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Jaques und Cassian schlenderten gemächlich durch die Stadt während eilige Menschen an ihnen vorbei hetzten. "Das Essen verlief doch gut.", meinte Cassian, was Jaques zum Lachen brachte. "Was verstehst du denn unter Gut?", fragte er grinsend. "Sie hat nicht versucht mich zu vergiften.", antwortete Cassian sofort, was Jaques die Augen verdrehen ließ. Cassian sah ihn schräg an. "Und ich war nicht gezwungen sie zu töten.", fügte er traurig hinzu. Jaques hob eine Augenbraue. "Hast du schon mal versucht eine von ihnen nicht gleich nach dem ersten Mordversuch selber umzubringen?", schlug er vor, was Cassian die Stirn runzeln ließ. "Nein. Wieso sollte ich? Es würde sich doch nichts ändern." Jaques zuckte grinsend die Schultern. "Nun, mit der Zeit werden die Mordanschläge immer kreativer.", meinte er, und sofort wanderte Cassians Augenbraue hoch. "Du sprichst aus Erfahrung.", stellte er fest und Jaques wiegte den Kopf hin und her. "Naja, da war mal so ne Kleine, die hatte echt was drauf. Verdammt, alleine für die Idee mit der Flugzeug Turbine hätte sie einen Orden verdient. Eine Schande nur das sie aus dem Flugzeug gefallen ist." Beinahe sehnsüchtig wanderte sein Blick in die Ferne. Jaques runzelte die Stirn. "Redest du von der Kleinen brünetten die mich immer ansah als wäre ich das personifizierte Böse?", hakte er nach und sofort nickte Jaques. "Ja! Genau die!", rief er aus. Cassian verschränkte die Arme und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Sie ist nicht gefallen, du Idiot, du hast sie gestoßen.", erinnerte er ihn. "Das war ein Unfall.", verteidigte sich Jaques, doch Cassian schüttelte entschieden den Kopf. "Du hast extra vorher noch die Schleuse geöffnet." Jaques verzog die Miene "Das klang wie ein Vorwurf.", knurrte er und Cassian hob defensiv die Hände. "Nicht doch, war bloß eine Feststellung.", meinte er was Jaques zufrieden nicken ließ. "Gut, denn du bist der Letzte der jemanden Mord an Verflossenen vorwerfen sollte, Kumpel. Darin bist du nämlich von uns allen der Spitzenreiter." Cassian seufzte leicht. "Das bestreite ich auch nicht. Es wäre einfach mal schön wenn sie was anderes machen würden als diese verdammte Dolch durchs Herz Geschichte oder dieser klischeehafte vergiftete Wein. So etwas wie zum Beispiel Kopf ab! Du weißt schon, etwas mit ein wenig mehr Kreativität." Jaques sah ihn überrascht an. "Kopf ab? Echt jetzt? Also mir reichte meine Begegnung mit der blöden Guiontille während der französischen Revolution.", knurrte er und strich sich geistesabwesend über den Nacken. "Die du los getreten hast, schon vergessen?", gab Cassian mitleidlos zurück. Jaques zuckte bloß grinsend die Schultern. "Ja vielleicht, aber das Höllending war nicht meine Idee. Zuerst kannst du blind umherirren um deinen abgetrennten Kopf wieder zu finden und dann kann es auch noch passieren das du dich blöd genug anstellst sodass er verkehrt herum wieder anwächst, und dann hast du den Salat und musst dich erst wieder unter die blöde Guiontille stellen, um nicht für den Rest deines Lebens mit dem Kopf verkehrt herum zu verbringen. " Er ignorierte sowohl Cassians hochgezogene Augenbraue, als auch die verwirrten Gesichter der Passanten um sie herum sondern ging schnurstracks auf ein Sushi Restaurant in der Nähe zu.
"Sushi! Wie schön, wir hatten lange kein Sushi mehr. Hast du Lust auf Sushi, also ich hab Lust auf Sushi.", wechselte er geschickt das Thema und ohne seinen alten Freund weiter zu beachten ging er in das Restaurant, wodurch Cassian nichts anderes übrig blieb, als ihm Kopf schüttelnd zu folgen.

"Und du bist dir sicher das du dir das schon wieder antun willst?" Jaques sah vom Essen auf und musterte seinen alten Freund besorgt. "Ich meine, jeder von uns hat schon vor langer Zeit aufgegeben die Liebe zu finden. Warum du nicht?" Cassian zuckte bloß mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich denke ich will die Hoffnung einfach nicht aufgeben, das es mir doch irgendwann gelingt, den Fluch zu brechen.", murmelte nachdenklich. "Also machst du es aus Trotz.", stellte Jaques fest und griff erneut zum Wasabi um es großzügig über seinen Teller zu verteilen. "Nein. Ich meine, vielleicht. Ach was weiß ich. Irgendein Lebensziel müssen wir doch haben, oder nicht?" Jaques sah auf. "Machs wie Vlad.", schlug er grinsend vor. Cassian hob eine Augenbraue. "Wie? Mich am letzten Ende der Welt in Transilvanien selbst zum Grafen zu ernennen?", spottete er. Jaques hob die Hände. "Hey, er wurde dadurch berühmt.", erinnerte er seinen Freund. "Ja, warum auch immer.", knurrte Cassian genervt. Er konnte Vlad noch nie sonderlich leiden, geschweige den Mann zu dem die Zeit ihn gemacht hat. "Ich denke es lag an dem Blut trinken.", murmelte Jaques derweil nachdenklich und steckte sich sein Sushi in den Mund. Cassian verzog daraufhin das Gesicht. "Ich verstehe heute noch nicht was das soll.", gab er zu, woraufhin Jaques ratlos die Schultern zuckte. "Vlad war doch schon immer recht eigen. Und die Menschen scheinen drauf zu stehen, ich meine es gibt Bücher, Filme und sogar Serien über ihn. Die Menschen lieben ihn." Cassian lachte verächtlich. "Das die Menschen einen äußerst obskuren Geschmack haben wissen wir doch. Schließlich haben sie ja auch Bücher über unseren lieben Jack und seinen Tobsuchtsanfall in London 1888 geschrieben. Der Typ ist damit wirklich in die Geschichte eingegangen, selbst heute kommt er noch in Filmen und Serien vor. " Ein beinahe wehmütiges Lächeln erschien auf Jaques Lippen. "Ach ja, der gute Jack. Hast du eigentlich in letzter Zeit was von ihm gehört?", fragte er neugierig, doch Cassian schüttelte den Kopf. "Nein, zuletzt gesehen habe ich ihn in New Orleans. Aber seit 1919 ist er spurlos verschwunden." Jaques nickte bedächtig während er gedankenverloren sein Wasabi verschmierte. "Ist vielleicht besser so. Ich hätte nichts dagegen wenn wir einige Jahrhunderte einmal verschont bleiben würden von Begegnungen mit Einem der Anderen. Insbesonders..." Er verstummte, doch Cassian wusste von wem er redete. "Lass uns hoffen das wir ihm für den Rest der Ewigkeit aus den Weg gehen können. Denn ich denke er ist nach wie vor nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen."

Er hatte Jahrzehnte gebraucht, doch endlich hatte er sie alle gefunden. Alle bis auf zwei. Doch auch diese beiden können sich ihm nicht ewig entziehen. Sie werden einen Fehler machen, sie können sich nicht für immer verstecken, nicht vor ihm. Denn er hatte alle Zeit der Welt.

Never Ending Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt