Kapitel 16

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„Noch Hunger?" Niedergeschlagen stütze ich meinen Kopf an meiner Hand ab.

Lu, deren Blick in ihrem Kaffee versunken ist, schüttelt leicht den Kopf und streckt sich noch einmal ausgiebig. Da es gestern spät geworden ist, hat sie beschlossen, spontan bei mir zu übernachten- Wobei Dad vor Aufregung fast gestorben wäre.

Schließlich seufzt Lu und kippt den letzten Schluck hinunter, dann sagt sie:

„Ich will da heute nicht hin. Es fühlt sich nicht richtig an, unter solchen Umständen in die Schule zu gehen."

„Das stimmt.", grüble ich. „Aber wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Vielleicht tut uns die Ablenkung gut. Vielleicht werden wir mit Luke sprechen können. Vielleicht lässt sich alles erklären."

Lu sieht mich für einen Moment beinahe fassungslos an, ehe sie leicht grinsend den Kopf schüttelt:

„Du bist genial. Wie machst du das? Wie kannst du immer noch auf etwas Gutes hoffen?"

Ich zucke mit den Achseln, während ich aufstehe und unsere Teller wegräume. Dabei streift mein Blick für einen kurzen Moment mein Sonnenarmband.

„Manchmal bleibt mir einfach nichts anderes übrig."

Lu hilft mir beim Wegräumen, ehe wir ihre Sachen zusammensuchen und noch einen Abstecher zu ihr nachhause machen, damit sie ihre Schulsachen holen kann. Als wir ihr Haus verlassen haben und auf dem Weg zum Auto sind, bleibt sie plötzlich stehen und sieht mich panisch an:

„Scheiße, Minnie! Was soll ich machen, wenn ich heute Jake sehe?"

„Er wird dir sicher glauben. Frag ihn einfach, ob ihr euer Date ein anderes Mal fortführen könnt."

Es kommt mir schon beinahe banal vor, dass wir solche normalen Probleme ja auch noch haben. Der Vorfall mit Luke gestern hat für mich alles andere in den Hintergrund geschoben. Lu geht es offensichtlich nicht so, denn sie nickt nachdenklich und steigt in die Corvette ein. Ich würde sie gerne mit ihren Gedanken um Jake in Ruhe lassen, aber es gibt da etwas Wichtiges, über das wir noch nicht gesprochen haben.

„Und was machen wir mit Luke?", will ich zögerlich wissen.

Lu runzelt die Stirn, ihr Griff um das Lenkrad verstärkt sich. Schließlich antwortet sie knapp:

„Werden wir dann schon sehen."

Mit diesen Worten betrachte ich das Thema für beendet. Also wechseln wir wieder kein Wort, bis Lu die Corvette ein paar Minuten später bei der Schule parkt. Wir sind spät dran, also rennen wir in das Gebäude. Die Korridore sind schon so gut wie leer, was mich noch einmal nervöser macht. Mein Mathelehrer hasst es, wenn wir zu spät kommen. Trotzdem bleibe ich abrupt stehen, als mir auffällt, dass Lu hinter mir erstarrt ist. Ich höre sie leise "Shit" murmeln.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und werfe einen ungeduldigen Blick auf die Uhr.

„Was denn?"

„Da vorne ist Jake."

Sie zeigt auf den Blonden, der vor der Tür eines Klassenzimmers steht und gerade die Tür aufmachen will. Ich hoffe inständig, dass er uns nicht bemerkt. Das würde alles noch einmal komplizierter machen. Doch in letzter Zeit passieren die Dinge eben nicht so, wie ich es gerne hätte.

Sein Blick fällt auf uns:

„Luna!", ruft er und lässt die Türklinke los, um zu Lu und mir zu kommen.

„Oh, er will wohl mit dir reden.", stelle ich fest und gebe meiner besten Freundin einen sanften Schubs nach vorne. Dann bereden sie das alles eben gleich. Das scheint Lu jedoch ganz und gar nicht zu gefallen:

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