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Alec


Nachdem ich Magnus eine meiner Jogginghosen, welche ich noch in meinem Spind dort hatte, geborgt habe und er sie sich angezogen hat, stehen wir nun bereit in dem großen Saal. An der Wand sind einige Waffen, wie Pistolen und andere Schusswaffen. Etwas an der Seite stehen auch noch zwei Box-Säcke. Und am Boden liegen noch einige lange Stäbe, von welchen ich mir jetzt zwei nehme und eine davon Magnus reiche.

„Hast du schon irgendwann einmal irgendwas in die Richtung gemacht und hast irgendeine Ahnung?", frage ich, während ich meine Waffen aus dem Waffengürtel ablege – die brauche ich jetzt nicht. „Ah ... also ich habe verschiedene Filme gesehen, in denen Kampfszenen vorkamen.", lächelt Magnus. „Das hier wird vermutlich anders ablaufen und es ist kein Spaß. Ich will, dass du dich ausreichend verteidigen kannst.", mache ich klar und stelle mich mit dem Stab in meiner Hand in Position. „Versuchen wir einmal etwas. Wehre einfach meine Schläge ab.", erkläre ich.

Ich habe wirklich nicht vor, ihm wehzutun, aber ich will, dass er am Ende der Woche fähig ist, mich wenigstens zum Teil zu besiegen. Ich nähere ihm meinen Stab langsam und Magnus bewegt seinen dagegen, so, dass sie sich mittig treffen. „Soll das schwer sein?", fragt mein selbstbewusster Freund lächelnd, doch ich schüttele den Kopf. Mit einer schnellen Bewegung ziehe ich ihm mit dem Stab den Boden unter den Füßen weg und er liegt wenige Sekunden später erschrocken am Rücken und lässt seinen Stock fallen.

„Ich wollte nur nicht, dass du übermutig wirst. Übermut tut selten gut.", lächle ich ihn von oben herab an, doch er wirft mir einen wütenden Blick zu und greift zu seinem Stab. Ohne dass ich es erwarten würde, zieht auch er mir die Füße vom Boden und wenig später liege ich neben ihn. „Du bist derjenige, der nicht übermutig werden sollte. Übermut tut selten gut.", lacht Magnus, während ich ihn missmutig ansehe ... bis mir eine Idee kommt.

Ich ziehe ihn plötzlich zwischen meine Beine und lege einen Arm um seinen Hals, während ich meine Beine über seine lege, damit er gefangen ist. „Ok, ok. Du hast gewonnen. Ich kann mich aus diesem Griff nicht befreien. Spielverderber.", murmelt Magnus, was mich lächeln lässt. Ich lasse ihn los und lege mich zurück auf den Rücken. Magnus dreht sich auf mir um und platziert seine Beine jeweils rechts und links neben meiner Hüfte. „Habe ich dir schon einmal gesagt, dass du darin unglaublich heiß aussiehst?", raunt er mir zu und beugt sich zu mir hinunter, um mich in einen wilden leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln.

Ich lasse meine Hände unter sein T-Shirt wandern und streiche über seine erhitzte Haut, während Magnus' meine nackte Brust abfährt. „Wir haben Duschen.", informiere ich Magnus vielleicht ein wenig dümmlich. Ich weiß nicht genau, welche Reaktion ich von ihm erwarte oder was ich dort will, aber der Gedanke schoss gerade durch meinen Kopf. „Ja und die werden wir, nachdem wir trainiert haben, getrennt voneinander benutzen.", kommt Jace plötzlich in den Raum, was uns abrupt voneinander lösen lässt.

„Jace!", beschwere ich mich und stehe schnell auf, während Magnus schmunzelnd am Boden sitzen bleibt. „Tut mir leid, dass ich die Weiterentwicklung eurer Beziehung unterbreche, aber es gibt gerade wichtigeres und das weißt du, Alec.", kommt er auf uns zu. Ich reiche Magnus eine Hand und er zieht sich daran hoch, um mit leuchtenden Augen bei mir ankommt. „Du kannst dir aber auch gerne merken, wo wir stehengeblieben sind und wir bringen das Ganze später zu Ende.", flüstert er mir zu und geht dann hüftenwackelnd in Richtung Jace. Natürlich wandert mein Blick hinunter zu seinem Hintern, während ich ihm verträumt nachsehe.

„Oh mein Gott, Leute! Mehr Disziplin. Ich glaube, mir hat besser gefallen, wie du keinen Freund hattest. Da wurde mein freier Tag noch von keinem Gestöhne unterbrochen.", mault Jace, während sich meine Wangen tief rot färben. Und dann kommt auch noch im perfekten Moment Isabelle in den Raum. „Ach ja, Jace hat es mir erzählt.", lächelt sie. „Also daran müsst ihr euch jetzt wohl gewöhnen.", mischt sich Magnus lachend ein, was mich geschockt zu ihm sehen lässt. „Magnus!", zische ich ihm zu, doch er zuckt nur unschuldig mit den Schultern.

„Wir reden später.", zeigt Izzy lächelnd auf mich, während ich mich innerlich schon auf das unangenehmste Gespräch meines Lebens vorbereite. Was will sie denn mit mir sprechen? „Können wir jetzt bitte weitermachen?", frage ich gereizt und hebe unsere Stäbe wieder vom Boden auf. „Wenn ich dich darauf hinweisen dürfte, dass ihr diejenigen wart, die am Boden miteinander rumgemacht haben. Und hätte ich euch nicht unterbrochen ... wollen wir uns nicht vorstellen. Warum bin ich eigentlich derjenige, der jeden überrascht? Zuerst unsere Eltern und dann ihr? Bin ich verdammt?", beschwert sich Jace und holt sich dann ebenfalls einen Stab vom Boden.

„Ja, bist du. Weil du uns mit Clary auch immer auf die Nerven gehst. Ich finde gut, dass du das jetzt alles zurückbekommst.", lacht Izzy ihren Bruder aus, während ich meine Augen verdrehe. „Als wäre es nur für ihn schlimm, wenn er wo reinplatzt.", murmele ich und reiche dann Magnus seinen Stab wieder, während er mich besorgt mustert. „Wir können nächstes Mal auch einfach absperren.", kommt er zu mir und drückt mir einen sanften Kuss auf den Mundwinkel, was mich ihn anlächeln lässt. Ich liebe seine verständnisvolle Art.

„Oder ihr zieht zusammen weg.", wirft Isabelle ein. Es war vermutlich nur als Spaß gemeint, doch jetzt wo sie es sagt. Ich dachte eigentlich immer, dass ich niemanden finden werde und immer in diesem Haus leben werde. Es ist sicher dort. Auf jeden Fall habe ich nie in Erwägung gezogen, einmal mit jemand anderem zusammen zu ziehen. Und wahrscheinlich ist es auch noch zu früh, um darüber zu reden, aber vielleicht werde ich irgendwann mit Magnus zusammen wohnen. Wenn er diesen Weg mit mir gehen würde. Aber will ich ihn damit gefährden? So ungefährlich ist mein Leben schließlich nicht.

Nachdem sich dann alle wieder konzentriert haben, haben wir es endlich geschafft zu trainieren. Wir haben uns so abgewechselt, dass Magnus mit jedem von uns einmal verschieden durchgegangen ist. Jace, Isabelle und ich sind alle sehr gut, vielleicht sogar einer der besten hier, aber wir haben natürlich Bereiche, in denen jeder von uns besonders gut ist und Magnus soll schließlich alles besonders gut können. Auch wenn das in einer Woche schlecht funktionieren wird, hoffe ich, dass wir möglichst viel in den nächsten sieben Tagen unterbekommen.

Auf jeden Fall haben die zwei, die gerade nicht mit Magnus beschäftigt waren miteinander gekämpft, wobei er sich vielleicht auch ein wenig abschauen konnte. Also wenn jemand jemandem etwas in einer Woche beibringen kann, dann die Lightwoods. Wir sind sehr ehrgeizig.


Als wir wieder Zuhause ankommen, lässt sich Magnus sofort erschöpft in mein Bett fallen. Ich stehe lächelnd neben ihm und verschränke meine Arme vor der Brust. „Ich werde morgen so einen Muskelkater haben.", beschwert er sich und kuschelt sich in meinen Polster. „Jetzt übertreibst du. So anstrengend war es nun wirklich nicht!", lache ich, als plötzlich die Tür aufgeht. „Können wir jetzt sprechen?", fragt mich Isabelle, welche mit feuchten Haaren in der Tür steht. „Worum geht es? Warum kannst du nicht mit uns gemeinsam sprechen?", sehe ich sie verwirrt an, doch sie sieht mich genervt an.

„Ihr müsst wirklich auch einmal ein wenig getrennt voneinander auskommen. Komm jetzt!", befiehlt Izzy belustigt und verschwindet wieder. Ich sehe ihr verständnislos hinterher. Verbringe ich zu viel Zeit mit Magnus? Aber tut man das nicht mit seinem Partner? Außerdem muss man dazu sagen, dass ich die Mehrheit der Tage, in denen wir ein Paar waren, krank war und Magnus eben bei mir gelegen ist und sich um mich gekümmert hat. Sonst hätte vermutlich meine Mutter ab und zu reingeschaut. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die letzte Zeit nicht so viel bei meiner Familie war. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass man am Anfang der Beziehung einfach mehr Zeit miteinander verbringt, um sich kennen zu lernen. Irgendwann werde ich schon wieder Zeit für meine Eltern und Geschwister haben. Ich arbeite schließlich auch mit ihnen.

„Alexander, mach dir nicht so viele Gedanken. Wir können getrennt voneinander auskommen, aber wir wollen nicht. Ich hoffe, da spreche ich nicht nur für mich?", sieht mich Magnus an, als würde er genau wissen, was ich denke. Als wäre ich wie ein offenes Buch, das er mit Leichtigkeit lesen kann. „Natürlich kannst du da auch für mich sprechen.", lächle ich leicht schüchtern und höre anschließend meine jüngere Schwester meinen Namen rufen. „Ich bin gleichwieder da. Nicht einschlafen!", zeige ich drohend auf ihn und verschwinde dann durch die Tür in Izzys Zimmer.

Undercover (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt