[Song: Fire on Fire ~ Sam Smith]
-KAT-
Ich werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel. Heute ist der Tag, der mir die letzten Wochen immer die Nerven geraubt hat. Ich trage ein schwarzes knielanges Kleid und hohe Schuhe. Meine Haare habe ich zu einem lockeren Dutt hochgesteckt. Dom hat schon ziemlich früh das Haus verlassen. Ich nehme den Hausschlüssel von der Anrichte und steige zu Cole ins Auto. Nach kurzer Fahrt erstreckt sich schon das Gebäude vor mir, was ich versucht habe so gut es geht zu meiden. Cole lenkt auf einen Parkplatz und wir gehen anschließend auf den Eingang unserer alten High School zu. Noah und Lina warten schon bereits. „Die anderen sind schon drinnen und halten Plätze frei", sagt Noah und umarmt mich. Die Stimmung ist drückend und ich ertrage den Gedanken nicht, die Bilder wieder alle in meinem Kopf zu haben. „Wollte Dom dich nicht begleiten?", fragt Lina. „Ihm ist etwas dazwischen gekommen", sage ich vage und betrete das Gebäude. Seit dem Vorfall wurde es komplett renoviert und ist kaum wieder zu erkennen. Wir laufen den langen Gang entlang, an unserem alten Klassenzimmer vorbei. Mein Magen zieht sich schmerzlich zusammen und in meinem Kopf höre ich wieder die Schreie. Ich spanne mich an und folge den anderen auf unsere Plätze. Nicht zu meinem überraschen hat sich Zayn auf den Platz neben Ash gesetzt. Sofort sehen mich alle mit einem komischen Gesichtsausdruck an. „Ist das okay für dich?", raunt mir Lina zu. Ich nicke nur stumm, setze mich ziemlich weit entfernt von ihm hin und starre geradeaus. „Liebe ehemaligen Schüler, es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Auch wenn der Anlass alles andere als erfreulich ist", begrüßt uns unsere ehemalige Direktorin, „vier Jahre sind nun nach dem Anschlag oder besser gesagt Amoklauf vergangen. Viele werden sich nun fragen, für was wir dann jetzt noch eine Andacht brauchen, dies ist auch ihr gutes Recht. Nun ich werde es Ihnen sagen, bis heute sitzt das, was wir durchmachen mussten uns noch tief in den Knochen und wir wollen nun zum letzten mal an unsere verstorbenen Mitschüler denken. Wir wollen ihnen zeigen, dass wir immer noch an sie denken. Dieses Jahr ist mein letztes Jahr als Direktorin an der Schule und ich sehe es als meine Aufgabe auch an die zu denken, die nicht dabei sein können. Aus diesem Grund habe ich eine kurze Rede vorbereitet..." Doch da hat mein Gehirn schon auf Durchzug gestaltet.
Rückblick:
Ganz normaler Dienstagabend. Wir sitzen alle zusammen an dem Gartentisch in meinem Garten. Jack der einen Arm um die Stuhllehne von Dana gelegt hat. Noah der reichlich mit Lina turtelt. Cole und Ash, gegenüber von ihm Liz, mit der er regelmäßigen Augenkontakt hält. Ich sitze auf Zayns Schoß, während seine Hand auf meinem Bauch ruht. „Unglaublich, dass wir nächstes Jahr einfach schon im letzten Jahr sind", Cole lehnt sich zurück. „Ja", ich sehe traurig zu Noah, „ein ganzes Jahr ohne dich. Wenn du dann studierst wirst du kaum Zeit für mich haben." „Du wirst das letzte Jahr auch ohne mich rocken" „Wir sollten nochmal was richtig cooles machen", in Danas Augen blitzt Begeisterung auf, „nächstes Jahr sind wir alle damit beschäftig für die Prüfungen zu pauken, Noah ist mit seinem Studium beschäftigt. Wir sollten nochmal alle zusammen wegfahren, bevor wir auf der ganzen Welt verstreut sind. Noah ist fertig mit den Abschlussprüfungen, wir haben sowieso noch Luft. Wir packen ein paar Sachen zusammen und fahren einfach weg für ein paar Tage." „Klingt gut", stimmt Lina zu und alle sind sofort begeistert. Jeder macht Vorschläge und Liz macht innerlich schon eine Packliste. Ich sehe grinsend zu Zayn. „Ich bin froh, dass ich das letzte Jahr mit dir verbringen darf", er drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Wir müssen noch mal so richtig Gas geben, so lange euer Würmchen noch nicht da ist", lacht Cole und deutet auf meine kleine Kugel. „Aber ohne Alkohol versteht sich", mischt Lina ein. Bis in den späten Abend machen wir uns noch Gedanken, ehe die anderen nach Hause gehen. „Wollen wir einfach schwänzen?", brummt Zayn am nächsten Morgen neben mir und dreht sich auf den Bauch. „Nichts da, bei deinen Noten solltest du echt regelmäßig in die Schule gehen, sonst verhaust du deine Prüfungen" „Komm schon, was ist schon das eine mal", murmelt Zayn und zieht mich zurück ins Bett. „Nein, du weißt, wie Ben darauf reagiert", ich zwänge mich aus seinen Armen und gehe mich im Bad fertig machen. Hätte ich gewusst, was heute passieren würde, wäre ich ohne zu zögern auf Zayns Angebot eingegangen. Aber leider kann keiner in die Zukunft sehen und die Zeit erst recht nicht zurück drehen. Es herrscht wie immer der übliche Lärmpegel im Klassenraum. Jeder spricht oder kruschpelt in seiner Tasche. Markus der vorne eigentlich gerade ein Referat über die moderne Kunst hält, wird kaum von einem beachtet. Jedes mal ermahnt uns der Lehrer aufs Neue, dass wir aus Respekt wenigstens leise sein sollen, auch wenn es uns nicht interessiert. Aber bei Pubertierenden hält das vielleicht für 10 Sekunden an und dann ist es wieder laut. Zayns Hand ruht wie üblich auf meinem Bauch, seinen Kopf hat er auf der Tischplatte abgelegt und ich fahre mit meinen Fingernägel durch seine Haare. Ein lauter Schrei lässt nicht nur ihn, sondern auch alle anderen aufzucken, dann fällt ein Schuss. Mehrere nacheinander. Es bricht Panik aus, alle schreien wie wild durcheinander. „Beruhigen Sie sich", ruft der Lehrer, aber selbst ihm sieht man die Angst deutlich an. Die Schüsse und Schreie hallen durch den ganzen Gang und kommen deutlich näher. Augenblicklich befinden sich alle anwesenden Schüler am Boden und haben Angst zu atmen. Mit einem Ruck geht die Tür auf und ein Typ in schwarz gekleidet und maskiert steht im Klassenraum. In der Hand eine Waffe die genau in die Mitte gerichtet ist. Sofort bricht die Panik wieder aus. Alle schreien, bis ein Schuss zu hören ist. Einer meiner Mitschüler blutet am Bauch. „Wir müssen hier weg", wispert mir Zayn zu. Nur wie? Gerade steht der Typ mit dem Rücken zu mir, ich richte mich langsam auf, um dann schnell die Flucht zu ergreifen. Doch gerade als ich die Tür erreiche, streift mich ein Schuss und trifft mich am Bein. Ich schreie auf und falle. Falle auf meinen Bauch, falle auf meine Knie. Zayn schreit, ich schreie. Ich traue mich nicht hinunter zu sehen. Im Gang herrscht Panik, alle schreien und rennen wild durcheinander. Ein weiterer Schuss folgt, aber diesmal nicht von ihm. Das SEK und die Polizei stürmen in Truppen rein und überwinden den Übeltäter. Mehrere Notärzte versorgen Schüler, eine davon bin ich. „Das ist meine Freundin", brüllt Zayn, „sie ist schwanger." Sofort sind die Ärzte in höchster Alarmstufe, sie rufen sich gegenseitig etwas zu und schließen alle möglichen Geräte an mir an. Mit einer Liege werde ich herausgefahren. Im Augenwinkel sehe ich blutende Menschen am Boden, manche von ihnen sind wahrscheinlich schon tot.
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Save me again
Teen FictionSave me again, before it is too late. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es einmal war.... Kats Leben scheint endlich eine positive Wendung zu nehmen. Beste Freunde, die immer für einen da sind. Die Liebe des Lebens gefunden, mir der man bis ins Gra...