Germangie- Zurück auf Anfang?

9) Ein Funken Hoffnung

Angie POV:

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich unter diesem Baum gesessen und geweint hatte. Ich fühlte mich vollkommen leer. Später fragte ich mich, wie ich überhaupt nach Hause gekommen war, ich hatte keine Erinnerungen daran, wie ich dort hin kam. Zum Glück war Angelica nicht da. Ich setzte mich auf den Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen und unser Gespräch zu rekonstruieren. Mir stiegen erneut Tränen in die Augen, aber diesmal nicht wegen German, sondern wegen mir. Als darüber nachdachte, wurde mir klar, dass diesmal ich es verbockt hatte. Er wollte mit mir reden. Er hat mit mir geredet. Ich bin im ausgewichen. Ich bin weggerannt. Es war eines der weinigen Male in meinem Leben, in denen ich mich vor mir selbst schämte. Er hatte mir angeboten, uns auszusprechen und was machte ich? Lief weg wie eine Idiotin. Immer stand uns etwas im Weg. Unsere fast Verwandtschaft, meine Gefühle, seine Gefühle, Jade, Esmeralda, Pablo.... Ich hätte die Chance gehabt, es zu ändern und bin davongerannt. Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf zwischen meine Knie.

German POV:

Diesmal war es etwas anderes, was sie blockiert hatte. Das merkte ich. Einen Moment war mir, als hätte ich den Schlüssel zu der Tür gefunden, hinter der sich ihr Herz versteckte, doch sie hat die Tür von innen verriegelt. War ich ihr zu nahe getreten? "Papa, warum ist Angie aus dem Haus gestürmt?", fragte mich plötzlich Violetta und riss mich aus meinen Gedanken. "Habt ihr euch gestritten?" "Nein Violetta, überhaupt nicht, keine Sorge. Dein Vater hat niemanden verjagt. Sie.. sie hatte noch etwas vor und hat die Zeit vergessen", erwiderte ich wenig glaubhaft. "Ach ja, und das war so schlimm, dass sie Tränen in den Augen hatte?", schnauzte sie mich an. Ich konnte Violetta in diesem Moment nicht einmal böse sein. "Violetta glaube mir, ich wollte sie nicht verletzten, ich wollte nur mit ihr reden und dann ist sie gegagen", versuchte ich sie zu beschwichtigen. "Ich werde sie morgen fragen, wenn ich sie im Studio sehe, ich weiß nicht, was ich davon halten sollte. Angie ist nicht der Mensch der zu solchen Ausbrüchen neigt", sagte sie und verließ mein Büro. 

Violetta POV:

Papa war ja mal richtig niedergeschlagen!! Hat er Angie verletzt oder sie ihn? Mann, ich war ja zu einer Klatschtante geworden!! Ich beschloss, am nächsten Tag Angie im Studio darauf anzusprechen. Und wenn sie nicht da war, gab es nur zwei Orte, in denen sie schlaen konnte: Bei Pablo oder bei Angelica. Am nächsten Morgen bekam ich beim Frühstück kaum etwas runter. Ich wollte unbedingt Angie helfen, und Papa. Ich begrüßte Francesca und Maxi und ging ins Lehrerzimmer. "Guten Morgen Pablo, ich such Angie. Weißt du vielleicht wo sie ist?", begrüßte ich ihn. "Hallo Violetta, Angie war heute die Erste die da war. Sie ist im hinteren Probensaal. Aber pass auf, sie redet nur das Nötigste und geht allen aus dem Weg. Viel Glück und sage mir bitte, ob es ihr gut geht, selbst mit mir spricht sie kaum." "Vielen Dank Pablo. Ich werde mein Glück versuchen. Bis nachher." Ich lief bis ans Ende des Studios und sah dort tatsächlich Angie auf dem Klavierhocker. Sie wirkte seltsam angespannt und doch war sie in sich zusammen gesunken und schaute unfassbar traurig. Sie so zu sehen, brach mir das Herz. Ich klopfte zaghaft an und betrat den Raum. "Hallo Angie!", sagte ich leise. "Vilu!", hauchte sie. Ich umrudete das Klavier und legte eine Hand auf ihren Rücken. "Was ist nur los mit dir? Pablo und ich machen uns schreckliche Sorgen!"

Angie POV:

Ich hatte am Morgen beschlossen, in das Studio zu gehen, da ich es Zuhause nicht ausgehalten hatte. Ich spürte die Blicke von Pablo und Antonio in meinem Rücken, als ich durch das Studio lief. Nie hatte ich damit gerechnet, dass Violetta mich suchen würde. "Warum bist du hier?", fragte ich sie leise. "Angie, ich mache mir schreckliche Sorgen um dich, ich habe gestern gesehen, wie du mit Tränen in den Augen aus dem Haus gestürmt bist und Papa versicherte mir, dass ihr euch nicht gestritten habt. Also beschloss ich, mit dir zu reden. Warum geht es dir so schlecht?", fragte sie mich sorgenvoll. "Vilu, mach dir keine Gedanken über mich, mir geht es gut!", versuchte ich sie zu überzeugen, doch selbst ich glaubte mir nicht. Sie schaute mich mit schiefgelegtem Kopf an und strich mir beruhigent über den Rücken. "Vilu, dein Vater hat nichts getan. Er hat sich bei mir entschuldigt und ich habe überreagiert. Meine Gedanken sind über mich eingestürzt, meine Emotionen übergekocht und ich war überfordert. Es war in diesem Moment einfach zu viel." Violetta schaute mich verwirrt an:" Was war da zwischen euch? Empfindest du etwas für ihn?" Ich schaute sie erst verblüfft, dann verwirrt an. "Violetta, ich weiß nicht, es ist so viel passiert. Ich vermassele immer alles und..." "Angie überhaupt nicht! Wenn du etwas für ihn empfindest, dann rede mit ihm! Papa ist komplett durcheinander. Weder Ramallo noch ich können da etwas machen. Du bist die Einzige und glaube mir danach geht es auch dir besser!" Sie reichte mir ein Taschentuch. Ich beseitigte die Spuren meiner Tränen und drückte sie ganz fest. "Wenn ich dich nicht gehabt hätte.... Danke Vilu. Du hast mir so sehr geholfen." In mir entfachte gerade ein Licht. Es war klein, doch es war da und ich beschloss es nicht festzuhalten, sondern ihm freie Bahn zu lassen, um zu sehen was sich daraus entwickeln würde.