Alltagsschmerz

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Mein Blick ist starr auf den Boden gerichtet. Ich sehe meine Füße, die bedacht einen Schritt vor den anderen setzten. Der Weg ist matschig. Hier und da liegt mal ein Blatt auf dem Boden. Ich schaue hoch. Der Weg den ich laufe ist gerade. Keine Kurve, keine Steigung. Einfach nur ein gerader Weg. Trotzdem sehe ich das Ziel nicht. Ein kurzes Seufzen kann ich mir nicht verdrücken. Trotzdem laufe ich noch etwas schneller. Immerhin will ich schnell nsch Hause. Meine Gedanken schweifen zu dir. Was soll bloß aus uns werden?  Hat das was wir haben eine Zukunft? Gibt mir das halt? Oder ist es nur das Ding für den Moment? Und was ist eigentlich mit mir.Was soll bloß aus mir werden? Wieso muss ich Stundenlang einen geraden Weg entlang gehen, um die Gedanken in meinem Kopf endlich entwirrt zu bekommen?
In Gedanken höre ich auf mich auf den Weg zu konzentrieren. Ausversehen trete in eine Pfütze. Das Wasser spritzt in meinen Schuh. Die kalte Flüssigkeit saugt sich sofort in meinen Socken. Mit einem Mal spüre ich wieder den Stein in meinem Schuh. Er bohrt sich von unten in meine Fußsohle. Meine müden Beine fangen auch langsam an zu schmerzen. Ich spüre einen Stich in meiner Kniescheibe.
Krampfhaft versuche ich wieder einen Gedanken zu fassen, um mich von dem Schmerz abzulenken.
Stattdessen aber mischt sich jeder klare Gedanke in meinem Kopf zu einem großen, trüben Ball zusammen. Er fühlt sich nicht schwer an oder erdrückend. Aber ablenken geht auch nicht mehr.
Ich schaue wieder auf den Boden. Konzentriere mich auf meine Schritte. Auf den Schmerz in meinem Knie, meiner Hüfte. Auf den unklaren Gedankenball in meinem Kopf. Und so laufe ich. Der Schmerz wird immer doller.
Am liebsten würde ich mich zusammengekauert auf den Boden legen und nie wieder aufstehen. Warten bis der Schmerz vorbei geht, bis meine Gedanken wiederkommen. Aber irgendwie kann ich nicht mehr stehenbleiben.
Und mit einem Mal fange ich an mich mit dem Schmerz auseinanderzusetzten. Ich realisiere, dass er doch garnicht so schlimm ist, wie ich erst gedacht hab. Ich verstehe, dass ich den Weg schaffen werde, trotz dem Schmerz und wenn ich angekommen bin kann ich mich hinsetzten und er wird vorbei gehen. Und in diesem Moment des Realisierens löst sich der Ball in meinem Kopf auf und mit jedem Schritt lasse ich ein bisschen Alltagsschmerz einfach los.

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