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Alec


Gerade mache ich mich für das Date fertig, auf das ich Magnus eingeladen habe. Irgendwie bin ich aufgeregt, für was es allerdings keinen Grund gibt. Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn um sechs Uhr abends abholen werde. Das lernen haben wir an einen anderen Tag verschoben. Ich habe mir eine dunkle Jeans und ein weißes Hemd übergeworfen und betrachte mich noch einmal im Spiegel. Auch meine Haare sind gestylt, was definitiv am nervigsten an diesem Auftrag ist. Denn ich muss jeden Morgen Zeit für meine Haare opfern, obwohl ich sie sonst immer so lasse, wie sie sind.

Ich stecke mir zur Sicherheit noch eine Pistole ein und verlasse dann mein Zimmer. Außerdem muss ich irgendwie versuchen in sein Zimmer zu kommen, um Überwachungskameras zu installieren. Ich traue seinem Mitbewohner nicht und ich kann ihn generell besser im Auge behalten. Als ich an seiner Tür anklopfe, höre ich Schritte und kurz danach öffnet sich die Holztür. „Ich bin gleich fertig, du kannst einstweilen reinkommen.", lächelt er mich an und verschwindet noch einmal im Bad.

Ich nutze die Gelegenheit, um eine kleine Kamera anzubringen, welche ich zufällig mitgenommen habe, bevor ich mich umschaue. Das Zimmer ist sichtbar in zwei Hälften geteilt. Eine ist ordentlich und sauber und die andere ist ein komplettes Chaos. Ich sehe mir die Bilder, jeweils rechts und links an und sehe, dass die ordentliche Seite Magnus gehört. Ich gehe ein paar Schritte näher zu den Bildern, um sie genauer anzusehen. Auf dem einen ist Magnus mit drei anderen zu sehen. Eine Braunhaarige und zwei Schwarzhaarige, wobei der eine eher unmotiviert dahinter steht.

Und ein anderes Foto mit einer Frau, welche älter als Magnus ist, aber nicht viel. Sie hat schwarzes Haar und sieht unglaublich freundlich aus. Neben ihr ist ein kleiner Bub mit ebenfalls schwarzem Haar. Ich denke, das ist Magnus. Er sieht süß aus. Als ich nach rechts schaue, zucke ich leicht zusammen. „Tut mir leid. Ich wollte nicht ... ich hätte nicht ...", entschuldige ich mich hastig bei Magnus, welcher plötzlich neben mir steht. „Schon gut. Ich hätte mir auch die Bilder angesehen.", lächelt er und kommt näher, um auf das Bild mit den drei anderen zu zeigen.

„Das sind meine besten Freunde, Catarina, Ragnor und der demotivierte Raphael.", erklärt er. Er muss sie echt mögen, denn er strahlt, wenn er über sie erzählt. „Warum sind sie nicht auch an der Uni?", frage ich ihn leicht verwirrt. „Sie studieren an anderen Orten, beziehungsweise Cat arbeitet bereits als Ärztin. Wir sehen uns selten, aber wenn, ist es meist wirklich lustig. Sogar Raphael können wir manchmal ein kleines Lächeln entlocken.", erzählt er. „Das muss eine schöne Freundschaft sein.", murmele ich leicht gedankenverloren. Ich werde vermutlich nie so gute Freunde haben, aber ich habe meine Familie und mehr brauche ich auch gar nicht.

„Und ... wer ist das?", frage ich vorsichtig nach und zeige auf das andere Bild. „Meine Mutter.", antwortet er sofort, aber nicht mehr so glücklich. „Sie scheint wirklich nett zu sein.", versuche ich ihn wieder aufzuheitern und gleichzeitig mehr herauszufinden. Hier befinde ich mich auf dem richtigen Weg. Informationen über seine Eltern. „Sie war wirklich unglaublich. Wie meine beste Freundin.", sieht er das Bild gedankenverloren an. „Oh ... ich ... tut mir leid, ich wusste nicht ..." „Wie solltest du auch? Aber darüber müssen wir nicht sprechen. Können wir?", lächelt er wieder, doch es wirkt nicht mehr so echt. Informationen zu bekommen, könnte schwieriger werden, als ich dachte.

„Ja, gehen wir.", lasse ich ihn bei mir einhängen, als wir losgehen. „Welchen Mitbewohner hast du eigentlich?", erkundigt er sich bei mir, als wir bei meiner Tür vorbei gehen. „Keinen.", antworte ich lächelnd. „Hört sich gut an. Wollen wir vielleicht Zimmer tauschen?", lacht er wieder. Er sieht unglaublich schön aus, wenn er lacht. Er sollte es öfters tun. „Nein, aber du kannst bei mir einziehen.", schnurre ich und komme seinem Gesicht näher. „Gerne.", erwidert er ebenfalls verführerisch. Kurz verlieren wir uns in den jeweils anderen Augen, als wir fast in jemanden reinlaufen.

„Wow, aufpassen.", lacht der Mann. Raj. „Na Magnus, wieder jemand neues? Dieses Mal der neue?", spottet er liebevoll. Irgendwie macht er sich bei mir ganz und gar nicht beliebt. „Ignorier ihn einfach. Manchmal kann er einen echt nerven.", verdreht Magnus seine Augen und zieht mich weiter. „Was hat er damit gemeint?", frage ich ihn verwirrt. „Ich muss zugeben, dass ich ab und zu meinen Spaß habe, aber nie etwas Ernsteres wie ein Date. Wenn du mich jetzt nicht mehr willst, kann ich das verstehen.", sieht er mich ehrlich an. Tatsächlich kann ich das sowieso nicht entscheiden, denn mein Boss hat ihn für mich herausgepickt. Aber das bedeutet, dass er Erfahrung hat und nicht gerade wenig wie es sich anhört.

„Nein, alles gut.", erwidere ich und schüttele lächelnd den Kopf. „Bei dem Anblick, der sich mir bietet. Du siehst wunderschön aus.", flüstere ich, um die Stimmung wieder zu heben. Außerdem ist es nicht gelogen. Er sieht atemberaubend aus. Er hat seine Haare nach oben gegelt und einen schwarzen Eyeliner unter dem Auge. Und über sein Outfit muss ich gar nicht erst anfangen. „Du siehst auch nicht schlecht aus.", säuselt er, was leichte Gänsehaut in meinem Nacken auslöst. Ich würde mich eigentlich nie so schick machen. Nicht einmal für ein Date.

„Wo geht's eigentlich hin?", fragt er, nachdem wir uns in mein zu Verfügung gestelltes Auto setzen. Ein schwarzer Seat Ateca, welcher kugelsichere Scheiben statt dem normalem Glas hat. „Das ist eine Überraschung.", lächle ich, als ich den Motor starte. Nach einer Viertelstunde Fahrzeit, kommen wir dem Restaurant endlich nahe. Während der Fahrt haben wir nicht unbedingt viel gesprochen, aber die Stille war nicht unangenehm. „Ich hoffe, es gefällt dir hier.", sehe ich Magnus freundlich an, als wir zu unserem Tisch gebracht werden. Wir sitzen ziemlich in der Mitte des Raumes, was ich nicht unbedingt gutheiße. Ich halte mich gerne in Ecken, um mein Umfeld im Blick zu behalten. Aber auch das sollte ich schaffen.

Nachdem wir bestellt haben, schaue ich mich unauffällig um. Es scheint alles normal zu sein, also muss ich mir keine Sorgen machen. Vielleicht kann ich das sogar ein wenig genießen. „Jetzt habe ich dir etwas über meine Freunde erzählt. Jetzt musst du mir etwas verraten.", lächelt mich Magnus auffordernd an. „Es gibt nicht wirklich viel. Keine Geschwister. Keine Tiere. Geschiedene Eltern. Alles ziemlich langweilig.", zucke ich mit den Schultern und trinke einen Schluck. „Freunde?", fragt er weiter. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich keine Freunde habe. Andrew ist ein toller Typ, er muss Freunde haben.

„Einen wirklich guten. Ansonsten habe ich nicht viel Zeit für Freunde.", erwidere ich schließlich. „Wie ist sein Name?", erkundigt sich Magnus bei mir. „Vielleicht kenne ich ihn.", erklärt er seine Frage. „Ich denke nicht. Sein Name ist Viktor." Ich weiß, der Name ist unglaublich unkreativ, aber was Besseres ist mir gerade nicht eingefallen. Ich hätte meinen echten Namen sagen können, aber das ist zu riskant. Sollte er den Namen im Internet neingeben, könnte er vielleicht auf eines meiner Bilder stoßen. Außerdem sollte meine Persönlichkeit hier nicht auffliegen. Genauso wenig, wie jemand aus meiner Familie oder meinen Kameraden.

„Was machst du, wenn du sagst, du hast keine Zeit für Freunde?", fragt Magnus weiter. Darüber habe ich tatsächlich nicht nachgedacht. Andrew wird nicht schon sein ganzes Leben irgendwo gearbeitet haben. „Lernen ... ich studiere ja jetzt und da brauche ich keine Ablenkung wie Freunde.", versuche ich ihm glaubwürdig einzureden. „Warum hast du dann Zeit für mich?", zieht er seine Augenbraue hoch. Das habe ich ebenfalls nicht bedacht. Natürlich ist er sogar noch mehr Ablenkung, als ein normaler Freund. „D-du ..." stottere ich, während ich versuche eine Antwort zu finden.

„Natürlich war ... warst du nicht geplant. Aber wenn du in mein Leben möchtest, empfange ich dich mit offenen Armen. Wahrscheinlich ist ein wenig Ablenkung ganz gut.", rette ich es lächelnd. „Mal sehen, ob ich deine Ablenkung sein will.", schmunzelt er, als auch schon das Essen gebracht wird. Während dem Essen reden wir nicht allzu viel. Ich denke, wir sind beide in unseren Gedanken versunken. Ich muss noch immer die Umgebung im Auge behalten.

Gerade als die leeren Teller wieder geholt werden und wir noch ein wenig plaudern, ertönt plötzlich ein Knall. Ich kann noch eine schwarze Gestalt an dem Fenster vorbeilaufen sehen, bevor ich mich um Magnus kümmere.



Undercover (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt