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Summend verließ Cassian das Krankenhaus. Kaum war er aus der Tür draußen, wurde er auch schon von Jaques abgefangen. "Na Herr Dokor, wie war der erste Arbeitstag? Schon jemand umgekommen unter deinem Skalpell?" Cassian schnitt eine Grimasse in seine Richtung, ließ sich seine freudige Stimmung jedoch nicht von Jaques Sticheleien nehmen. "Danke für dein unendliches Vertrauen in meine Fähigkeiten.", rief er fröhlich zurück. Jaques gesellte sich zu ihm und gemeinsam schlenderten die beiden durch das geschäftige Treiben der Stadt. "Na, für was hast du dich entschieden? Chirurg? Ich habe gehört die sollen am meisten verdienen." Cassian sah seinen Freund tadelnd an. "Ich mach das doch nicht fürs Geld. Davon hab ich genug. Ich mach es für..." "Angeline. Ja das weiß ich.", unterbrach ihn Jaques genervt. Cassian hob eine Augenbraue. "Du magst sie nicht.", stellte er trocken fest. "Ganz im Gegenteil. Ich kann sie sogar sehr gut leiden. Weshalb ich mich auch nicht sonderlich gerne mit den Gedanken anfreunden will, dass du sie umbringst sobald dein erbärmlicher Plan der zum Scheitern verurteilt ist in die Brüche geht.", gab Jaques zurück. "Es wird klappen. Du wirst schon sehen.", prophezeite Cassian ehe er das Penthouse Gebäude betrat. "Wers glaubt wird selig.", knurrte Jaques bevor er seinem sturen Freund nach drinnen folgte. Den gesamten Weg nach oben waren die beiden vertieft in eine hitzige Diskussion, welche auch nicht abbrach, als sie ihr Penthouse betraten. "Dir ist klar, dass der Fluch da keinen Unterschied machen wird, oder?" "Das hast du schon zur Genüge erläutert, gehen dir etwa die Argumente aus?" "Mir sollen die Argumente ausgehen? Hast du denn überhaupt ein einziges ernst zu nehmendes Argument hervor gebracht. Und wenn du jetzt Hoffnung sagst, schmeiß ich dich aus dem Fenster." "Ich merke schon, ihr beide habt euch nach all den Jahren immer noch nicht geändert." Jaques und Cassian erstarrten als plötzlich die fremde Stimme aus ihrem Wohnzimmer ertönte. Jaques schaltete das Licht ein, welches flackernd anging und die Gestalt offenbarte, welche die beiden bereits erwartete. Es war ein junger gut aussehender Mann, der mit seinen kurzgeschnittenen blonden Haaren, den stechend blauen Augen und dem feinen schwarzen Anzug das perfekte Modell für einen dieser renommierten Gentleman-Clubs wäre. Nun saß er mit verschränkten Beinen und einem leichten Lächeln im Gesicht, welches ebenso kalt war wie seine Augen, da, und sah die beiden Neuankömmlinge an, die wie erstarrt dastanden. "Jaques, Cassian, lange nicht mehr gesehen.", begrüßte er die beiden und erhob sich elegant. "Habt ihr mich vermisst?", fragt er mit ausgestreckten Armen. "Dorian. Was willst du hier?", knurrte Cassian statt einer Begrüßung, und dieser ließ die Arme sinken, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. "Ich bin euretwegen hier. Darf ich nicht einmal meine Brüder besuchen, die mich all die Jahre über ignoriert haben?" Cassian schnaubte bloß während Jaques immer noch schweigend dastand und den Blick nicht von ihrem ungebetenen Gast wenden konnte. "Wir sind keine Brüder, Dorian.", meinte Cassian kalt. Dorian lachte leise. "Wir sind in unseren Schicksalen verbunden, wir sind Brüder in der Unsterblichkeit.", flüsterte er doch Cassian schüttelte den Kopf ehe er zur Tür zeigte. "Verschwinde aus meinem Penthouse.", knurrte er unfreundlich. Dorian hob eine Augenbraue. "Behandelt man so etwa die Familie?", fragte er leise, doch Cassian ließ nicht mit sich reden. "Raus hier!", befahl er nun lauter, und Dorian hob beschwichtigend die Arme. "Immer mit der Ruhe, ich gehe ja schon. Anscheined hat mein Erscheinen euch etwas überrumpelt. Wisst ihr was, ich habe vor etwas länger in Chicago zu bleiben, sobald ihr bereit seid zu reden, oder besser gesagt, sobald du bereit bist zuzuhören, melde dich, kleiner Bruder." Er lächelte Cassian an, doch das Lächeln war bösartig, heimtückisch, genauso wie er. Mit am Rücken verschränkten Armen schlenderte er an den beiden vorbei und kaum war er über der Türschwelle, warf Cassian ihm die Tür vor der Nase zu. Für einen kurzen Moment sagte keiner der beiden was, sondern starrten nur auf die geschlossene Tür, ehe Jaques endlich seine Stimme wieder fand. "Was zum Teufel will er hier?", rief er aus, doch darauf hatte Cassian keine Antwort. "Was auch immer es ist, es kann nichts Gutes bedeuten. Jedes Mal wenn Dorian seine Finger im Spiel hat, endet es in einer Katastrophe aus Blut und Toten." Kopfschüttelnd ging Jaques zum Sofa und ließ sich dort nieder. "Vielleicht ist es ja nicht so schlimm wie wir annehmen. Ich meine, wir haben seit Jahrzehnten nichts mehr von ihm gehört. Möglicherweise hat er sich geändert." Cassian sah Jaques mit hochgezogener Augenbraue an, währen er damit begann das Wohnzimmer zu durchsuchen. "Dorian ändert sich nie.", knurrt er nur während er alles auf den Kopf stellte. "Was zum Teufel tust du da?", fragte Jaques ihn stirnrunzelnd. "Ich schau ob er hier irgendwo etwas versteckt hat.", antwortete Cassian hastig, ohne stehen zu bleiben. "Was denn bitte, eine Wanze etwa?", hakte Jaques zweifelnd nach. "Ich dachte da eher an eine Bombe.", murmelte Cassian und kurz sah Jaques ihn stirnrunzelnd an, ehe er aufsprang. "Da könnte was dran sein.", stimmte er seinem Freund zu, ehe er ihm dabei half, das Penthouse auf den Kopf zu stellen. 

"Keine Bombe.", murmelte Cassian und sah sich in dem Chaos das einst ihr Apartment war um. "Das ist doch gut.", meinte Jaques hoffnungsvoll, doch Cassian wiegte nur den Kopf. "Mal sehen. Fakt ist, wir haben keine Ahnung was er vor hat, und weshalb er hier ist." "Wir könnten ihn einfach fragen. Er will eh mit uns reden.", schlug Jaques vor. "Auf gar keinen Fall! Lieber lass ich mich bei lebendigem Leibe von einer Horde Wölfe zerfleischen und danach meinen zerfetzten Körper verbrennen lassen, als mich mit Dorian Grayson zu unterhalten.", rief er wütend und als Jaques Anstalten machte ihm zu widersprechen, fügte er noch warnend hinzu: "Und ich werde jedem genau das antun, der versucht mich dazu zu bringen." Schnell klappte Jaques seinen Mund wieder zu. Er wusste es war keine gute Idee Cassian zu reizen, wenn er so drauf war. Also sah er bloß schweigend dabei zu wie sein Freund im Schlafzimmer verschwand und die Türen mit einem lauten Knall hinter sich schloss, während seine Gedanken bei Dorian waren, und sich um die Frage drehte, was er hier wolle. Und vor allem, wie lange es dauern mag, bis es die ersten Toten gab.

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