Kapitel 23

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Gestresst bahne ich mir den Weg durch die Kleiderständer zu den Umkleidekabinen. Lu und ich hatten uns schon den ganzen Tag Sehenswürdigkeiten angesehen, ehe ich erfahren habe, dass ihr Vater heute mit ein paar Geschäftspartnern essen wird- und Lu und ich sind eingeladen. In der Kabine angekommen schlüpfe ich schnell in ein dunkelblaues Kleid und betrachte mich kritisch im Spiegel.

„Und?", höre ich Lu von draußen fragen. Ich schiebe zögerlich den Vorhang zur Seite und beobachte Lu, wie ihr Blick über mein Kleid schweift. Sie hebt nachdenklich die Augenbrauen, dann meint sie:

„Ist nicht so deine Farbe. Warte." Schnell dreht sie um und läuft zielsicher durch den kleinen Laden, bis sie mit einem dunkelgrünen Kleid wieder zurückkommt. Ich nicke beeindruckt und probiere es an. Es ist knielang und an manchen Stellen ist Spitze eingearbeitet. Als ich es fertig angezogen habe und es Lu gezeigt habe, klatscht sie glücklich in die Hände und nickt begeistert:

„Ich liebe es!"

Nachdem wir noch ewig in weiteren Läden waren und mit Kai und Luke Pizza essen waren, gehen wir wieder ins Hotel um uns für das Essen fertig zu machen.

Ich stehe gerade im Bad und überlege, was ich mit meinen Haaren anstellen soll, da klopft Lu an die Tür:

„Bist du's bald? Das Essen ist eine Stunde früher!"

Panisch betrachte ich mich im Spiegel und beschließe, die Haare einfach nur zu glätten. Nachdem ich auch mit dem Makeup fertig bin, stoße ich die Tür auf und schnappe mir meine Handtasche, die noch auf meinem Bett liegt. Ein Seufzen von Lu lässt mich herumfahren und sie stirnrunzelnd ansehen. Sie zieht sich gerade die silbernen Ballerinas an, die perfekt zu ihrem blassrosanem Kleid passen.

„Was ist denn?"

„Ich mag die Geschäftsessen mit Dad nicht. Er ist da immer so... anders."

„Jetzt sind wenigstens wir bei dir.", meine ich und ziehe meine Mundwinkel nach oben. In diesem Moment klopft es an unserer Zimmertür:

„Seid ihr fertig?", höre ich Kai tadelnd fragen. Lu und ich sehen uns an, ehe wir ihm ein einstimmiges

„Jaa." zurückgeben.

Wir öffnen die Tür und ich muss anerkennend nicken. Sogar die Jungs haben sich etwas schick gemacht, beide tragen Hemden und Kai sogar eine Krawatte.

Ein Fahrer bringt uns vier vom Hotel zu dem vornehmen Restaurant. Luke und ich sitzen erwartungsvoll und aufgeregt im Auto, während Kai und Lu unmotiviert aus dem Fenster starren. Schön langsam denke ich, Kai durchschauen zu können und zu wissen, wieso er so eine Miene aufgesetzt hat: Die Antwort ist so offensichtlich, dass ich mir gegen den Kopf schlagen könnte: Er hasst es, zu diesen Kreisen zu gehören. Für Luke und mich ist es eine spannende Abwechslung, aber Kai verabscheut es.

Ich kann meinen Gedanke nicht zu Ende denken, denn die Autofahrt ist nur sehr kurz. Der Fahrer öffnet uns die Tür und wir steigen aus. Lu und Kai wechseln wissende Blicke, dann gehen beide zu ihren Familien. Ich bin es nicht gewohnt, den Vater meiner besten Freundin glücklich zu sehen also wundert es mich umso mehr, als er sie zufrieden anlächelt und sogar liebevoll die Hand seiner Frau hält:

„Schön, dass du da bist. Komm, gehen wir rein."

Ich sehe Lu verständnisvoll an: Nun weiß ich, was sie vorher mit anders gemeint hat.

Das Restaurant ist genauso, wie ich es erwartet habe. Silberbesteck, klassische Musik, nur das vornehmste Essen... Schön langsam nervt es mich. Man kann in den Augen der Gäste sehen, dass sie sich wichtiger fühlen, als die normale Mittelschicht.

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