Kapitel 14

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Reden. Die letzten Tage konnte ich unser kleines Problemchen mit unserem Erpresser ignorieren, doch langsam müssen wir uns wieder an die Arbeit machen. Ich seufze erschöpft und massiere mir die Schläfen, da mir meine Kopfschmerzen wieder einfallen. Kai inspiziert unsere Umgebung genau, ehe er fragt:

„Hört uns hier jemand?"

Lu schüttelt den Kopf. Binnen weniger Sekunden hat sich unsere vorher noch so ausgelassene Stimmung verändert. Ich seufze. Das gefällt mir nicht.

„Also Minnie, was genau hat deine Mum gesagt?", fragt Luke zwar freundlich und doch so todernst.

Während ich den Zettel mit den Notizen meiner Mum aus meiner Handtasche fische und ihn auffalte, antworte ich:

„Wie ich in der Nachricht geschrieben habe: An ihm ist und war niemals irgendetwas Auffälliges."

Ich reiche ihnen das Blatt mit dessen groben Lebenslauf. Luke ist der erste, dessen Blick über die Handschrift meiner Mutter schweift. Ab und zu bleiben seine Augen angestrengt bei einem Wort hängen- Mum schreibt nicht besonders schön. Danach gibt er das Blatt Lu. Auch sie braucht ein paar Minuten, um den Inhalt der Notizen genau zu verstehen. Als sie fertig ist, stöhnt sie demotiviert:

„Was machen wir denn jetzt? Der Zusammenhang zwischen den Opfern war unser einziger Anhaltspunkt!", jammert sie, als sie Kai den Zettel in die Hand drückt.

„Glaubt ihr, wir finden es bei der dritten Person heraus?", frage ich.

„So weit darf es aber nicht kommen!", sagt Luke schnell. In seinen Augen blitzt ein Funke Angst auf. Das kann ihm niemand verübeln. Wir haben dank dem Erpresser schon ein Leben zerstören müssen. Ich bin nicht besonders scharf darauf, das noch einmal zu tun.

„Gefällt es euch nicht, die Untaten von anderen aufzudecken?", wirft Kai ironisch ein, sein Blick immer noch auf den Lebenslauf in seiner Hand gerichtet.

Lu verdreht die Augen:

„Aber nicht so! Wir haben das letzte Mal schon riskiert, im Knast zu landen oder überhaupt umgebracht zu werden! Was kommt als nächstes? Glaubt ihr wirklich, dass es bei normalen Einbrüchen bleiben wird?"

Lus Worte machen mir Angst, sehr sogar. Immer wieder hat sich der Gedanke angeschlichen, dass es mit der Zeit schlimmere Dinge werden könnten, aber ich habe ihn verdrängt. Wenn dieser Kerl bereit ist, uns zu erpressen und zu töten, wer sagt, dass er nicht dasselbe von uns verlangen könnte?

„Außerdem ist da noch eine Sache.", murmle ich. „Wieso sollte er unsere Geheimnisse nicht trotzdem verraten? Dieser Kerl ist krank! Wieso sollte er sich an die Abmachung halten?"

„Deshalb müssen wir ihn finden, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.", gibt mir Kai zur Antwort.

Ich schaue in die Runde: Lu sieht ausdruckslos in den Pool- ihn ihren grünen Augen spiegelt sich das klare Wasser. Lukes Blick hingegen haftet auch seinen Füßen. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.

Doch genau im richtigen Moment blicke ich zu Kai. Ich sehe, wie sich seine dunkle Miene erhellt und er sofort nach dem Lebenslauf greift.

„Ich Idiot!", ruft er so laut, dass Lu und Luke aufschrecken. „Googelt Lucy Edwards, schnell!"

Ich habe als erstes mein Handy parat und gebe den Namen mit zitternden Fingern im Suchfeld ein. Kai streckt seine Hand aus und ich reiche ihm mein Handy. Seine Augen springen von dem Lebenslauf auf mein Smartphone, bis er mir beide triumphierend in die Hände drückt. Er sagt nichts, sondern erwartet, dass ich selbst darauf komme.

Schnell lese ich die ersten paar Zeilen von Edwards' Wikipedia Artikel, ehe ich auf etwas Interessantes stoße. Aber das kann nicht sein, das wäre zu einfach... Mein Blick wandert wieder zum Lebenslauf von unserem ehemaligen Direktor und ich kann Kais Reaktion sofort nachvollziehen.

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