Ich spüre den Schmerz an meinem Hals, an meinen Handgelenken, an meiner Hüfte. Ich bekomme kaum noch Luft, habe qualvoll meine Augen geschlossen. Unter den Leiden versuche ich gegen den Schmerz anzukämpfen. Ich zerre meine nach vorn gezerrten Arme an meinen Körper. Schreie, weil die Seile noch weiter in mein Fleisch schneiden. Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Am liebsten würde ich wimmernd zusammenbrechen und mich in Stücke reißen zu lassen. Aber ich bleibe stehen und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Hitze steigt von den brennenden Stellen auf in meinen Kopf und umhüllt mich. Ich spüre kaum noch was anderes außer der Druck, welcher auf mir lastet.
Krampfhaft versuche ich meine Augen zu öffnen. Sofort rollen mir zwei Tränen die Wange hinunter. Ich blinzele die Restlichen weg und versuche mich in meiner eingeschränkten Haltung irgendwie umzuschauen.
Ein schwaches Licht erhellt einen komplett leeren Raum. Er ist schwarz gestrichen. Wie groß er ist kann ich nicht einschätzten. Ich schaue an mir hinunter, zu meinen Händen, zu meiner Hüfte. Drei Tauähnliche Seile bohren sich in meine Haut. Meine Hände sind schon blau angelaufen, meine Hüfte ist vom ständigen hin und her reißen der Seile aufgeschürft. Langsam wandert mein Blick weiter nach unten. Ich stehe nur auf einem schmalen Streifen Boden. Jetzt kann ich nicht mehr ausweichen. Es geht nur noch vor oder zurück.
Ich blicke auf. In dem Moment sehe ich dich vor mir. Du stehst in einem Hellen Kegel. Groß, stark, zwei Taue in der Hand, breit grinsend. Deine Augen leuchten förmlich, als du mich siehst. Du bist unverändert. Hast immer noch die gleiche Körperhaltung wie immer und immer noch den gleichen Charme, der dich umgibt. Trotzdem schaue ich dich angsterfüllt an. Du ziehst mich an den Stricken immer weiter zu dir, ich kann mich nicht wehren. Ich bin nur noch einige Meter von dir entfernt. Die Angst in mir steigt. Tief atmend versuche ich mich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen. Wie komme ich am schnellsten hier raus? Was passiert, wenn ich bei dir angekommen bin? Wirst du mir noch mehr wehtun? Was mach ich jetzt? Ich bin so in meinen Kopf, dass ich mein Elend für einen Moment vergesse.
Doch in dem Moment werde ich am Hals nach hinten gerissen. Ich schreie schmerzerfüllt auf. Kann nicht sehen wer mich von hinten zieht, aber ich sehe mich schon vor mir, wie ich da liege, in Stücke gerissen, leblos. Das kann ich nicht zulassen.
"Hört auf", versuche ich normal zu sagen, aber meine Stimme bricht. Ich bekomme nur ein leises wimmern raus. Keine Reaktion. "Bitte, bitte hört auf", weine ich laut. Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Laut schluchzend brechen meine Beine unter mir zusammen. Meine Arme und Hüfte weit nach vorn gestreckt, mein Kopf nach hinten gezogen.
"Aber ich will dir doch gar nicht wehtun", hallt eine Stimme hinter mir.
"Tust du aber", gebe ich schluchzend zurück.
"Ja, sonst hat er dich für sich allein. Das werde ich nicht zulassen."
Der Druck auf meinem Hals erhöht sich. Mir wird langsam schwindelig. Meine Glieder werden schwach. Mein Kopf hört auf zu denken. Zwanghaft versuche ich meine Augen offen zu halten. Wieder einen klaren Gedanken zu fassen oder mich herauszuwinden. Alles erfolglos. Ein paar Mal blinzele ich. Auf einmal verschwindest du vor mir. Und ich sehe, was eigentlich die Stricke hielt.
Vor mir steht ein großer Spiegel. Ich knie vor ihm und halte die Stricke in meinen Händen. Mein Kopf ist blass, ohne Blut. Ich habe tiefe Augenringe. Mein Körper wirkt leer und erschöpft.
"Lass los", ertönt eine ruhige Stimme durch meinen Kopf, "Lass los, dann wird es dir besser gehen".
Stattdessen ziehe ich sie noch etwas strammer. "Nein, es wird alles noch viel komplizierter machen", gebe ich weinend zurück.
"Lass los, sonst wirst du dich selbst umbringen", die Stimme wird ernst. "Du weißt selbst, dass es das beste für dich ist, wenn du den Strick einfach loslässt. Du spürst doch wie dolle es wehtut.
"Ich will nicht, ich kann nicht, was soll ich tun", gebe ich kopflos zurück.
"Lass los, verdammte scheiße siehst du nicht was du dir antust?", inzwischen schreit die Stimme in meinem Kopf. Aber ich höre ihr nicht mehr zu.
Ich spüre nur, wie ich langsam meine Sinne verliere und meinen klaren Verstand. Anstatt etwas zu unternehmen schau ich mir mein Leiden im Spiegel an, in der Hoffnung, dass es von alleine besser wird. Meine Augen, die ich bis jetzt noch krampfhaft versucht hab offen zu halten, fallen langsam zu. Ich spüre, wie sich der Druck um meinen Hals löst. Doch es ist zu spät.
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long story short
Novela JuvenilIch bin besser im Schreiben von kurzen Storys, als im Schreiben von Romanen oder langen Geschichten. Demnach benutze ich das hier als meine Story-Collection. Ich schreibe immer über Themen die mich momentan sehr bewegen. Also wenn du bock hast schau...