Kapitel 34

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„Wie geht's dir?"

„Wie bitte?"

Verwirrt blinzle ich Luke an. Mit der Frage hat er mich total überrumpelt. Wie geht es mir? Ich denke, es könnte schlechter sein, zumindest schlafe ich wenigstens seit wir vor ein paar Tagen die Spur in der Schülerzeitung gefunden haben nicht mehr so schlecht. Es ginge natürlich auch besser, aber das erklärt sich eh von selbst. Also knalle ich meinen Spind zu und sehe ihn an:

„Ich weiß es nicht. Ich denke, es geht. Und dir?"

Uns beiden ist klar, dass das hier kein Smalltalk wird. Und aus irgendeinen Grund macht mich das glücklich. Wir beide können über alles reden, was kann uns denn jetzt noch schocken?

Luke fährt sich durch seine schwarzen Haare. Er sieht so süß aus!

„Ich glaube, wie bei dir."

Ich nicke:

„Man gewöhnt sich an das Ganze, oder?"

Nun ist er es, der nickt. Für einen Moment sehen wir uns schweigend an und ich blende alles um uns herum aus. Wir müssen nicht reden, die Stille ist nicht komisch oder so. Sie ist einfach da, schon beinahe angenehm. Aber als die Klingel direkt über unseren Köpfen ertönt, kann ich die Außenwelt nicht mehr ignorieren und schüttle kaum merkbar den Kopf. Luke schmunzelt:

„Das tust du oft."

„Was tue ich oft?" Wir gehen den Gang entlang nach draußen zu den anderen. Der Sommer macht sich immer bemerkbarer

„Den Kopf schütteln. Immer, wenn du gerade gedanklich weit weg warst, schüttelst du danach den Kopf."

„Wirklich?" Ich lache überrascht und denke darüber nach. Das ist mir nie aufgefallen. Im Schulhof sitzen schon die anderen unter unserem Baum. Neuerdings auch Kai: Obwohl es weniger schlimm ist als erwartet, dass sein Geheimnis nun draußen ist, hat er jetzt trotzdem beschlossen, dass er lieber bei uns als bei den Sportlern ist. So sind er, Lu, Jake, Olivia, Luke und ich so eine Art Gang geworden.

Ich will ihnen schon zuwinken und zu ihnen gehen, da nimmt Luke meine Hand und bringt uns beide so zum Stehen.

„Was ist?", frage ich verwirrt. Luke fährt sich nervös durch die Haare und sieht mich an:

„Können wir kurz reden? Alleine?"

Ich zögere einen Moment, dann nicke ich verblüfft. Die Sonne strahlt auf uns herab, als wir hinter das Gebäude gehen. Dieser Ort interessiert den Hausmeister offenbar sehr wenig, denn das Gras wächst hoch, der Efeu schlängelt sich die Regenrinne hinauf und wenn man genau hinsieht wachsen überall Wildblumen. Man könnte sagen der Ort ist verwahrlost, aber ich finde es hier irgendwie schöner als an jedem anderen Ort auf dem Schulgelände.

„Also?", frage ich stirnrunzelnd. Langsam aber donnert es mir, dass ich mit Luke alleine bin. Früher hat mich das kaum nervös gemacht, aber jetzt ist das anders.

„Ich wollte dich etwas fragen."

„Das wäre?"

Er macht eine Pause und fährt sich noch einmal durch die schwarzen Haare.

„Hast du schon ein Date für den Abschlussball?"

Mein Grinsen verschwindet, mein Mund klappt auf.

„Nein, hab' ich noch nicht."

Er kann doch nicht wirklich... Wieso sollte er... Das wäre zu schön um wahr zu sein.

„Willst du mit mir dorthin gehen?" Als er sieht, wie ich ihn entgeistert anstarre, fügt er schnell hinzu: "Also natürlich nur freundschaftlich. Außer wenn du nicht freundschaftlich willst, dann als richtiges Dates, aber natürlich nur wenn du willst. Ähh also was ich eigentlich sagen will-"

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