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Alec


Ich löse mich wieder von ihm und ziehe ihn dann in eine stillere Ecke des Raumes. Als ich mich auf einen Stuhl fallen lasse, zische ich kurz auf, da ich tatsächlich eine Schusswunde an meiner linken Schulter bekommen habe. Ich hatte meine kugelsichere Weste nicht an, da das am Campus vermutlich sehr ungewöhnlich gewesen wäre. „Geht es dir gut?", fragt mich Magnus aus besorgten Augen, als er sich neben mich setzt. „Ja, nichts neues. Werde ich überleben.", lächle ich ihn aufmunternd zu. „Darf ich?", nähert er seine Hand meinem Bauch und ich nicke. Langsam schiebt er meinen Ärmel hinauf, um über das große Pflaster zu streichen, was mich leicht zusammenzucken lässt.

Einige Sekunden lasse ich ihn das durchgehen, bis ich wieder in die Realität zurück komme. „Magnus, wir müssen reden. Du hast vermutlich einige Fragen. Ich werde dir alle beantworten, wenn du mir danach im Gegenzug einige unserer Fragen beantwortest.", nehme ich seine Hand und schiebe sie von mir. Ich kann ihn jetzt nicht berühren, sonst verhalte ich mich nicht sachlich. Das ist ernst und ich muss aufpassen. „Ich denke, du weißt, was meine Fragen sind.", erwidert er, während er wieder versucht seine Hand auf meinen Oberschenkel zu legen. Doch er ist wahrscheinlich gleich nicht mehr so anhänglich. Wenn er weiß, dass ich ihn die ganze Zeit belogen habe.

„Ich heiße Alexander Gideon Lightwood. Meine Geschwister, Isabelle, Jace und ... Max, sowie meine Eltern arbeiten schon unser ganzes Leben beim FBI. Mein Auftrag war, dich zu beschützen und etwas über deinen Vater und deine Vergangenheit mit ihm herauszufinden. Was du dir wahrscheinlich schon denken konntest oder es sogar wusstest, ist Raj einer von Asmodeus' Leuten.", erkläre ich zusammengefasst und sehe, wie sich Magnus immer mehr von mir entfernt. „I-ich ... war dein Job? War dein Auftrag auch, mit mir zusammenzukommen und mir vorzuspielen, dass du so arm und unerfahren bist? Um mir danach das Herz zu brechen?", füllen sich seine Augen mit Tränen. „Nein. Magnus, hör mir zu. Bitte! I-ich ... habe mich in dich verliebt, es war meine Entscheidung ... mit dir zusammenzukommen? Wir sind zusammen?", sehe ich ihn verblüfft an. Das ist mir wohl entgangen.

„Nein! Es war alles eine Lüge. D-du ... du hast mich belogen. Mit allem.", schluchzt er. Ich knie mich vor ihn, um seine Hand zu nehmen, doch er rutscht weiter von mir weg. „Ich musste es tun. Nicht alles war gelogen. Unsere Beziehung war nicht gelogen. In deiner Nähe musste ich mich nicht verstellen, um gut gelaunt zu sein. Es war nicht geplant, dass du mir den Kopf verdrehst. Ich hätte auch dein bester Freund werden können, um die Informationen zu bekommen. Magnus, bitte ... ich habe dich gebeten, nicht wütend zu werden.", flüstere ich und sehe ihn besorgt an. „Ich bin nicht wütend ... na gut, vielleicht ein wenig. Aber hauptsächlich bin ich enttäuscht und traurig. Ich habe dir vertraut. Ich habe dir alles geglaubt und du hast es einfach ausgenutzt. Du hast mich ausgenutzt.", laufen ihm Tränen über die Wange.

„Wir mussten es tun. Wir brauchten Informationen über deinen Vater, damit wir seinen Standort herausfinden und ihn verhaften können. Ich wollte dir nie schaden. Im Gegenteil, ich habe mich schlecht gefühlt, dich anzulügen. Ich habe sogar darüber nachgedacht dir die Wahrheit zu sagen, aber ich konnte meine Familie nicht verraten, Magnus.", erkläre ich ihm, während ich seine Hand halte. Ich hebe meine freie Hand und fahre sanft über seine Wange, um die Tränen wegzuwischen. „Magnus, es stimmt, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und auch sonst keine Erfahrungen mit allem was dazu gehört. Du warst auch mein erster Kuss, ich wollte nicht so peinlich vor dir stehen, weswegen ich gesagt habe, dass ich schon jemanden geküsst hätte. Du bist in so vielem mein erster, aber bitte sei nicht meine erste Trennung.", bitte ich ihn, doch er schiebt meine Hand von seiner Wange.

„Nein, ich kann ... das nicht. Du hast mich belogen, ausgenutzt und enttäuscht. Ich kann das nicht. Und ich will auch nichts mit dem FBI zu tun haben. Du findest bestimmt jemand anderen. Tut mir leid.", flüstert er und steht auf. Kurz bleibe ich sitzen und sehe verzweifelt in die Leere, als ich plötzlich aufstehe und ihm nachlaufe. Ich lege eine Hand auf seine Schulter, damit er stehen bleibt und sich zu mir umdreht. „Du ... müsstest uns auch noch unsere Fragen beantworten. Und dann darfst du erstmal nicht wieder weg, bis es draußen wieder sicher für dich ist.", erkläre ich ihm leise und ohne ihm in die Augen zu sehen. Das kann ich nicht mehr.

Nach ein paar Minuten haben wir Magnus vor uns auf einem Stuhl sitzen. Hodge steht vor ihm, während Isabelle und ich neben ihm stehen. „Euren Gesichtern zu beurteilen ist es nicht so gut gelaufen?", flüstert mir Izzy zu. „Nein, es war zu erwarten. Warum sollte jemand mit mir zusammen sein wollen? Außerdem habe ich ihn belogen, er hat recht.", erwidere ich ebenfalls leise. „Also Mr. Bane ...", beginnt unser Boss, während er in Magnus' Akte schaut. „Sie wissen welche Geschäfte Ihr Vater betreibt?", fragt er und bekommt ein Nicken von seinem Gegenüber. „Haben Sie damit zu tun? Helfen Sie ihm?", fährt Hodge fort. „Nein, das habe ich auch nie.", antwortet Magnus standhaft und ohne mich eines Blickes zu würdigen.

„Was ist mit Ihrer Mutter? Hilft sie ihm?", sieht Hodge kurz von der Akte auf. „N-nein, sie ...", stottert Magnus plötzlich und sieht kurz zu mir. Der Schmerz, der in Magnus Augen sichtbar ist, zerreißt mich förmlich. „Sie ist schon früh von uns gegangen.", antwortet er mechanisch. „Und wie ist das passiert?", fragt unser Boss weiter. „Das ist doch nicht wichtig!", schalte ich mich aufgebracht ein, doch Izzy zieht mich wieder zurück. „Das habe ich zu beurteilen, Alec.", richtet sich Hodge kurz an mich. „Also?", dreht er sich wieder zu Magnus. „Sie hat sich umgebracht.", flüstert er und sieht betroffen zum Boden. Wie gerne ich ihn in meine Arme nehmen würde. „Wissen Sie den Grund?", fragt Hodge weiter. Warum ist er denn plötzlich so kalt?

„Nein.", antwortet Magnus mit heiserer Stimme. „Ok. Sie müssen ja irgendwann bei Ihrem Vater gewohnt haben. Haben Sie in der Zeit etwas von seinem Geschäft mitbekommen? Wissen Sie wo er es betreibt?", legt Hodge die Akte neben sich auf den Tisch, an dem er lehnt. „Nein, ich war noch zu klein. Ich kann mich daran nicht erinnern.", schüttelt Magnus den Kopf. „Mr. Bane, es bringt Ihnen nichts, wenn sie uns anlügen.", seufzt Hodge. „Tut mir leid, ich kann Ihnen die Wahrheit nicht sagen.", flüstert der Schwarzhaarige bedrückt. „Haben Sie noch andere Informationen über Ihren Vater? Wissen Sie seinen derzeitigen Standort?", fragt Hodge gleichgültig weiter.

„Er hat einmal versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, doch ich habe es nicht zugelassen. Er hat mir dabei eine Adresse mitgeschickt, wo wir uns treffen. Vielleicht ist er irgendwo dort in der Nähe.", holt er sein Telefon heraus und zeigt uns eine Nachricht. Ich hole mir einen Zettel und Stift, um die Adresse aufzuschreiben, da wir sie vermutlich heute noch besuchen werden. „D-darf ich?", frage ich Magnus unsicher und greife nach dem Telefon. Er nickt und hält es mir hin. Schnell schreibe ich die Adresse ab und gebe ihm sein Telefon wieder zurück, wobei sich unsere Finger leicht streichen und mein Körper wieder durch das kribbelnde und warme Gefühl durchfahren wird, welches mich näher zu ihm drücken will.

Jetzt, da ich ihn einmal hatte, will ihn mein Körper nur noch mehr und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. „Wir haben hier noch die Sachen, die in deinem Zimmer waren.", stößt Jace mit einem schwarzen Koffer zu uns, den er neben Magnus stellt. „Danke, Jace.", bedanke ich mich für Magnus bei ihm, da ich vermute, dass er mit niemandem sprechen will.

Undercover (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt