Kapitel 18

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17:07

Ich kralle meine Finger nervös in die Ärmel meiner Jeansjacke, als ich die Uhrzeit auf meinem Handydisplay sehe. Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell. In weniger als zwanzig Minuten wird Luke hier im Diner auftauchen, um mich abzuholen. Ich starre die Zeit noch einen Moment länger an, ehe die das Handy wieder in meine Hosentasche schiebe.

„Also, Rom oder Paris?"

„Hä?"

Olivia verdreht die Augen und schlürft an ihrem Milchshake. Ich habe mich heute wieder mit ihr verabredet, da das Treffen vor ein bisschen mehr als einer Woche ja ziemlich schnell unterbrochen wurde. Sie hat mir gerade etwas erzählt, aber ich war viel zu aufgeregt, um die ganze Zeit zuzuhören. Ich weiß, das ist gemein, doch heute habe ich meine Gründe:

Heute Nacht werden wir die dritte Aufgabe hinter uns bringen. Luke holt mich bald hier ab und dann fahren wir zu dem Gangboss. Ich bin schon den ganzen Tag nervös und konnte diese Nacht kaum schlafen, doch vor Olivia will ich mir nichts anmerken lassen.

„Hallo, Mina!" Wild fuchtelt sie mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

Ich schüttle den Kopf, um die Gedanken loszuwerden:

„Tut mir sooo leid, ehrlich.", entschuldige ich mich. Und ich meine es ernst: Sie kann nichts dafür, dass in letzter Zeit alles so kompliziert ist und verdient jemanden, der ihr zuhört. Da sie das von Donna wohl eher nicht erwarten kann, will ich das übernehmen. Doch bis jetzt bin ich wohl auch nicht so gut in dem Job.

„Ist das mit Luke danach ein Date oder warum bist du so aufgeregt?"

Ich verschlucke mich lautstark an meinem Früchtetee. Hustend lasse ich mir von Olivia auf den Rücken klopfen, ehe ich mich wieder beruhigt habe. Denkt sie wirklich, dass das der Grund für meine Nervosität ist? Das wäre simpel zu schön, um wahr zu sein.

„Nein, natürlich nicht! Wir sind nur verabredet, das ist doch kein Date!"

Sie hebt unbeeindruckt die Augenbrauen und nickt, scheint mir aber nicht zu glauben.

Eigentlich ist ihr Gedanke ja gar nicht so abwegig: Ich bin immerhin 17 und war noch nie verliebt. Luke ist der erste Junge, mit dem ich wirklich gut befreundet bin. Natürlich muss man da als Außenstehender falsch denken. Aber wir beide könnten doch niemals- Dafür hätten wir doch nicht einmal Zeit! Der Erpresser fordert unsere gesamte Aufmerksamkeit, sodass wir für so etwas sowieso zu abgelenkt wären. Oder?

Trotzdem habe ich schon darüber nachgedacht, ob ich ihn frage, ob er mit mir zum Abschlussball gehen will - immerhin ist der bald und wir haben beide keine Dates. Apropos Abschlussball, haben Olivia und ich nicht gerade darüber gesprochen?

„Ähh Rom wäre cool.", sage ich und sie sieht mich belustigt über meine viel zu späte Antwort an.

„Wäre nicht Paris ein schöneres Thema für den Ball? Wir könnten die Wände mit Rosen schmücken und-"

„Aber Paris wird doch so oft genommen! Mit Rom als Thema hätten wir etwas Neues, etwas Besonderes."

Ich liebe Rom über alles. Ich war noch nie dort, aber die Stadt muss einfach wunderschön sein! Ich liebe jedes einzelne Bild im Internet von Italien und von seiner Hauptstadt erst recht. Es muss dort so viel glücklicher und schöner als in Ponville sein. Doch wahrscheinlich kann ich noch lange darauf warten, wirklich dort hinzureisen. Rom als Thema für unseren Abschlussball wäre mir wenigstens ein kleiner Trost.

Olivia legt nachdenklich die Stirn in Falten:

„Das stimmt. Vielleicht kann ich die anderen ja überreden." Sie seufzt: „Mina, warum habe ich mich freiwillig gemeldet, beim Planen mitzuhelfen? Ich hasse Partys!"

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