Kapitel 24

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Schnell renne ich die Treppe hinunter um Lu zu finden. Die interessierten Blicke der anderen sensationsgeilen Gäste im Restaurant entgehen mir dabei nicht. Die Tür schwingt gerade wieder zu, daraus schließe ich, dass Lu nach draußen gerannt ist. Also laufe ich zügig nach draußen.

Dort steht noch das große weiße Auto, mit dem wir hierhergekommen sind. Der Fahrer jedoch sitzt nicht darin, genauso wenig wie Lu. Ich schaue zu einer Bar gegenüber, in der gerade unser Fahrer sitzt und sich mit zwei anderen Männern und einer Frau unterhält. Vermutlich sind sie auch Angestellte von den reichen Typen im Restaurant. Lu ist aber nirgends zu sehen.

Da sehe ich ihren blonden Haarschopf in eine beleuchtete Gasse einbiegen. Ich gehe zügig in ihre Richtung und finde sie schließlich an einer einsamen Treppe sitzen und sich ein paar Tränen wegwischen. Als sie den Kopf hebt und mich sieht, schaut sie sofort wieder zu Boden:

„Ich hab dir den Urlaub vermasselt. Dad wird uns morgen Früh sofort nachhause schicken."

Ich beiße mir auf die Lippen:

„Das ist doch egal. Ich bin so froh, dass du ihm endlich deine Meinung gesagt hast."

Sie schluchzt auf, doch dann lächelt sie schwach:

„Ich hab ihn vor allen blamiert."

„Oh ja das hast du. Und du hast es gut gemacht."

Nochmal lächelt sie und kramt in ihrer Handtasche. Ich bin schneller und reiche ihr ein Taschentuch.

„Danke.", murmelt sie. „Ich hoffe nur, er verbietet mir jetzt nicht, mich mit Jake zu treffen."

Ich lache gehässig und antworte selbstsicher:

„Das soll er nur einmal versuchen."

Sie sieht mich dankbar an, dann schweift ihr Blick hinauf auf den Mond. Es muss fast Vollmond sein, sonst wäre es hier nicht so hell.

„Hey Ladys, wie geht's euch?" Ich sehe wieder in die Gasse und erkenne Luke und Kai, die motiviert auf uns zugehen.

„Hey Lu, schau nicht so.", meint Kai und pflückt zwei Rosen, die sich an einer Ranke das Gebäude hinauf schlängeln. „Das war gerade das Coolste, was du jemals gemacht hast. Naja, der Psychoterror mit Thymon war auch ziemlich cool."

Luke und ich nicken zustimmend. Kai geht währenddessen auf uns zu und drückt uns die Rosen in die Hand.

„Und nun verschwinden wir von hier. Ladys, wir gehen jetzt aus!"

„Dafür setzen uns deine Mütter ins nächste Flugzeug zurück nach Ponville.", überlegt Luke. Kai sieht ihn nur an, dann meint er:

„Na und? Ich hasse es mit meinen Müttern wegen ihren Geschäften herum zu reisen. Ihr seid der einzige Grund wieso ich mich nicht aus dem fliegenden Flugzeug geworfen habe."

Ich lächle ihn glücklich an. Wenn man mir am Anfang des Schuljahres gesagt hätte, dass Kai Diaz so etwas zu mir sagen würde, hätte ich diesem jemanden einen Psychologen empfohlen. Aber nun stehe ich hier, in einer kleinen Gasse in Rom mit meinen drei neuen besten Freunden.

Als wir die nächste Bar gefunden haben, in der uns die Musik mehr oder weniger zusagt, lassen wir uns an einen kleinen Tisch fallen. Kai bestellt uns allen Wein und lässt seinen Blick über das Geschehen in der Bar schweifen. Weiter hinten ist eine kleine Tanzfläche, die aber niemand benutzt.

Mit der Zeit jedoch wird es hier immer voller und ich bin froh, dass wir schon so früh hier waren und uns an den Tisch gesetzt haben. Der Wein schmeckt ganz und gar nicht, sodass ich das Gesicht verziehe, als ich einen Schluck davon probiere. Kai und Luke schmunzeln und auch Lu wirkt so, als ginge es ihr langsam endlich besser.

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