht vesagt, im Gegenteil, sie hatten gewonnen. Dieser Erkenntnis durchflutete ihn und lachend küsste er Angeline noch einmal ehe er aufsprang um seinen alten Freund zu umarmen, welcher die Umarmung lachend erwiederte. "Danke.", flüsterte Cassian ihm zu und blickte zu Angeline, die mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen zu den beiden herüber sah. "Nichts zu danken, dafür sind Freunde da. Außerdem bin ich doch der arme Tropf der dich ertragen müsste, solltest du wieder zum depressiven Trauerklos werden." , antwortete dieser lachend, ehe seine Miene wieder ernst wurde und er auf Dorian hinunter blickte, der immer noch leblos vor ihnen lag." Wir sollten ihn wegsperren, ehe er wieder aufwacht.", murmelte Jaques und Cassian nickte ernst. "Gute Idee. Pack mit an." Gemeinsam bereiteten sie alles vor, um Dorian ein für allemal weg zu sperren, die Welt vor seinem Wahnsinn zu schützen, und sich sowie ihre Brüder, vor einem grausamen Kommandanten zu befreien. 

"Wo ist er, wo ist Dorian? Was habt ihr mit ihm gemacht?", rief Cedric und stürmte auf Jaques und Cassian zu, die immer noch auf der nun leeren Abflugsbahn standen, und gen Himmel starrten. Als sie Cedrics Stimme vernahmen drehten sie sich um. Mit wutverzerrter Miene baute der sich vor den beiden auf, dicht gefolgt von den Anderen, deren Mienen von Neugier, über Misstrauen, bis hin zu Schadenfreude, in Levins Fall, gingen. "Dort wo er niemanden mehr schaden kann.", antwortete Cassian bloß wage. "Wie konntet ihr nur! Ihr habt ihn verraten, er war unser Anführer!", rief Cedric, doch Jaques schüttelte den Kopf. "Das war er schon lange nicht mehr. Ich nehme an Levin hat euch aufgeklärt? Dann müsst ihr doch erkennen, das Dorian des Wahnsinns ist.", gab er trocken zurück. "Alles Lügen! Ihr sagt mir sofort wo er ist, oder...", begann Cedric, doch Jaques unterbrach ihn. "Das können wir nicht. Wir wissen selbst nicht, wo genau der Abwurfpunkt ist. Bloß das es irgendwo im Bermuda Dreieck sein wird, und da von dort noch nie ein Schiff oder Flugzeug zurück gekehrt ist, sind die genauen Koordinaten wohl ebenso verschollen, wie es Dorian ist." Cedric schnappte bei seinen Worten entrüstet nach Luft, und auch unter den Anderen machte sich Gemurmel breit, wobei man bei ihnen nicht sagen konnte, ob es Entrüstung oder Erleichterung war. Vielleicht eine Mischung aus beidem. "Ich werde ihn finden! Ich habe alle Zeit der Welt, um ihn zu finden!", schwor Cedric wütend und wollte kehrt machen, doch Cassian hielt ihn zurück. "Willst du wirklich deine Zeit damit verschwenden, einen Kommandanten zu suchen, der dich immer nur wie sein persönlicher Lakai behandelt hat?", fragte er ihn, der ihn nur vorwurfsvoll ansah. "Das ist nicht wahr.", gab er zurück, doch Cassian hob bloß eine Augenbraue, denn er wusste ebenso wie Cedric, dass er Recht hatte. Doch dieser war zu stur um es einzusehen. Noch jedenfalls. Also sah er auffordernd in die Runde. "Ich werde ihn suchen, wer hilft mir." Doch die Anderen blieben bloß schweigend wo sie waren. "Feigling! Verräter!", schimpfte Cedric wütend, ehe er davon stürmte. "Er bekommt sich wieder ein. Und dann fang er hoffentlich endlich an sein eigenes Leben zu leben. So wie wir alle.", durchbrach Jaques die darauf folgende Stille und bekam zustimmendes Genicke der Anderen. "Auf mich wartete noch das Louvre!", meinte Shawn plötzlich. "Warum? Willst du es ausrauben?", fragte Kirian, woraufhin Shawn in seine Richtung eine Grimasse zog. "Klar das du wieder nur daran denkst, nicht anders bist du doch zu deinem Reichtum gelangt, du Snob.", konterte er. "Also, ich hab noch einen Roman zum fertig schreiben.", warf Lucien ein. "Hoffentlich wird der besser als die Letzten.", spottete Vlad. Und schon war eine hitzige Diskussion zwischen den Brüdern im Gange. "Es wird definitiv Zeit das wir wieder alle getrennte Wege gehen.", murmelte Jaques Cassian zu, der zustimmend nickte. "Am besten noch bevor wir erneut eine ganze Stadt abfackeln."

"Und was jetzt?", fragte Cassian während er neben Jaques durch die Stadt schlenderte. Menschen drängten sich an ihm vorbei. Menschen die keine Ahnung hatten, das zwei Unsterbliche in ihrer Mitte wandelten. Die keine Ahnung hatten, wie knapp sie davor gewesen waren, für den Wahnsinn eines Unsterblichen zu büßen, ihr Leben zu geben. Dieser zuckte mit den Schultern. "Zurück zum Alltag. So wie die Anderen. Sie kehren alle zu dem Chaos zurück, das für sie Normalität bedeutet." antwortete er. "Und was heißt das für dich?", fragte Cassian grinsend, was von seinem alten Freund sofort erwidert wurde. "Na ja, vielleicht wird es wirklich mal wieder Zeit Frankreich einen Besuch abzustatten. Ich finde die Franzosen haben eine gute Revolution wieder mal dringend nötig. Du kannst ja mitkommen. Nur du und ich, wie früher.", bot er grinsend an, doch Cassian schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. "So verlockend es klingt, ich bleibe hier. Bei ihr." Jaques folgte seinem Blick zu Angeline, die einige Schritte vor den beiden ging, den Kopf gen Himmel gerichtet, wo sie der Sonne dabei zusah, wie sie langsam unterging, und Chicago in ein orange-rotes Licht tauchte. "Wirst du es ihr sagen? Wer sie möglicherweise ist?", fragte Jaques seine Freund leise, der nachdenklich zu ihr sah, ehe er den Kopf schüttelte. "Wir wissen nicht, ob sie wirklich Adrianas Nachfahrin ist. Und selbst wenn, es wäre mir egal. Für mich wird sie immer nur Angeline Tylar sein, die Frau die ich liebe." Jaques lächelte traurig. "Du weißt, früher oder später wirst du auch sie verlieren. Wenn nicht durch den Fluch selbst, dann durch die Zeit. Sie wird alt werden, während du dich nicht veränderst. Und irgendwann wirst du dann an ihrem Grab stehen, und immer noch ausschauen, wie du heute aussiehst. Das ist der Fluch unserer Existenz. Ist es das wert?", fragte er seinen Freund leise, der lächelte, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden. "Ja, sie ist es." Jaques nickte leicht. "Wenn das so ist, wünsche ich euch alles Glück der Welt. Und in einigen Jahrzehnten...", begann er vielsagend und Cassian grinste. "Finde ich dich und dann wird alles wieder so wie früher.", beendete er seinen Satz. "Du jagst der Liebe hinterher und ich versuche dich vor dem größten Ärger zu bewahren.", meinte Jaques spöttisch, woraufhin Cassian lachen musste. "Du bewahrst mich vor Ärger?", fragte er sarkastisch. Jaques grinste leicht und zwinkerte seinem alten Freund zu. "Wir sehen uns dann in etwa 70 Jahren." Cassian lächelte leicht, bevor er antwortete: "Ist doch bloß ein Wimpernschlag, im niemals endenden Leben eines Unsterblichen."

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