Kapitel 29

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Bei der nächsten Aufgabe dürft ihr einmal den Erpresser spielen. Die Auserwählte dafür ist die glückliche Bertha Cooper. Naja, glücklich ist sie nicht besonders, denn ihr Leben ist erbärmlich und Mitleid-erregend. Der einzige Sinn in ihrem Leben sind ihre Katzen, ihr Erbe und ihre Tochter Cindy, wo wir auch schon beim Thema sind.
Cindy ist genau wie ihre Mutter nicht mit besonders großer Intelligenz gesegnet, weshalb sie Schwierigkeiten hatte, ins Collage zu kommen. Bertha hat darauf ihr Erbe herausgekramt und kurzerhand Harvard bestochen, damit sie ihre Tochter aufnahmen.
Aber Bertha hatte nicht nur Geld geerbt, sondern auch eine wertvolle Kette, an der sie mehr als an ihrem Leben hängt.
Und nun zu eurer Aufgabe: Zwingt die liebe Bertha dazu, euch die Kette zu geben, ansonsten plaudert ihr etwas Cindys Collage aus.

„Wieso macht er das nicht einfach selber, wenn er ja so gut im Erpressen ist?", fragt Luke gereizt und fährt sich durch die Haare, die dadurch komplett verstrubbelt werden.

„Was mich eher irritiert ist, dass Mrs Cooper die nächste ist. Ich dachte, er macht Menschen, die etwas erreicht haben, zu seinen Opfern. Aber was hat sie schon erreicht, außer sich erfolgreich jeden Namen ihrer 30 Katzen zu merken?"

„Kai!", rufen Lu und ich gleichzeitig und sehen ihn böse an, worauf er nur selbstgefällig grinst.

„Naja, ganz Unrecht hat er damit ja nicht. Sie ist meine Nachbarin und wenn der Wind ungünstig weht, kann man die Katzenkacke bis zu meinem Haus riechen.", lacht Luke.

Luke und Kai tauschen amüsierte Blicke, während Lu und ich sie wütend anschauen. Wir sind kurz davor, Mrs Cooper in riesen Schwierigkeiten zu bringen und die beiden lachen nur blöd.

„Naja, wenigstens passt Mrs Cooper in die Altersklasse. Ich denke, sie ist so alt wie die anderen.", überlegt Lu um das Thema zu wechseln und begutachtet stirnrunzelnd das Bild der Frau.

Sie hat rote, verfilzte Haare, von denen manche Strähnen aber schon mehr grau als rot sind. Auf ihrer Nase sitzt eine dunkle Brille, sie grinst in die Kamera und offenbart so eine riesige Zahnlücke zwischen ihren Schneidezähnen.

„Wir viel Zeit haben wir?", frage ich an Kai gerichtet, der immer noch den Brief in der Hand hat. Dieser lässt seine Augen schnell über die Zeilen schweifen, dann antwortet er:

„Zwei Wochen."

Ich nicke und lege nachdenklich den Kopf schief. Im Großen und Ganzen stelle ich mir die Aufgabe nicht besonders herausfordernd vor - wie schwer kann es wohl sein, eine verwahrloste Katzenlady zu erpressen?

„Wieso stehlen wir die Kette nicht einfach? In Einbrüchen sind wir eh nicht so schlecht.", meint Luke und ich muss fast loslachen. Stimmt, Einbrüche haben wir drauf.

„Weil in dem Brief steht, dass wir sie erpressen müssen.", gibt Lu trocken zurück und umarmt sich selbst. Es sind zwar fast schon Sommerferien, trotzdem sind die Temperaturen in Ponville in der Nacht nie besonders hoch. Sofort muss ich wehmütig seufzen: In Rom war es so wunderschön warm. Auch die anderen schauen so aus, als würden sie frieren, also sehe ich sie vielsagend an:

„Wollen wir das nicht morgen besprechen? Ich bin müde und wenn meine Mum mitkriegt, dass ich schon wieder nicht zuhause bin, habe ich Hausarrest bis ich tot bin."

„Ich muss auch heim, meine Eltern sind seit heute Nachmittag wieder zurück."

Wir nicken, dann machen wir uns auf den Weg nachhause. Dort klettere ich klischeehaft über das Garagendach durch mein Zimmerfenster und lasse mich ins Bett fallen. Obwohl mein Kopf voller Gedanken ist, bin ich todmüde und will einfach nur noch schlafen. Also bewundere ich noch etwas die Sterne und sinke in einen mehr oder weniger ruhigen Schlaf.

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