Kapitel 38

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„HEILIGE SCHEIßE", flucht Lu und starrt auf den toten Körper vor ihr. Es war durchaus ein sauberer Schuss in den Hals, trotzdem verteilt sich das Blut nun auf dem ganzen Boden. Kai schaut gar nicht auf die Leiche, sondern stürzt sich auf die Pistole auf dem Stuhl neben ihm. Schnell lädt er sie und richtet sie auf Tyler:

„Wieso hast du das gemacht?", fragt er und nickt zu dem toten Palien, der inzwischen in einer Blutlache liegt. Ich starre die Leiche an. Er ist tot. Der Mann, der das alles hier angerichtet hat, ist tot. Tyler zeigt nun auch mit seiner Knarre auf Kai:

„Wieso wohl? Weil er es verdient hat!"

„Aber wieso hast du uns dann in Ruhe gelassen? Wir waren zu dir nicht besser als er!", frage ich verwirrt.

„Ich hätte eigentlich gerne euch fünf abgeknallt, aber da dieser Arsch gerade eine Knarre in der Hand hat, lass ich es vielleicht doch."

„Mit Betonung auf vielleicht, oder?", knurrt Kai und geht einen Schritt auf Tyler zu. Mein Herz klopft wie wild, als ich immer noch auf dem Boden sitze und den beiden dabei zusehe, wie sie sich mit erhobenen Waffen anfunkeln.

„Lasst das, Kai! Er hat damit unsere verdammten Leben gerettet!", geht Lu dazwischen, erreicht damit aber nur, dass Kai ihr einen wütenden Blick zuwirft. Plötzlich höre ich unter mir ein leises Stöhnen. Ich schaue dorthin und mein Mund klappt auf.

Luke regt seinen Kopf und presst hervor:

„Das tut verdammt nochmal echt weh."

Mit offenem Mund sehe ich ihn an. Aber... Palien hat ihn doch erschossen! Verwirrt wandert mein Blick zu seinem Bauch, dort, wo ihn die Kugel getroffen hat. Es ist nur ein Streifschuss, knapp unter seinen Rippen. Tyler hat ihn wohl direkt bei dem Schuss abgelenkt.

Ich bin sooo dumm! Hätte ich es früher gewagt, ihn anzusehen, hätte ich das sofort bemerkt.

„Verdammte Scheiße, ich dachte du wärst tot!", rufe ich und die Tränen schießen mir in die Augen.

Luke lebt. Er lebt, es ist alles gut. Pure Erleichterung und Glück macht sich in mir breit. Niemals hätte ich gedacht, dass ich an diesem Ort einmal so glücklich sein werde.

Auch Lu hat ihn bemerkt, denn sie stolpert zu uns und kniet sich auf den Boden:

„Luke, du muss sofort ins Krankenhaus." Ihre Stimme bebt, als sie die Schusswunde mustert.

„Das sehe ich genauso.", gibt ihr Luke zur Antwort und verzieht vor Schmerz das Gesicht. Er blutet immer noch stark, sodass meine Erleichterung sofort verfliegt. Noch lebt er, aber wir müssen uns beeilen.

„Kai, wir müssen ihn sofort hier weg bringen!", flehe ich und sehe wieder zu ihm und Tyler. Meine Hand hält die von Luke und ich nehme mir fest vor, ihn erst wieder loszulassen, wenn wir alle in Sicherheit sind.

„Falls du es nicht bemerkt hast, ich hab' gerade andere Probleme!", zischt Kai und wendet sich wieder Tyler zu: „Lass die Knarre fallen und Hände hinter den Kopf!"

„Damit du mich auch erschießen kannst? Nur über meine Leiche!"

„Du hättest damit rechnen müssen, Tyler! Selbst wenn du Kai tötest, eine von uns beiden wird schneller sein und dich erschießen, bevor du es bei uns tust!", rufe ich und sehe den Schwarzhaarigen verzweifelt an.

„Dann nehme ich wenigstens einen von euch mit in den Tod!"

Kai seufzt, genervter und angespannter denn je:

„Wie dumm bist du eigentlich? Dann haben wir zwei Leichen, die wir beseitigen müssen! Reicht nicht eine schon?"

Beindruckt nicke ich, darauf bin ich noch gar nicht gekommen! Palien ist zwar tot, aber sogar seine Leiche macht uns noch Probleme. Luke seufzt wieder vor Schmerz auf. Ich drücke seine Hand.

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