Gradwanderung

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Du schaust mir tief in die Augen. Deine Augen leuchten und glitzern, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Dein breites Grinsen ist nicht mehr aus dem Gesicht zu wischen. Allgemein hast du so eine lockere und ruhige Aura, dass sie mich einfach mit einhüllt und in einen einspannten Zustand versetzt. 

Ich sitze auf deinem Schoß. Meine Arme habe ich, um deinen Hals geschlungen. Mein Herz pocht laut in meiner Brust. Meine Atmung geht unregelmäßig und tief. Mein Kopf ist wie leergefegt. Ich kann nicht mehr denken, nur noch fühlen. Ich spüre, wie deine Finger unter meinem Pullover leicht über meine weiche Haut fahren. Meine Wirbelsäule entlang, über meine Rippenbögen. Bei jeder Berührung verursachen sie ein prickeln an der Stelle. Ich bekomme eine leichte Gänsehaut. Keine unangenehme. Im Gegenteil. Ich genieße den Moment und deine Berührungen. Deshalb schließe ich kurz meine Augen. So kann ich mich kurz nur auf das Gefühl konzentrieren. So wie du habe auch ich ein Grinsen auf meinem Gesicht, welches ich nicht mehr los werde. 

Du hörst auf mich zu streicheln. Deine Hände liegen nun ruhig auf meinen Hüften. Ich öffne vorsichtig und langsam meine Lider wieder. Dann atme ich einmal tief durch. In dem Moment lehnst du dich nach vorne. Ich kann deinen Atem an meiner Wange spüren. Unsere Nasen berühren sich vorsichtig. Dann unsere Lippen. Ganz zart, leicht, als wären unsere Münder aus Glas. Wie ein Stromschlag durchfließt dieses Gefühl meinen Körper. Ich bin wie hypnotisiert. komplett in dem Moment. Dann, nach einiger Zeit, lösen wir uns wieder voneinander. Und ich schaue erneut in deine glitzernden und leuchtenden Augen.

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Es ist, als wären wir zuvor auf einem kleinen, schmalen Pfad in den Bergen gewandert. Den wir mit sehr viel Kraft und Mühe gerade so halten konnten. Doch hiermit, sind wir von den Pfad abgerutscht. Zwar stehen wir jetzt auf einem breiteren Pfad weiter unten, im Tal, doch mit uns ist viel Geröll den Berg mit hinunter gerollt, der uns die Sicht unseres neuen Weges versperrt. War das die richtige Entscheidung? Ist das der richtige Weg? Was liegt hinter dem Geröll? Werden wir das zusammen schaffen? Können wir uns die Steine aus dem Weg räumen? Oder werden wir daran verzweifeln und uns verlieren? Das sind alles Fragen die mir gerade im Kopf rumschwirren. 

Du nimmst eine Hand von meiner Hüfte und legst sie an meine Wange. "Süße, du denkst schon wieder zu viel nach." Deine Berührung bringt mich erneut um den Verstand und verschafft mir eine wohlige Gänsehaut auf den Armen.

Beziehungen sind schwer. Freundschaft ist schwer. Liebe aber ist noch einiges komplizierter. Es ist wie eine Gradwanderung auf einem schmalen Pfad in den Bergen. Und nur wir und die Zeit können entscheiden, was wir daraus machen und ob wir uns verlieren oder nicht.

long story shortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt